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dicke Lehmmauern, ineinander geschachtelte Höse mit
vielen daranstoßenden Lagerräumen, noch mit ver-
rosteten Ketten umwundene Holzpfeiler verrathen
deutlich den Charakter des ehemaligen Sklavendepots,
aus welchem der alte einflußreiche Häuptling Obiri
einen schwunghaften Sklavenhandel nach Calabar
trieb, bis sein Treiben vor etwa drei Jahren auf-
gedeckt und er selbst für seine Unthaten mit lebens-
länglicher Kettenhaft bestraft wurde, die er in Victoria
verbüßte, wo er im vorigen Jahre starb. Obiri und
seine Calabarfreunde tragen ohne Zweifel die größte
Schuld an der ganz auffallenden Entvölkerung der
im deutschen Gebiet wohnhaften Ododop= und Ekoi-
stämme. Sein Nachfolger Avb Euän ist ein junger
intelligenter und der deutschen Regierung durchaus
ergebener Mann, unter dem eine Wiederholung der
ehemaligen Gräuel nicht zu befürchten steht.
Am 20. übernachteten wir in dem kleinen Berg-
dorf Akoto, am 21. in Ekonda-Kondu, auf einem
Kegel angesichts einer höheren Bergkette gelegen, aus
der sich der schön bewaldete Mount Hewett beson-
ders hervorhebt. Eine Buschfaktorel der Deutsch-
Westafrikanischen Handelsgesellschaft treibt hier regen
Handel; während des Tages traf eine größere An-
zahl Träger mit Gummi und Elfenbein ein. Hier
sollte mich Leutnant Merensky mit 30 Mann der
Schutztruppe treffen und als Eskorte weiter begleiten.
Statt seiner erschien Unteroffizier Budde von der
Truppe mit der Meldung, daß Leutnant Merensky
in Ikassa fieberkrank läge und Budde zur Vertretung
schicke. Da in Ikassa am Ndiangfluß drei europälsche
Faktoreien und Merensky dort jedensalls gut aufge-
hoben, auch in steter Verbindung mit Rio del Rey war,
sandte ich 17 Mann an ihn zurück mit der Weisung,
er möge dort bleiben und die Vorbereitungen für
die bevorstehende Strafexpedition der Truppe in das
Ngologebiet einleiten; ich selbst nahm Unteroffizier
Budde und 10 Mann mit, so daß sich meine Eskorte
nunmehr außer Europäern auf 20 Soldaten und
zwei Ordonnanzen belief. Am nächsten Tage über-
schritten wir auf gut gereinigten, aber sehr beschwer-
lichen steilen Saumpfaden den Mount Hewett, steis
im Schatten des Hochwaldes und kühle Bäche über-
schreitend, und lagerten im Walde bei dem letzten
Ododopdorf Nkurru, wo Häuptling Otu uns mit
reichlichen Geschenken an Lebensmitteln empfing.
Hinter Nkurru tritt der Weg in das Gebiet der
Ekoistämme ein, in deren erstem Dorf, Ekovamau, wir
am 23. übernachteten. Eine Faktorei der Ambas
Bay Trading Co., von dem Deutschen Eck geleitet,
bietet hier mancherlei Annehmlichkeiten. Bei einer
Marschzeit von fünf bis sechs Stunden täglich passirten
wir noch die Quartiere Gr. Mboboe, Mbobon (Fak-
torei der Gesellschaft Nordwest-Kamerun unter Georg
Waldau), Innkün und Ayauke. In dem schattigen
Waldlager am Ofofluß bei Ayauke wurde am 27.
Jannar recht bescheiden, aber mit um so größerer
Begeisterung Kaisers Geburtstag gefeiert.
Am nächsten Vormutag 10 Uhr ritt ich in die
Station Rssakpe ein, an deren Eingang mich Haupt-
mann Guse an der Spitze seiner Offiziere Truppe
in Paradeaufstellung — empfing. Die vom Haupt-
mann v. Besser angelegte provisorische Militärstation
Nssakve liegt etwa 90 m hoch auf luftigen Hügeln
am Artekaufluß, der sich 1½ Stunden von hier in
den Croßfluß ergießt.
Ueber Anlage der Station, Anordnung der Ge-
bäude rc. hat Herr v. Besser schon ausführlich be-
richtet.)
Schon unterwegs, kurz vor meiner Ankunft in
Nssakpe, hatte sich meiner Kolonne der General-
bevollmächtigte der Gesellschaft Nordwest-Kamerun,
Hauptmann a. D. Ramsay, angeschlossen, der bei den
geographischen Arbeiten hier in der Gegend werth
volle Unterstützung geleistet hat und fernerhin leisten
wird.
Station Johann Albrechtshöh,
den 20. Februar 1901.
Nach Erledigung von schriftlichen Arbeiten, Pa-
lavern und Besichtigung der Station und Umgebung
brach ich am 5. d. Mts. mit meiner Kolonne von
Nssakve auf und traf nach fünfstündigem Marsche
mittags in Nssanakan (engl. Nsangandep) ein, wo ich
in dem provisorischen Hause der Gesellschaft Nordwest-
Kamerun Wohnung nahm.
Etwa eine halbe Stunde östlich von sanakon
mündet von Süden her der Ayafluß in den Croß:
er bildet die östliche Grenze der jetzt absolut fried
lichen Ekoistämme. Oestlich des Aya beginnen die
sehr volkreichen, in außerordentlich fruchtbarem Ge-
lände wohnenden Keakastämme. Die nördlichen
Keakas, welche mit den rebellischen Ekois gemeinsame
Sache gemacht hatten, sind durch Hauptmann v. Besier
ebenfalls völlig unterworfen und der Weg Ossing —
Nda ali—.Tinto ungehindert zu passiren. Da dieser
Weg mich indessen zu weit von der Küste entfernt
und zu lange aufgehalten hätte — ich hätte die
Balistraße bei Defang-Tale erreicht —, beschloß ich,
mich auf dem erst vor einigen Monaten von Herrn
Ramsay erschlossenen Wege durch die südlichen Keaka-
gebiete zur Küste zurückzubegeben. Ramsay. den
ebenfalls dringende Geschäfte zur Küste zurückriefen,
schloß sich mir an.
Die Kolonne verließ Nssanakan am 8. d. Mts.
und gelangte nach zwei theilweise recht anstrengenden
Märschen durch Bergwald über Mbehnjang (Salz-
quellen), Innkun am 9. d. Mts. nach Mbabong.
Von hier aus wurde am nächsten Tage der tiefe Ana
mit Hülfe des zu diesem Zweck von ssakpe mit-
genommenen Faltbootes überschritten und um 11 Uhr
vormittags in dem ersten Keakadorf Nkogo gelagert.
Hier wie auch später zeigten sich die Keaka friedlich,
gutmüthig und zutraulich. Obgleich Ramsay der
erste Europäer war, den die Leute gesehen, hatten
sie auf seine Anregung hin die Wege zwischen den
einzelnen Ortschaften theilweise recht gut gereinigt,
so daß trotz des recht coupirten Geländes das
Marschiren nicht allzu beschwerlich war und strecken-
*) Vergl. Deutsches Kolonial blatt 1900, S. 872.