Full text: Deutsches Kolonialblatt. XI. Jahrgang, 1900. (11)

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Theilen des Gebirges nicht so schnell erfolgt, und 
zum Andern die jungen Bäume nach meiner Be- 
obachtung sich selbst dadurch zu helfen wissen, daß 
die Bohnen nicht zur Reife kommen, sondern schnell 
vertrocknen und abfallen. 
2. Thee. 
Der Wuchs der Sträucher besonders des Assam- 
thees ist ein guter, ein abschließendes Urtheil kann 
noch nicht abgegeben werden. 
3. Wein. 
Es wurden bisher nur südliche Trauben ange- 
pflanzt, auf terrassirtem, 1 m tief durchgearbeitetem 
Terrain von hochrother Eisenerde. Die Reben haben 
sich gut entwickelt und gaben nach zwel Jahren die 
ersten, wie mir mitgetheilt wurde, guten Trauben. 
Die Blüthezeit beginnt im September bis Oktober, 
die Zeit der Reife ist Februar bis März. Nach 
meiner Rückkehr vom Urlaub waren die Reben, die 
bereits wieder auszutreiben begannen, noch nicht 
zurückgeschnitten, es wurde daher die Arbeit sofort 
vorgenommen, und zwar Kopf= und Bogenschnitt 
angewandt. Dieses spätere Zurückschneiden hatte 
nichts geschadet, denn bald trieben die Reben sehr 
üppig aus, und zwar der Bogenschnitt reichlicher wie 
der Kopfschnitt. In kurzer Zeit schon hatten die 
Reben die ungewöhnliche Höhe von 3 bis 4m 
und darüber erreicht, so daß die Station die 
Trappisten aus Gare, unter welchen sich Weinbauer 
befinden, zu Rathe zog, ob diesem außergewöhnlichen 
Wachsthum nicht durch Beschneiden entgegen gear- 
beitet werden müsse. Es wurde davon abgerathen 
in der Annahme, daß sich durch das Beschneiden 
zuviel Seitentriebe bilden würden, auch zeigten bald 
die zahlreich hervorkommenden Blüthen, daß die 
Reben nicht zuviel Kraft für ihre Blätterentwickelung 
verwandt hatten. Die weitere Beobachtung entzog 
sich mir leider durch einen Schwarzwasserfieber-Anfall 
und dessen langdauernde Folgen. Als ich mich 
wieder um den Wein bekümmern konnte, waren die 
Blätter stark mit Pilz befallen, und ebenso zum 
größten Theil die jungen Trauben, deren halbreife 
Beeren aufgeplatzt und vertrocknet waren, so daß 
nur vereinzelte Trauben unbeschädigt geblieben sind. 
Die wenigen noch guten Trauben wurden sofort 
mit einer Mischung von Kalk, Kupfervitriol und 
Wasser in kurzen Zwischenräumen dreimal bestäubt, 
ebenso wie die Blätter, wodurch es möglich wurde, 
diese Trauben zu retten. Auch bei den Blättern 
war durch das Bestäuben ein Stillstand der Krank- 
heit zu erkennen. Die an den Botanischen Garten 
zu Berlin gesandten Blätter und Beeren ergab auf 
beiden Oidicum Tuckeri Berk. und auf den 
Blättern noch außerdem Cladospericum und ver- 
schiedene Schimmelpilze. Ich beabsichtige, bei dem 
nächsten Erscheinen der Blüthen diese zweimal und 
dann die Trauben im Laufe ihrer Entwickelung 
zweimal mit der gleichen Lösung zu besprengen. 
Eine Erdprobe, die nächstens abgesandt werden soll, 
  
wird jedenfalls darüber Ausschluß geben, ob die 
Krankheit mit der Saat gekommen oder hier im 
Boden heimisch ist. Ob dieselbe Krankheit bei den 
im Jahre 1898 hervorgebrachten Trauben ebenfalls 
vorhanden war, konnte mir nicht angegeben werden. 
4. Baumwolle. 
Es stehen hier einige Baumwollensträucher ohne 
Benennung; ich vermuthe, daß es eine von Neapel 
bezogene Saat ist, welche ich bei meinem Urlaubs- 
antritt in den Saatbeeten zurückließ. Vielleicht 
Gossypium arboreum. Die Pflanzen sind jetzt 
zweijährig, etwa 1 m hoch mit starken, kriechenden 
Zweigen. Die Pflanzen blühen und tragen sehr 
reichlich. Eine Probe des Produkts geht an die 
botanische Zentralstelle. Der Stapel ist kurz, weich 
und breiig. Eine Zukunft hat die Baumwolle in 
den Bergen infolge des über das ganze Jahr ver- 
theilten Regens nicht. 
Auffallend ist, daß die Blüthen sich zum Theil 
Nachmittags nicht schließen, ich habe infolgedessen 
mehrfach die Kapseln vom Wurm angefressen ge- 
funden. 
5. Faserpflanzen. 
a) Böhmeria nivea. Von der einen vor 
drei Jahren vom botanischen Garten Berlin bezogenen 
Pflanze ist jetzt ein gutes Quantum Samen geerntet,") 
das zur Aussaat kommen soll, ebenso sind eine 
Anzahl Stecklinge gemacht, die zum Theil schon aus- 
schlagen. 
Die Pflanze selbst entwickelte sich im Laufe der 
Zeit sehr üppig, so daß Böhmeria nivea noch in 
dieser Höhenlage nutzbringend kultivirt werden zu 
können scheint; einzelne Zweige hatten eine Länge 
bis zu 1½ m, von denen sich der Bast leicht und 
ohne zu zerreißen abziehen ließ, da Seitenverzwei- 
gungen nur selten vorkamen. 
Die Pflanze ist jetzt zum ersten Male mit 11 
Viehjauche gedüngt; eine Vertheilung derselben Pflanze 
durch die Wurzel wird absichtlich nicht vorgenommen, 
um ihre Weiterentwickekung zu beobachten und sie zu 
Ablegern zu verwenden. 
Von Agaven befinden sich hier: Agava sisalana, 
americana, madagascariensis und eine der 
Sisal ähnliche, aber mit Stacheln. Die Agaven 
wachsen gut, besonders die Sisalana, die in einigen 
Exemplaren schon die Höhe von 1 m erreicht hat. 
Fasergewinnungsversuche sind noch nicht gemacht, 
sind auch wohl für die hiesige Höhenlage wegen des 
langsamen Wachsthums und wegen des für Agaven- 
kulturen zu werthvollen Bodens belanglos. Einige 
hundert Wurzelschößlinge sollen nach Mombo gebracht 
werden, ebenso wie Böhmeria nivea, sobald dort 
die Arbeit wieder ausgenommen ist. 
6. Obst. 
a) Aepfel. Am besten gedeihen die Aepfel, 
von denen besonders Reinetten sehr üppig treiben. 
5) Ist inzwischen gut ausgegangen. 
  
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