Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

der heiligen Schrift und des Katechismus sowie 
Liederverse übersetzt und endlich auch mit der Ab— 
sassung einer Fibel begonnen. Ferner haben sie 
regelmäßige Gottesdienste gehalten, große und kleine 
Schüler um sich versammelt, kurz nach allen Seiten 
hin Mittel und Wege gesucht, den Herzen der Heiden 
nahezukommen. 
Dazu kommt, daß die Missionsfamilie im ver- 
gangenen Jahre viel von Krankheitsnoth heimgesucht 
wurde. Namentlich ist es auch hier die Malaria in 
ihren verschiedenen Formen und weiter die in jener 
Gegend einheimische „Zungenkrankheit“ (Kafindo), die 
unseren Geschwistern viel Noth bereiten. Es ist 
unserem mit guten ärztlichen Kenntnissen ausgerüsteten 
Br. Meier unter Gottes Beistand mehrfach gelungen, 
Hülfe zu bringen, leider mußte er aber selbst inner- 
halb drei Wochen zuerst sein Söhnlein und dann die 
treue Gattin ins Grab sinken sehen. Ein schwerer 
Verlust nicht nur für ihn, sondern auch für uns und 
das ganze dortige Werk. So geht es gegenwärtig 
in Urambo noch durch manche Noth und Schwierig= 
kleit, durch manche Sorge und Enttäuschung hindurch. 
Wir freuen uns aber dankbar, daß wenigstens das 
äußere Verhältniß zwischen Missionaren und Einge- 
borenen ein freundliches und vertrauliches ist. 
Obwohl das, was vor Augen liegt, nicht gerade 
sehr ermuthigend ist, haben wir es doch, durch ver- 
schiedene Verhältnisse und Umstände dazu gedrängt, 
im Glauben gewagt, schon jetzt an eine Erweiterung 
des Werkes zu denken und zu diesem Zweck zwei 
Handwerksbrüder zu berufen, welche noch im Laufe 
der nächsten Monate dorthin abreisen sollen. 
Dem im „Evangelischen Heidenboten“ abgedruckten 
Jahresberichte der Basler Missionsgesellschaft ent- 
nehmen wir folgende auf Togo und Kamerun 
bezügliche Mittheilungen: 
Im Gebiete jenseits des Volta mit der Haupt- 
stadt Anum ist die längst projektirte Gründung einer 
neuen Hauptstation für das deutsche Gebiet nicht 
wesentlich gefördert worden, wenn es auch zu einem 
kleinen Anfang in Akvafo in Bosm kam. Man kann 
noch nicht sagen, wie es mit der neuen Station gehen 
wird. Und doch wäre dieselbe dringendes Bedürfniß, 
da die jungen Leute aus dem deutschen Gebiete, die 
für den Missionsdienst herangebildet werden sollen, 
in einer Mittelschule im deutschen Gebiete sollten 
gesammelt werden. 
Man hat eine Anzahl nun nach Worawora ge- 
schickt, wo sie unter Leitung von Br. Clerk stcehen 
und auch deutsch lernen. Dagegen konnte in der 
Nähe von Kratschi die Außenstation Kantankofore 
gegründet und im Dezember von dem schon seit län- 
gerer Zeit in Kratschi niedergelassenen Pfarrer Awere 
bezogen werden. Dieser wackere Mann hat gegen 
100 Ortschaften im Gebiete von Kratschi bereist. Er 
fand die Leute willig, die Wahrheit der christlichen 
Religion anzuerkennen und dem Worte Gottes geneigt, 
doch noch ohne die sittliche Kraft zur Entscheidung. 
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Auch Br. Martin bereiste diesen nördlichsten Theil 
seines Stationsgebietes und wurde dadurch in dem 
Verlangen, das Evangelium weiter nach Norden zu 
tragen, bestärkt. Im Uebrigen waren die Erfolge, 
obwohl sie nicht fehlen und speziell Pfarrer Hall 
in Ntschumuru und Br. Clerk in Worawora von 
einigen Fortschritten berichten dürfen, diesmal geringer 
als in früheren Jahren, und muß namentlich vom 
Gebiete von Akwamu nicht nur von einem Sitill- 
stand, sondern sogar von einem Rückgang, der zum 
Theil durch Untüchtigkeit eingeborener Gehülfen ver- 
schuldet ist, berichtet werden. 
Aus Kamerun mußte im vorigen Jahre be- 
richtet werden, daß auf die anfänglichen schnellen 
Erfolge in Kamerun ein recht spürbarer Rückschlag 
eingetreten sei. Es war ein Erlahmen der Christen, 
ein Sichabwenden Vieler, ein Wiederaufleben des 
Heidenthums. All das zeigte sich auch im Berichts- 
jahre noch, und in vielen unserer kleinen Gemeinden 
zeigt sich wenig Verständniß für die Güter, um die 
es sich im Christenthum handelt, und wenig Leben. 
Auch unter den Heiden, sofern es sich um Erwachsene 
handelt, trifft man zwar nicht viel Feindschaft; viel- 
mehr werden die Prediger im Allgemeinen freundlich 
aufgenommen und nicht ungern gehört, aber man 
trifft auch nicht viel Ernst in der Annahme des 
Evangeliums und Willigkeit zur Bekehrung. Gleich- 
wohl darf von einer Besserung der Lage und von 
einem Fortschritt geredet werden, nicht nur im Blick 
auf die 392 Heidentaufen und die Entstehung mehrerer 
neuer Außenstationen und Gemeindlein in verschie- 
denen Stationsgebieten, sondern auch im Blick auf 
den Stand der Gemeinden, namentlich aber des 
Schul= und Erziehungswesens. Auch die Stellung 
der Mission gegenüber den Heiden ist an manchen 
Orten eine günstige geworden. 
Sehen wir zunächst auf die Gemeinden, so muß 
freilich z. B. Mangamba viel Betrübendes berichten. 
Im Abolande ist das erste Feuer der Begeisterung 
für die Gottessache an vielen Orten rasch niederge- 
brannt, und Bonaberi hat trotz 134 Heidentaufen 
eine Abnahme der Zahl seiner Christen, die nicht nur 
durch starken Wegzug, sondern auch durch viele Aus- 
schließungen veranlaßt ist, zu beklagen. Es war die 
wiederholte Betheiligung vieler Christen an einem 
Tanz (sa mbhaya), bei dem schmutzige Lieder gesungen 
werden, was so viele Ausschließungen nöthig machte. 
Aber doch durfte man beim Ueberwiegen der Schatten- 
seiten im religösen und sittlichen Leben der Christen 
des Stationsgebietes auch Lichtpunkte entdecken. Der 
Bericht von Bonaberi hebt hervor, daß die vielen 
Ausschließungen auch daher kommen, daß die Christen 
die Sünden nicht unter sich geheim halten, sondern 
offenbar machen. Die Christen des Stationsgebictes 
Bombe bekommen das Zengniß, daß sie sich ordentlich 
gehalten haben, und es zeugt doch von einem Sich- 
aufraffen und einem gewissen Ernst, wenn sie zur 
Verhütung von Sündenfällen unter sich ausgemacht 
haben, daß, wer sich verfehlt habe, auf der Station 
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