dens und fleißigere Ausnutzung der Zeit in Fleisch
und Blut übergegangen ist. Auch werden in der
Landwirthschaftsschule praktische Versuche angestellt,
z. B. augenblicklich darüber, welcher Pflug und welches
Zuchtvieh sich wohl zur Einführung bei den Ein-
geborenen am besten eignet.
Die Sklaverei hat im Bezirk mangels größerer
arabischer Schambenbesitzer nur noch geringen Um-
fang. Die wenigen Tausende von Haussklaven werden
durchgehends gut behandelt, schon aus Furcht, daß
dieselben bei Mißhandlungen zum Bezirksamt gehen
und dann befreit werden.
An im Berichtsjahre ausgeführten öffentlichen
Arbeiten sind außer dem Ausbau der Karawanen-
straße im Wesentlichen folgende zu erwähnen: Die
Steinbeschotterung einer Reihe von Straßen in der
Stadt, die Abböschung eines großen Theiles der
zerrissenen Hafenufer, die Anlage eines neuen Euro-
päerkirchhofes nebst dem Zufuhrwege sowie die Her-
stellung eines Eingeborenen-Friedhofes. Auch ist ein
öffentliches Müllabfuhrwesen mit Ochsenkarren be-
schafft worden, dem jeder Hausbesitzer gegen Ent-
richtung einer kleinen Gebühr sich anschließen kann.
Kilwa.
Im Bezirk wohnen 23 Europäer. Die Anzahl
der farbigen Bevölkerung des Bezirks beträgt nach den
Listen für die Häuser= und Hüttensteuer insgesammt
95 211. Die Zahl der ansässigen Araberbevölkerung
mit 635 hat sich gegen das Vorjahr nicht geändert,
während die Zahl der Inder von 296 auf 320 ge-
stiegen ist. Kilwa, der einzige größere Wohnplatz
des Bezirks, zählt 3032 Einwohner.
Die wirthschaftliche Lage des Bezirks ist gut.
Die diesjährige Ernte war eine gute Durchschnitts-
ernte, obgleich die Regenzeit in den Küstenbezirken
nicht sehr reichlich war. Heuschrecken sind nicht auf-
getreten. Die Mtamafelder wurden stark von der
Assali= (Honig-) Krankheit — einer Pilzinfeltion —
heimgesucht, und die Eingeborenen wandten sich des-
halb vielfach anderen Kulturen zu. Insbesondere
wurde mehr Sesam gepflanzt, ungefähr um die
Hälfte mehr als in früheren Jahren. Auch die
Maiskultur hob sich, es wurde hiervon etwa drei
Mal so viel wie im Vorjahre gebaut. Reis, der
ein sehr beliebtes Nahrungsmittel der farbigen Be-
völkerung bildet, ist ebenfalls mehr als in früheren
Jahren gebaut worden, so daß die Einfuhr gegen
das Vorjahr um etwa die Hälfte (von 1 084 528
Pfund auf 541 363 Pfund) zurückgegangen ist. Er-
heblich hat sich die Erdnußkultur gehoben. Während
im Vorjahre nur 554 Pfund Erdnüsse ausgeführt
wurden, betrug die Ausfuhr im Berichtsjahre
18 958 Pfund. Im benachbarten nördlichen Portu-
giesisch-Ostafrika werden Erdnüsse schon seit langen
Jahren in ganz bedeutenden Mengen gebaut, dort
bildet dies werthvolle Produkt fast den einzigen
Ausfuhrartikel. Da sich der Boden in den hiesigen
Küstenbezirken wegen seines hohen Kalkgehaltes für
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diese Kulturen besonders gut eignet, der Anbau selbst
nicht viel Arbeit verursacht und unter Heuschrecken-
fraß nicht leidet, so hat das Bezirksamt in neuerer
Zeit die Eingeborenen auf das Gewinnbringende
dieser Kulturen hingewiesen. Wenn das Erfolg hat,
wird die Kommune eine Maschine zum Enthülsen
der Früchte beschaffen, um den Eingeborenen Ge-
legenheit zu geben, gegen eine geringe Vergütung
das Enthülsen, das als Handarbeit sehr viel Zeit
beansprucht, hier vornehmen zu lassen. Der euro-
päische Markt nimmt das Produkt nur ohne
Hülsen an. -
Die Kokospalmenkultur, für welche hauptsächlich
die Inselgruppe Chole-Mafia in Frage kommt, hat
sich von den nachtheiligen Folgen des Ausbleibens
der Regenzeit in den Jahren 1897 und 1898 noch
nicht ganz erholt. Wenn nicht besonders unglückliche
Umstände eintreten, wird sich diese Kultur auf Chole:
Mafia, deren Bodenverhältnisse sich dafür hervor-
ragend eignen, in den nächsten Jahren aber wieder
bedeutend heben. Es sind im Berichtsjahre wieder
etwa 20 000 Palmen neu angepflanzt, so daß jetzt
207 000 Bäume vorhanden sind. Auch die Arbeiter-
verhältnisse sind auf den Inseln die denkbar günstigsten.
Kautschuk, das Haupthandelsprodukt des Bezirks,
wird fast nur in der Gegend von Donde-Barikiwa
gewonnen. Hier sind u. UM. drei deutsche Firmen
durch Angestellte vertreten, die nur mit dem Einkauf
dieses Produktes beschäftigt sind. Es sind an Kaut-
schuk etwa 1400 Sack, 300 mehr als im Vorjahre,
zur Ausfuhr gelangt. Im März d. Is. hat das
Gouvernement nach Barikiwa einen Gärtner gesandt,
der dort eine Gummiplantage von Manihot Glaziovii
angelegt hat. Die von ihm angestellten Versuche
sind gut ausgefallen.
Der Rindviehbestand wird auf den Inseln Mafia
und Chole etwa 4000 Stück betragen. Im Ucbhrigen
wird Rindviehzucht im Bezirk nur wenig betrieben.
Das Kleinvieh, welches die Eingeborenen besser zu
behandeln verstehen und für welches auch die Boden-
verhältnisse günstiger sind, hat sich dagegen vermehrt.
Der Wildreichthum des Bezirks, besonders in der
Gegend von Barikiwa, woselbst sich im Anfang dieses
Jahres zwei Berufsjäger niedergelassen haben, ist
ziemlich bedeutend. Es kommen vor: Elefant, Nas-
horn, Flußpferd, Zebra, Büffel und verschiedene
Arten von Antilopen.
Die Entwässerung der Sümpfe im Süden der
Stadt Kilwa ist vollendet, und in der Stadt sind
größere Kanalisationsarbeiten ausgeführt worden.
Die Quaimauer ist in einer Länge von 560 m
vollendet. An dem Ausbau der Hauptverkehrsstraße
des Bezirks von Kilwa nach Barikiwa, welche in der
Fortsetzung über Songea den Verkehr mit Wiedhafen
und dem Nyassagebiet vermittelt, wurde eifrig weiter
gearbeitet. Die Straße ist nunmehr für Lasten-
fuhrwerk passirbar. In Abständen von etwa 25 km
sind Rasthäuser gebaut und Lagerplätze für Kara-
wanen eingerichtet worden.
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