Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Wie wir gesehen haben, sind die Einläufe an 
wichtigem und grundlegendem Material am König- 
lichen botanischen Museum ungemein große, so große, 
daß schon längst der zur Verfügung stehende Raum 
nicht mehr ausreicht und ausgedehnte provisorische 
Hülfsräume dazu genommen werden mußten. Und 
diese Zunahme der Sammlung, welche wir zum 
Theil unseren deutschen Kolonien zu danken haben, 
ist von unberechenbarem Werth. Denn nur auf dieser 
Basis konnten von dem Direktor und den Beainten 
des botanischen Museums Werke vollendet werden, 
wie die „Pflanzenwelt Ostafrikas“ und das große 
vielbändige Sammelwerk: „Die natürlichen Pflanzen- 
familien“. Nur auf so vollständige oder wenigstens 
sich zusehends vervollständigende Sammlungen hin 
konnte endlich das allseitig erwünschte und für jeden 
Botaniker nothwendige, von der Königlichen Akademie 
der Wissenschaften unterstützte Unternehmen „Das 
Pflanzenreich" in Angriff genommen werden, ein 
Werk, das die Pflanzenwelt der ganzen Erde um- 
fassen und Jahrzehnte angestrengtester Arbeit er- 
fordern wird. 
  
Bericht über den Baumwollsamenölhandel Deutschlands 
mit den Vereinigten Staaten von Amerika. 
Im Durchschnitt der vier Jahre 1895 bis 1898 
hat Deutschland nach amerikanischen amtlichen Sta- 
tistiken jährlich für 2 599 763 Dollar (10 919 005 
Mark) Baumwollsaatölkuchen und mehl aus den 
Vereinigten Staaten bezogen und hiermit 48 pCt. 
des ganzen Exports der Vereinigten Staaten in diesen 
Artikeln aufgekauft. Ferner bezog Deutschland im 
Durchschnitt der fünf Jahre 1895 bis 1898 jährlich 
für etwa 648 097 Dollar (2721 671 Mk.) Baum- 
wollsamenöl aus den Vereinigten Staaten und nahm 
hiermit 9 pCt. des gesammten Exports in diesem 
Artikel aus den Vereinigten Staaten auf. Außerdem 
gelangt in der Oleo-Margarine und in dem Oleoöl, 
von welchen im Durchschnitt der Jahre 1895 bis 1898 
Deutschland im Werth von rund 2 Millionen Dollar 
(8,4 Mill. Mk.) jährlich aus den Vereinigten Staaten 
bezogen hat, viel Baumwollsamenöl nach Deutschland, 
da zugegebenermaßen dieses Oel bei der Oleomarga- 
rinefabrikation in den Vereinigten Staaten neuer- 
dings eine große Rolle spielt. 
Die nachstehenden Angaben, welche kürzlich bei 
der Versammlung der „Inter-State Cotton Crushers 
Assoclation“ in Old Point Comfort im Staate Virginia 
veröffentlicht wurden, dürften daher für einen großen 
Theil der deutschen Landwirthe von Interesse sein: 
Während noch im Jahre 1870 erst 4 pCt. und 
im Jahre 1880 6 PCt. des mit der Baumwolle 
geernteten Baumwollsamens zu Baumwollsamenöl 
verarbeitet wurden, sind im Jahre 1898 schon 43 pCt. 
der Gesammtproduktion an Baumwollsamen von dieser 
Industrie verbraucht worden. Hieraus erhellt, wie 
schnell und zu welchen gewaltigen Dimensionen diefe 
Industrie, die sich ausschließlich mit Verarbeitung der 
  
648 — 
letzten Jahren angewachsen ist. Die nachstehende 
Tabelle zeigt, wie im Laufe der letzten 30 Jahre 
einerseits die Baumwollernte der Vereinigten Staaten 
stetig gewachsen ist, und wie andererseits in noch 
erhöhtem Maße die Produktion von Baumwollsaato- 
infolge schneller Ausbreitung der Oelfabrikation ganz 
enorme Fortschritte gemacht hat. 
Die Produktion von 3 Mill. Gallonen (1 Gallone 
— 3#,.7852 Liter) Oel im Jahre 1870 gegen 94 Mill. 
im Jahre 1898 bedeutet eine Zunahme von über 
3100 pCt. 
Erntejahr Baumwollernte Oelproduktion péErdes 
verarbet:z. 
Ballen Gallonen Samen- 
1870—1871 4347 000 3 000 000 5 
1875 —1876 49362 000 5 250 000 6 
1880 —1881 6 606 000 8 000 000 6 
1885—1886 6575 000 23 000 000 19 
1890—1891 8 674 000 40 000 000 25 
1895—1896 7174 000 51 000 000 40 
1898—1899 11256 000 94 165 000 43 
Ziemlich gleichen Schritt wie die Produktion hat 
auch die Ausfuhr des Baumwollsamenöls gehalten. 
Während die Vereinigten Staaten im Jahre 1872 
erst 547 165 Gallonen (1 Gall. = 3.7852 Liter) fur 
293 546 Dollar (1 232 893 Mk) ausführten, wur- 
den im Jahre 1899 über 50 Mill. Gallonen für 
rund 12 Mill. Dollar (50,4 Mill. Mk.) exvortirt. 
Hieraus ergiebt sich, daß etwa die Hälfte der ganzen 
Baumwollölproduktion nach dem Ausland geht und 
daher diese Industrie wesentlich auf Absatz in frem- 
den Ländern angewiesen ist, unter denen Deutschland 
ziemlich in erster Reihe steht. 
Ausfuhr von Baumwollsaatöl aus den 
Vereinigten Staaten. 
Gallonen Dollar 
4 3.,78 Liter à 4.2 Mk. 
1872. 547 165 293 546 
1877 1 705 422 842.248 
1882 713549 330 230 
188“. 4 067 130 1 578 935 
1892 13 859 278 4 982 285 
1897 27 198 882 6 897 361 
1899 50 627 219 12 076 519 
Ueber die Produktion der Baumwollsaatkuchen 
und des -mehls sind keine für die Gegenwart zu- 
treffenden Zahlen vorhanden. Da diese Kuchen aber 
den Rückstand der Baumwollsamenölfabrikation dar- 
stellen, so läßt sich aus der obigen Tabelle über die 
Produktion dieses Oels auch ein Schluß auf die 
Produktion der Kuchen machen. Die amtlichen Aus- 
fuhrstatistiken zeigen, daß im Jahre 1895 489 Mill. 
Pfund Baumwollsaatkuchen und -mehl aus den Ver- 
einigten Staaten ausgeführt wurden, im Jahre 1819 
aber 1079 Mill. Pfund, was also auch eine Zunahme 
von über 100 pCt. in fünf Jahren bedeutet. 
Was die Frage betrifft, ob der Bezug von 
Baumwollsaatöl, -kuchen und -mehl aus den Ver- 
einigten Staaten noch beträchtlich gesteigert werden 
Nebenprodukte der Baumwollernte befaßt, in den kann, so dürfte sich aus folgenden Zahlen ergeben,
	        
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