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Die Sisalagaven werden in Reihen, meist an
solchen Plätzen ausgepflanzt, an welchen die Erd-
oberflüche eine gewisse Gleichförmigkeit besitzt.
Zwischen den einzelnen Reihen muß ein Zwischen-
raum gelassen werden, ebenso innerhalb der Reihen
zwischen den einzelnen Pflanzen. Wie groß diese
Zwischenräume sein sollen, dafür giebt es auf den
Pflanzungen der Bahamas keine allgemeine Regel.
Einige Pflanzer lassen zwischen den Reihen einen
Zwischenraum von 8 bis 9 Fuß stehen und pflanzen
inerhalb der Reihen die Agaven in einem Abstand
von 7 bis 8 Fuß, während Andere wieder einen
Zwischenraum von nur 3 bis 5 Fuß zwischen den
Reihen und einen Abstand von nur 4 Fuß von
Pflanze zu Pflanze wählen. Jedenfalls sind die
größeren Zwischenräume und Abstände vorzuziehen,
wenn das Gebiet nicht beschränkt ist, denn sie ge-
währen mehr Raum zum Nachpflanzen von jungen
Pflanzen. In passenden Entfernungen müssen auch
Uwischenräume gelassen werden, welche das Durch-
fahren mit Wagen oder die Anlage einer Feldbahn
gestatten.
Nach vierjährigem Wachsthum oder, unter sehr
günstigen Bedingungen, nach 3½ Jahren beginnen
die Blätter sich aus ihrer aufrechten, geschlossenen
Stellung rund um den Stamm in eine wagerechte
Lage zu neigen und sind dann reif zum Schneiden.
Die dem Boden zunächst befindlichen Blätter sollen
zuerst geschnitten werden und zwar so nahe wie
möglich beim Stamm; wenn Letzteres nicht geschieht,
so geht ein beträchtlicher Theil der besten Fasern
verloren, und die weitere Ausbeute ist ebenfalls be-
hindert. Das Werkzeug, das man zum Schneiden
der Blätter benutzt, kann ein einfaches Messer sein;
man bedient sich dazu auch eines besonderen Messers
mit einer Klinge, die fast im rechten Winkel zum
Griff gebogen ist.
Das Gewicht der Blätter schwankt zwischen 1
und 2½ Pfund. Sie werden in Bündeln zu 50 Stück
gesammelt und in das Arbeitshaus gebracht. Wenn
mehr Blätter geschnitten worden sind, als die Ma-
schine gleich bearbeiten kann, so sollen sie in offenen
Schuppen gelagert werden und können 4 bis 5 Tage
lang aufbewahrt werden; in trockenem Klima sind
Schutzdächer nicht unbedingt nöthig. Da aber die
Arbeit immer fortläuft, so erzielt man keinen greif-
baren Vortheil, wenn man mehr Blätter schneidet,
als an einem Tage durch die Maschine gehen
können.
Fasergewinnung. Im Arbeitshaus befindet
sich die Entfaserungsmaschine, die durch einen Oel-
oder Gasmotor getrieben wird, und die Packpresse.
Die Maschine ist an einem Ende des Arbeits-
hauses mit freier Verbindung nach außen aufsgestellt,
wo sich ein erhöhter Standpunkt befindet, von dem
aus die Maschine durch einen Arbeiter bedient wird.
Ein dünner Wasserstrom wird ununterbrochen durch
die Maschine geführt, um die Fasern beim Ent-
faserungsprozeß rein zu waschen.
Am anderen Ende der Maschine, innerhalb des
Arbeitshauses, sitzt ein Arbeiter, der die Fasern,
welche rein und weiß herauskommen, in Empfang
nimmt. Durch andere Arbeiter werden die Fasern
ins Freie getragen und zum Trocknen an der Sonne
auf Gestellen ausgehängt. Die Fasern werden, wenn
sie vollständig getrocknet sind, ins Arbeitshaus zurück-
gebracht und mit Hilfe einer Presse, die ganz ähnlich
beschaffen ist wie eine Wollpresse, zu Ballen gepackt.
Hierbei ist darauf zu achten, daß die Enden der
Fasern nach einwärts geschlagen werden, so daß der
Ballen, wenn er aus der Presse herausgenommen
wird, eine glatte Außenfläche besitzt. Die Ballen
sind nicht von gleichem Gewicht; es schwankt zwischen
350 und 500 Pfund. Die Maximalleistung der
besten Maschinen ist etwa 1 Tonne Fasern pro Tag.
An empfehlenswerthen Maschinen werden an-
geführt: .
Prieto. Eine in Barcelona hergestellte Maschine,
welche in Yucatan im Gebrauch ist.
Todd. Ein amerikanisches Patent. Mehrere
solcher Maschinen sind auf den Bahamas in Gebrauch.
Sie können als vollständig genügend angesehen
werden, sind aber nicht so gut wie die patentirte
Maschine Villamor, deren eine auf New Providence
in Gebrauch steht.
Villamor, eine leistungsfähigere und haltbarere
Maschine als Todd; sie ist ein amerikanisches Fabri-
kat, wird aber augenblicklich nicht mehr hergestellt;
sie war bisher in Yucatan viel verwendet.
Torvella, eine Maschine, die von derselben
amerikansschen Firma hergestellt wird, wie die
Villamor-Maschine. Torvella ersetzt jetzt die Villa-
mor-Maschine in Bucatan und ist dort sehr ge-
schäht. .
Stephensor Theband, eine große, theure amerika-
nische Maschine.
Rautschukkultur in Annam.
Während der Kautschuk in Cochinchina unbekannt
ist, hat man in Annam vor drei bis vier Jahren in
den entlegenen Gegenden dieser französischen Kolonie
Kautschuklianen entdeckt, welche von den Eingeborenen
in großen Mengen gesammelt wurden, ohne daß man
eine Ahnung von ihrem Handelswerth hatte. Auf
die Anregung des Residenten der Provinz Vinh
haben einige französische Kaufleute sich mit den Ein-
geborenen in Handelsbeziehungen gesetzt, den Kaut-
schuk zum Preise von 100 Frcs. für den Pikul auf-
gekauft und ihn um das Dreifache in Marseille
wieder losgeschlagen. Wie das Deutsche Kolonial-=
haus Bruno Antelmann, Berlin C. 19, mittheilt, ist
hierin aber durch den Tod des Herrn Hennequin,
der Seele dieses Unternehmens, und die Abreise
seiner Gesellschafter zur Zeit eine Unterbrechung ein-
getreten. Schon die Mission Raoul, welche im
Jahre 1897 vom französischen Kolonialministerium
nnach Java entsandt wurde, hatte die Aufgabe, dort