Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Dem 19090r Jabresbericht über Nolonialwolle 
von Gustav Ebell & Co. in Berlin 
entnehmen wir Folgendes: 
Wolle hat im Jahre 1900, nach der gewaltigen 
Preissteigerung im Vorjahre, einen beispiellosen Ent- 
werthungsprozeß durchgemacht. Alles in Allem ist 
diese Baisse durch Ursachen und Wirkungen veranlaßt 
worden, welche weniger in der statistischen Lage als 
in den Folgen einer überstürzten Hausse zu suchen 
sind, so daß nach deren Hebung der Artikel wieder 
gesunden sollte. Jedenfalls hat die Produktion von 
Wolle weiter abgenommen, und was die Vertheilung 
der Vorräthe anlangt, so steht — das gerade Gegen- 
theil vom Vorjahre! — einer sichtbaren Anhäufung 
in erster Hand ein fühlbarer Mangel in zweiter und 
letzter Hand gegenüber. Die Tuchfabrikation, welche 
fast während des ganzen Jahres zufriedenstellend mit 
Aufträgen versehen war, ist seit dem frühen Herbst 
ständig im Markte. Die Kammgarn-Industrie da- 
gegen ist noch immer ungenügend beschäftigt, sie wurde 
auch finanziell äußerst geschwächt, und bei Jahresschluß 
bleibt das oft beklagte Mißverhältniß bestehen, daß 
die Preise für Zug und Garn unter dem Herstellungs- 
preis aus gleichzeitig eingekaufter Rohwolle ruliren. 
Inzwischen schmilzt bei der stark eingeschränkten Pro- 
duktion der Kämmereien der Vorrath von Kammzug 
zusehends zusammen, was in der Folge der ganzen 
Branche eine gewisse Festigkeit verleihen wird. Ziehen 
dann alle Betheiligten aus den Erfahrungen der 
beiden letzten Jahre die Lehre, daß das Geschäft 
durch Preistreiberei und Spekulation auf die Dauer 
nicht gehoben werden kann, geben sie vielmehr dem 
legitimen Bedarf die Möglichkeit, sich dauernd fühlbar 
zu machen, so wird das Vertrauen wieder festen 
Boden gewinnen, die für normale Beschäftigung 
immerhin nur gering erscheinenden Vorräthe werden 
in den Verbrauch übergehen, und der Artikel wird 
daraus, daß wieder Produktion und Konsum die 
Preise diktiren, erneute Lebenskraft schöpfen. 
Der Import von Wolle nach Deutschland 
in 1900 zeigt gegen die Vorjahre einen erklärlichen 
Rückschlag. Nach der Statistik ist von der Rohwoll- 
Emfuhr mehr als die Hälfte im Januar bis März 
über die Grenze gegangen, das heißt zu theuersten 
Preisen in den Kolonien und am Laplata gekauft 
worden — ein beredter Kommentar zu den gewal- 
tigen Verlusten, welche die deutschen Wollimporteure, 
Händler und Industriellen zu tragen haben. Die 
Kammgarnbranche litt mehr als die Tuchfabrikation, 
welche in der zweiten Jahreshälfte, zum Theil durch 
Lieferungen für militärische Zwecke, recht befriedigend 
zu thun hatte. · 
Der Absatz von fertigen Waaren an den 
inländischen Handel, welcher sich vor zwölf Monaten 
stark versorgt hatte, verlangsamte sich; dagegen hat 
sich die Ausfuhr in Wollengarnen und Wollenwaaren 
wieder auf ungefährer Höhe des Vorjahres gehalten, 
eine erfreuliche Thatsache angesichts der im Allge- 
meinen ungünstigen Verhältnisse. 
Es betrug Deutschlands Ein= und Ausfuhr von Wolle und Kunstwolle nach den Ermittelungen 
des Kaiserlichen Statistischen Amts in Mengen von 100 kg. 
  
  
  
  
  
ciyft . 
Einfuhr: 1900 1879 1898 1897 1896 1895 1894 1893 1892 1891 
Schafwolle: – |# 
gthoriswelle a ahenmerche 41 06 „, 1 3/2 3. 1 76. 100 6. 000 1 02 500 1 832 100 1 611. 000 1490 500 1 590 500 1 421 000 
Sbodyy) 114200 13460 118 800 116 300 130 000 133 000 128 500 128 500 123 500 115 500 
Zuf. c1405 400 1 911 100 1 886 900 1740 300 1 32 500 1 905 000 1 739 500 1 614000 1 714000 1 536 500 
Verglichen mit dem Vorjahr 21,7 + 1,3% +7,9J“ — 4.5% — 6.7% + 13 +7,7% —5.8% T+ 11,5% 
Ausfuhr: 
Schafwolle: !“7•2 
gichtonswolle censnngce ¾C 8SS0 101 600 91000 112 3500 (N 57 43000 76500 94500 
bovddy 1431100 151 200 145 100 159 800 183 000 153 500 155 00 155 500 125000 149 500 
Zus. d221 200 211 600 238 100 264 400 274000 266 000 252 500 248 500 201 500 244 000 
Verglichen mit dem Vorjahrst,2 + 1. 5% — 10% — 3,5% +—3% K+5,3“ K 1,6°% + 23.3. — 17,4% 
ehr Ein= als Nbruhr, 42735 16695 16/9 1485 1558.5 1699 1461 13655 15125 1225 
Verglichen mit dem Vorjaht + 1, 2% + 11 „ — 4,7° — 8,2 1L 14.3 4S, — 9,7 KM 17“° 
Sinheimische Prowuhtom25 225 225% 225 225 225 255 2755. 2 2-r 
u raretuung r Deuhschen 145 1894.5 11 17110 17835 1924 1712 15051 17385 1519,5 
 
	        
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