Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

einer ins entfernte Innere von Deutsch-Ostafrika ge- 
führte Bahn keineswegs aussichtslos ist. 
Welchen Nutzen es der Kolonie bringen würde, 
wenn dieselbe alljährlich nicht mehr über M. 2000000 
ans Ausland abzuführen brauchte, sondern die für 
diese Summe gekauften Nahrungsmittel selber pro- 
duzirte, bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. 
Ebenso einleuchtend find die Vortheile, welche 
eine Bahnverbindung im Falle einer Hungersnoth 
für Deutsch-Ostafrika zeitigen würde. 
nur wieder an den Tabora-Distrikt erinnert zu 
werden, wo im letzten Jahre das Steuergetreide 
zurückgegeben werden mußte, während zur gleichen 
Zeit in einigen Küstengebieten bis zur Hälfte der 
Bevölkerung am Hungertode starben. 
  
Ueber die Fortschritte des Telegraphendaues der Asfvican 
CEranscontinental Celegraph Company 
wird aus der Station Bismarckburg berichtet: 
Die Telegraphenlinie der African Transconti- 
nental Telegraph Company ist seit 2. d. Mts. bis 
Kafsanga fertiggestellt. Telegramme werden jedoch 
einstweilen von hier aus weder angenommen noch 
befördert. Die seitens des Mr. Fox, Chief Con- 
structor, in Gegenwart von His Honour The Admi- 
nistrator of North Eastern Rhodesia, Mr. Codrington 
am 4. d. Mts. vorgenommene Probe des Betriebes 
ist befriedigend ausgefallen. Inzwischen haben die 
Vermessungsbeamten, zur Zeit drei Europäer, Karema 
bereits erreicht und gehen von dort weiter nach 
Ujiji vor. Auch die Trace, welche von zwei weiteren 
Europäern ausgeschlagen wird, nähert sich Karema. 
In Kassanga befindet sich ein Lager von Tele- 
graphenmaterial, welches als Basis für die Arbeiten 
bis Karema dient und von Kambwe am Nyassa und 
Abercorn aus beschickt wird. Hier hält sich auch 
der technische Leiter, Mr. Fox, auf. Sämmtliche 
Träger für das Telegraphenmaterial sowie alle er- 
sorderlichen Arbeiter werden, seit die Linie auf das 
deutsche Gebiet übergetreten ist, von der Station 
gestellt. 
Die geographische Länge von Tabora 
spielt in der Kartographie Ostafrikas eine große 
Rolle. Um die Lage der Station für praktische 
Zwecke endgültig festzustellen, hat die deutsche Kivu- 
grenzstation die am 22. November v. Is. statt- 
gehabte partielle Sonnenfinsterniß in Tabora abge- 
wartet. Nach soeben eingelaufenen Privatnachrichten 
ist dem Astronomen der Expedition, Herrn Prof. 
Dr. Lamp von der Sternwarte in Kiel, die Be- 
obachtung der Finsterniß vollständig gelungen, so 
daß in einiger Zeit ein definitiver Werth für die 
geographische Länge dieses wichtigen, schon von so 
vielen Reisenden berührten Routen-Kreuzungspunktes 
wird mitgetheilt werden können. 
Es braucht 
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— —— 
  
Kamerun. 
Abmarsch des Gonverneurs nach den Eroß= Ichnellen. 
Gouverneur v. Puttkamer hat am 14. Januar 
Kamerun verlassen und sich nach den Croß-Schnellen 
begeben. Der Gouverneur wird die neu gegründete 
Grenzstation an den Croß-Schnellen revidiren und 
die Gelegenheit benutzen, um mit dem englischen 
Gouverneur in Old-Calabar über die Regelung der 
Verhältnisse an der deutsch-englischen Grenze zu ver- 
handeln. Die Vertretung des Gouverneurs während 
seiner Abwesenheit von Kamerun hat der Bezirks- 
amtmann v. Brauchitsch übernommen. 
——□.-.. . — 
Bezirksamt Edea. 
Die Verwaltung des Bezirksamts Edea in 
Kamerun ist bis auf Weiteres dem Leutnant a. D. 
v. Kotze übertragen worden. 
  
Die Südkamerun. Srenzexpedition 
ist am 16. Dezember v. Is. in Libreville eingetroffen. 
Die Weiterreise nach Campo, wo die Grenzexpedition 
ihre Thätigkeit zu beginnen hat, sollte Anfang Januar 
erfolgen. 
Togo. 
Ueber den Stand der KRolapflanzung und „verbreitung 
im Misahöhebezirk 
äußert sich der Stationsleiter von Misahöhe, Dr. 
Gruner, im „Tropenpflanzer“ u. A., wie folgt: 
Das Gedeihen einzelner Bäume beweist, daß die 
Befürchtung, Misahöhe liege zu südlich für Kola- 
kultur, unbegründet ist. Volle Bestätigung findet 
dies durch die Thatsache, daß im Bezirk Misahöhe 
nicht nur in Kwamikrum unter 7° 13“ n. Br. 1, 
sondern auch in Goviewe-Klubi unter 6° 43' n. Br. 2, 
ja in Owusuta unter 6° 50“ n. Br. 21 Stück gut 
entwickelte, fruchttragende Bäume von Cola vera 
stehen, wozu noch 220 jüngere Bäume kommen. 
Dagegen sind, wie sich jetzt herausstellt, die 
Pflanzen in Misahöhe meistens an ungeeignete Stellen 
gepflanzt, so daß von den 7380 seinerzeit von Herrn 
Plehn ausgepflanzten Kolas zur Zeit nur noch 1277 
stehen. Von den 1000 nach Amedjove und den 
1500 nach Worawora gesandten Nüssen ist nichts 
mehr vorhanden, da die Eingeborenen, denen sie 
übergeben wurden, sie nicht gepflegt haben. Wie 
ich aus seinem Munde weiß, hatte Herr Plehn 
absichtlich die verschiedensten Standorte gewählt, um 
Anhaltspunkte zu gewinnen zur Feststellung des Ver- 
haltens der Kola gegen die verschiedenen Böden. 
Folgendes läßt sich nunmehr bestimmt aussprechen: 
In quelligem Boden sowie in solchem, wo der 
Grundwasserspiegel nur ein bis zwei Fuß unter 
der Oberfläche liegt, geht die Pflanze langsam ein,
	        
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