Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

Maßregel ermöglicht es unseren Gläubigen, noch 
regelmäßiger sich bei uns einzufinden als vorher. 
c) Ndala (St. Joseph). Personal: PP. Müller, 
Schultz und Bruder Felizian (Joh. Götzer). 
Trotz der Befürchtungen, die für diese Mission 
aus dem Umstand erwuchsen, daß sie am Karawanen- 
weg liegt, schritt die Missionsarbeit gut voran. In 
diesem Jahre erreichten die Katechumenen ihr viertes 
Probejahr, so daß 165 Erwachsene die heilige Taufe 
erhalten konnten. Der Grundstein zu einer Kirche 
wurde in feierlicher Weise in Gegenwart des Herrn 
Hauptmanns Puder gelegt, des Befehlshabers der 
deutschen Militärstation von Tabora, welcher von 
zwei Offizieren begleitet war. Inzwischen ist die 
Kirche dank der anerkennenswerthen Energie und 
Thätigkeit des Br. Egidius, der den Bau leitete, 
fertiggestellt und bereits vom hochw. Herrn Bischof 
Streicher aus Uganda bei Gelegenheit seiner Durch- 
reise eingeweiht worden. Das Waisenhaus (35 Kna- 
ben) und auch das Krankenhaus (vier Gebäude) ent- 
wickeln sich stetig. 
4) Urundi (St. Antonius). Personal: PP. Van 
der Wee, Astruc, Goarnisson und Bruder 
Fortunatus (Kwatoti). 
Nachdem sie ein Jahr lang ausgegeben war, 
wurde diese Station im Januar 1899 wieder auf- 
genommen. Die sehr abergläubischen Bewohner der 
Gegend, die Watussi, ertrugen nur mit Widerwillen, 
daß sich die fremden Weißen nahe ihrem heiligen 
Berge niederließen. Sie suchten auch wirklich die 
Missionare zu bewegen, sich zurückzuziehen; zwei 
Kinder unserer Mission fielen ihrem barbarischen Haß 
zum Opfer. Ein Sühnezug der Deutschen zwang 
die Watussi daraufhin, sich nicht weiter der Nieder- 
lassung der Missionare zu widersetzen. Letztere haben 
seitdem regelmäßigen Katechismusunterricht eingerichtet. 
e) Uzige (Herz Jesu). Personal: PP. De- 
soignies, Van der Burgt, Menard. Diese 
Station wurde innerhalb zweier Jahre von einigen 
Eingeborenen, die sich feindlich gegen unsere Religion 
zeigen, zweimal eingeäschert. 
III. Apostolisches Vikariat Süd-Nyanza. 
Apostolischer Vikar: Bischof Hirth. 
Stationen: 
a) Bukumbi (Unsere Liebe Frau von Kamoga). 
Personal: Bischof Hirth, P. Chomérac und Br. 
Maria (Van der Meer). 
Am 12. Februar weihte der apostolische Vikar in 
feierlicher Weise die neu errichtete Kirche, zum größten 
Theil ein Werk der Zöglinge des Waisenhauses, ein; 
an der Feier nahmen außer den Deutschen von 
Muanza die Könige von Bukumbi, Bulumcji, Usa- 
mawo und Ufindja theil. Das Fest der Kirchweihe 
verlief glänzend, und war der Zulauf von Christen 
und Heiden ein sehr großer. Nach Herstellung der 
Kirche verdoppelten die Missionare ihre Anstrengungen, 
um sie auch mit Gläubigen zu füllen. Am Schutzfest 
des heiligen Joseph wurden 17 Erwachsene getauft, 
671 
  
— 
womit die Zahl der Getauften auf 300 stieg. Für 
Jeden, der die rauhen Basukuma kennt, führt diese 
Zahl eine beredte Sprache. Auch die weiter ent— 
fernten Christengemeinden wurden besucht und konnte 
überall das Wohlwollen der Häuptlinge und der 
Einfluß, den unsere Katechisten gewonnen, konstatirt 
werden. 
b) Usui (Maria Lourdes). Personal: PP. Brard, 
Buisson und Schneider. 
Von Usui, das erst seit 1 1/2 Jahren besteht, schreibt 
P. Brard unter dem 1. März 1899 unter Anderem: 
„In Usui wollte man anfangs von uns nichts wissen, 
was uns aber mit nichten abhalten konnte, zu bleiben. 
Gelitten haben wir bisher nicht viel, obwohl die 
Großen den besten Willen hatten, uns auszuhungern; 
man wollte einen Keil zwischen uns und die Be- 
völkerung treiben und uns an einem ungesunden, 
abgeschiedenen Orte festlegen, wir aber erbauten auf 
dem schönsten Hügel der ganzen Gegend, zwanzig 
Minuten von der Königlichen Residenz entfernt, Maria 
Lourdes. Anfangs machte man uns allerhand Schwie- 
rigkeiten; es war uns fast gänzlich untersagt, uns im 
Lande sehen zu lassen; jetzt besuchen wir bereits un- 
gehindert alle Dörfer. Ich habe auch versucht, Ver- 
bindungen mit den Nachbargebieten von Usui anzu- 
knüpfen. In Usambiro haben unsere Katechisten 
bereits begonnen, an die 30 junge Katechumenen zu 
unterrichten: dies Land scheint ganz reif zu sein, das 
Samenkorn des Glaubens aufzunehmen. 
c) Kiziba-Marienberg. Personal: PP. Van 
Thiel, Couffignal, Br. Philipp (J. A. Braun). 
Trotz der Anstrengungen der Missionare entwickelt 
sich diese Station nur langsam, besonders infolge der 
feindlich zurückhaltenden Haltung der Großen und der 
sehr ausgedehnten Gewalt der Zauberer über das 
Volk. Doch macht sich in den letzten Monaten eine 
bedeutende Wendung zum Besseren bemerkbar. 
d) Ukerewe (Maria Hoffnung). Personal: PP. 
Hauttecoeur, Roussez, Huwiler (mittlerweile 
nach Europa zurückgekehrt); Br. Hadrian (A. Strung) 
und Br. Joseph (G. Fuchs). 
Die Fortschritte dieser Mission sind die erfreu- 
lichsten und zwangen den Bau einer geräumigen Kirche 
auf; die dadurch entstandene Riesenarbeit kann nur 
durch den Eifer der Missionare und die hochherzige 
Hingebung der Eingeborenen zu einem guten Ende 
geführt werden. Diese Insulaner weisen wirklich die 
beste Seelenverfassung auf und bieten dem Christen- 
thum einen sehr günstigen Boden dar. Am 15. August 
firmte Bischof Hirth an 300 Neophyten; am 6. Sep- 
tember empfingen 97 Katechumenen nach Vollendung 
ihrer vierjährigen Probezeit die heilige Taufe, zu 
Allerseelen 15 andere, und 71 am Feste Mariä- 
Lichtmeß. Diese Mission zählt trotz des kurzen Be- 
stehens bereits 600 Getaufte, welche großen Eifer 
zeigen, wie schon die 7240 Beichten und 6976 Kom- 
munionen erkennen lassen. 
Auch in diesem Jahre werden wieder mehrere
	        
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