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Der Name Agu ist. den lieben Lesern nicht neu.
Schon seit mehreren Jahren hat das Missionsblatt
#der Neisen nach dem Agu und über die Anlage
em#er Außenstation von Ho in Ago-Nyogbo berichtet.
der Agu, in der Luftlinie etwa 40 Kilometer von
der Station Ho gelegen und in 12 Stunden von
dert zu erreichen, ist kein einzelner Berg, sondern
en striler, schluchtenartiger Gebirgsstock mit vielen
Bergen, Bergkuppeln und Bergrücken. Auf den
Höhen des Agu treten die bösen Folgen des tro-
ruchen Klimas, wie sie sich im Küstengebiete zeigen,
## weniger zu Tage, ähnlich wie in Amedzowe.
Tezu kommt, daß der Agu zwar wenig Holz hat,
0er überans stark bewässert und daher fast durch-
2eg sehr fruchtbar ist.
Infolge dieser günstigen Verhältnisse ist die Be-
relkerung am Agu eine sehr dichte. Nicht nur am
#nd des Gebirges, wo die besonders fruchtbare
Etene beginnt, sondern auch auf den Höhen finden
nt# zahlreiche Städte und Dörfer. Nach Ansicht
des früheren Stationsleiters von Misahöhe, Assessors
K. Plehn, ist es unzweifelhaft, daß die Bewohner
znerst auf den Bergen ihren Wohnsitz hatten. Auf
den höchsten Gipfeln liegen alte, durch mächtige
S#umwälle befestigte Dorfanlagen, die hier und da
verlassen sind, da sich die Bewohner in der Ebene
arfedelten. Hier finden sich nicht nur kleine Dörfer
don 400 bis 500 Einwohnern, wie man sie sonft
im Ephelande trifft, sondern Städte mit mehreren
tansend Menschen.
Diesen Leuten am Agu Frieden zu bringen,
w# schon lange der Wunsch unserer Norddeutschen
Musion. Schon in der ersten Zeit unserer Thätig-
ken m Afrika ist von dem Aguberge die Rede ge-
we#en. Die Blicke unserer Missionare sind oftmals
fden Ho und später erst recht von dem hoch gele-
a#enen Amedzowe nach seinen schön bewaldeten Berg-
jvidzen sehnsüchtig hinübergeschweist. Wiederholt
daben die Missionare, so Bruder Bürgi 1888 und
Bruder Spieth 1891, auf Untersuchungs= und
Predigtreisen jene Gegend berührt und waren nicht
wenig erstaunt über die dichte Bevölkerung. Auch
bei der Begründung der in Amedzowe errichteten
Erholungsstation wurde der Agu genannt. Allein
ein im August 1895 konnten die Brüder Spieth
und Diehl in Nyogbo, an der Westseite des Agu,
eie Außenstation errichten. Da die Missionserfolge
in Nyogbo die größten Erwartungen übertrafen,
wurde der Wunsch der Brüder, die Nebenstation
Noogbo zu einer mit einem europäischen Missionar
beetzern Hauptstation Agu umzugestalten, lauter und
leucr. Die Wahl des Stationsplatzes ist nach
reilicher Ueberlegung und genauer Untersuchung auf
einen Ort gefallen, den Bruder Diehl schon bei
#emem Besuch 1895 als den geeignetsten bezeichnet
brt. Er schrieb damals:
„Em Plotz auf einem Vorsprunge des Aguberges
gelegen, in der Nähe eines guten Bergwassers und
flrotzend von Fruchtbarkeit, wäre für eine Europäer=
station groß genug. Er liegt in der Mitte von
13 Städten, deren nächste drei und acht Minuten
entfernt sind, während die entlegenste in etwa
50 Minuten zu erreichen ist.“ Und Bruder Spieth
schreibt unter dem 28. September v. Is. vom Agu:
„Das Wohnhaus kommt auf einen wundervollen
Vorsprung am Berge. Von hier hat man eine ent-
zückende Aussicht auf eine nach Westen und Norden
geöffnete Ebene, deren nördlicher Rand durch das
Agome-Avatimegebirge gebildet wird, während man
im Südwesten den so scharf aus der Ebene auf-
steigenden Adakluberg und die unmittelbar bei Ho
liegende Hügelkette vor sich hat. Ich bin überzeugt,
daß die neue Station alle Vortheile von Amedzowe
bietet, ohne dessen Nachtheile, die dichten und unge-
sunden Nebel.“ Die Brüder Schosser und Frey-
burger wurden mit der ersten Anlegung der Station
beauftragt, und richteten zunächst das Lehrerhaus
für ihren Aufenthalt ein. Sie trafen dort schon
Missionar Spieth, der am 29. September 1900
den gereinigten Platz im Beisein der Christen, Tauf-
bewerber und hemnischen Aeltesten feierlich seiner
neuen Bestimmung übergab. Die neue Station,
welche den Namen „Agu“ tragen soll, liegt etwa
200 Meter über der bisherigen Außenstation Nyogbo.
Zur Verbindung beider Plätze war die Herstellung
eines in Windungen ansteigenden Weges nothwendig,
der 900 Meter lang wurde. Auf dem Bauplatze
herrschte bald eine emsige Thätigkeit. Die Errichtung
des Stationshauses wurde so weit gefördert, daß
Anfang Dezember nach Vollendung der Maurer-=
arbeiten mit der Balkenlage begonnen werden sollte.
Die Aussichten für die Arbeit sind sehr günstige.
Bruder Spieth fand viel mehr, als er erwartet
hatte. Er war erstaunt, im Taufunterrichte der Kate-
chisten nicht 37, sondern 90 Erwachsene als Tauf-
bewerber sitzen zu sehen. Die im Vorjahre neu er-
baute Kapelle war voll aufmerksamer Zuhörer, unter
ihnen alte und angesehbene Leute. Bruder Frey-
burger nennt die Arbeit „sehr hoffnungsvoll“ und
schreibt: „Als ich im Jahre 1896 am Agu war,
wollte sich in Hoch-Kebu kein Mensch recht zeigen,
geschweige denn mich begleiten. Als wir heute dort
dem Häuptling einen Gegenbesuch machten, umringten
uns etwa hundert Leute; einige kannten mich beim
Namen, und etwa 30 Jünglinge und Frauen be-
gleiteten uns singend auf unserem Rückwege. Sie
hatten keine Angst und Furcht mehr wie früher,
wir sind schon die Ihrigen geworden. Als bei
meiner Ankunft in einer bekannten heidnischen Familie
ein Kind geboren wurde, erhielt dasselbe aus
Freude über mein Kommen den Namen „Frey-
burger“.
Dasselbe Blatt meldet die im Dezember 1900
erfolgte Ausreise zweier für Togo bestimmter Mis-
sionare: Hermann Westermann, designirt für
Lome, und Albert Fies für Ho.