Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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des Gebirges entlang nach Ho und von da zur 
Goldküste. Daher wurde im Berichtsjahre für diese 
Fremden der Bau eines Dorfes (Songo) nöthig, wie 
solche in Palime und Kpandu bereits bestehen. Das 
Songo füllte sich sofort und dehnt sich immer weiter 
aus. Die Insassen, die theils dauernd, theils nur 
vorübergehend da wohnen, zahlen eine kleine Abgabe 
(5 Pf. für 24 Stunden) an die Station, die der 
Songochef einsammelt und aus der er besoldet wird. 
Neben diesen Märkten sind zu erwähnen am Volta: 
Bisku, Kpeve, Atikweta, 
Neu gegründet wurden die Märkte von Waadse, 
We Deme, Leglebi und Borada. 
Die Marktpreise der Lebensmittel sind im Durch- 
schnitt: 
1 Huhn 0,50 Mk 
1 Schaf 4—6.— 
1 Ziege 3—5,— = 
1 Dtzd. Eier 0,30 —0,50 = 
Rindfleisch, 1 Pfund . 0,50 = 
Reis, 100 Pfund 4— 
Yams, 12 Stück 1.— 
(in der Trockenzeit 41 Stück S T 
sErntezeit 2,50 = 
Mais, 100 Pfd. 1 Regenzeit 6,— 
Der Durchgangshandel zwischen der Niste und 
dem Sudan, der in den Händen der Haussas und 
Kotokolis liegt, folgt den Wegen 
1. Krathi — Kpand sa) Goldküste, 
Kratyi —JKpandu: Qutitta, 
(b) Palime, Lome, 
. à) Lome — Quitta, 
Abtakpame —Palime: 19 Ho—Goldkiste. 
Eehr bedeutend ist der Produktenhandel nach 
der Küste. Während ursprünglich noch anfangs der 
90er Jahre von der einheimischen Bevölkerung nur 
Landbau getrieben wurde, haben sich jetzt außer- 
ordentlich Viele dem Handel zugewandt. Abgesehen 
von dem lebhaften Handel mit den eigenen Produkten, 
die sie selbst nach der deutschen und englischen Küste 
bringen, haben sich Viele dem Gummihandel zuge- 
wandt. So zählt der Bezirk gegen 600 hier ange- 
meldeter Gummihändler, deren jeder eine Anzahl 
Träger aus seiner Heimath mitnimmt. 
Die einheimische Weberei wird überall betrieben, 
hauptsächlich in Agotime, wo sehr viel Zeuge gewebt 
und exportirt werden. Eine große Rolle spielt die 
Mattenflechterei. Die etwa 1 m breiten und 2 bis 
3 m langen Matten werden aus den Blattfasern 
des Pandanus geflochten und vorwiegend nach Quitta 
zum Verpacken des Salzes ausgeführt. Alle Dörfer 
am Fuße des Gebirges sowie im Gebirge selbst haben 
an den Bachufern Pandanus regelrecht angepflanzt. 
Etwas Töpferei treiben alle Dörfer in der Ebene, 
doch nur für eigenen Bedarf. Große Mengen Töpfe 
werden fabrizirt in Tove- Abesia sowie in Aloi bei 
Kpandu. 
Kanubau wird in allen Uferlandschaften des Volta, 
vor Allem aber in Kunya betrieben. Kunya allein 
Abesia und Ntlshumuru. 
  
lieferte in dem Berichtsjahre 120 Stück im Werthe 
von 7200 Mk. Zu erwähnen ist noch die Anfertigung 
geschnitzter Holzstühle in Kpandu sowie die Anferti- 
gung von rohen Elfenbeinschnitzereien in Kpandn 
(Hörner, Armringe) und Kpelle (Häuptlingsstöcke). 
Durch die Norddeutsche Mission ist in Avatime 
eine beträchtliche Anzahl Brettsäger und Tischler 
herangebildet worden. Jedoch reicht ihre Zahl in- 
folge der Entwickelung des Bezirks bei Weitem nicht 
aus, so daß Handwerker aus den englischen Land- 
schaften Peki und Anum herangezogen werden müssen. 
Indessen reichen, da ein ständiger Abzug von Küsten- 
handwerkern nach Kamerun stattfindet, auch diese nicht 
aus, um den Bedarf der Stationen im Innern zu 
decken. Es sind daher auf den Stationen Misahöhe 
und Kpandu 14jährige Jungen aus dem Bezirk 
herangezogen worden, die in verschiedenen Handwerken 
ausgebildet werden. Zur Zeit werden 10 als Tischler, 
drei als Gärtner, einer als Schneider sowie zwei Er- 
wachsene als Maurer herangebildet. Sechs Jungen 
sind in die Gärtnerschule nach Atakpame gesandt 
worden. 
Die Arbeiterverhältnisse sind günstig, jedoch ist 
dabei Bedingung, daß der Arbeitgeber seine Leute 
namentlich anfangs mit großer Geduld und Nachsicht 
behandelt. Die Arbeitslöhne betragen pro Tag je 
nach der Schwere der Arbeit und den Leistungen 
30 bis 75 Pf., bei Frauen und Kindern 15 bis 
25 Pf.; Trägerlöhne pro Marschtag (bei nur ein 
bis zwei Tagen Dauer) 1 Mk., Hängemattenträger 
1 Mk., gewöhnliche Handwerker 1 bis 2 Mk., bessere 
3 Mk. pro Tag. Die Plantage Douglas zahlt ihrem 
geübten, festen Stamm von Küstenarbeitern 20 Mk. 
Monatslohn, den Eingeborenen (wobei Frauen und 
Kinder) 15 bis 30 Pf. Tagelohn. Zahlungsmittel 
ist überall Bargeld. Tauschhandel giebt es nicht mehr. 
Sogar der Gummi wird jetzt gegen Bargeld, 5 Pf.= 
Stücke, gekauft, doch erhalten die Händler das Bar- 
geld meist durch Verkauf ihrer Waaren wieder. Das 
Fünfpfennigstück, das besonders beliebt ist, hat die 
Kaurimuschel als Scheidemünze ziemlich verdrängt. 
7. Rechtspflege, Eingeborenenrecht. 
Die Station sah sich genöthigt, die Häuptlinge 
als erste Instanz in allen Fällen, ausgenommen in 
Strasfsachen und Rechtsstreitigkeiten über 200 Mark 
Streitwerth, einzusetzen bezw. zu bestätigen. Die 
Station fungirt als Gerichtsstelle zweiter Instanz. 
Die bisher willkürlichen und hohen Gerichtstaxen der 
Häuptlinge wurden durch den Erlaß einer Gebühren- 
ordnung geregelt. In schwierigen Fällen bitten die 
Häuptlinge regelmäßig persönlich oder durch einen 
Brief, den ihnen der Missionslehrer oder ein anderer 
Schreibkundiger aufsetzt, um Rechtsbelehrung bei der 
Station. Beinahe täglich gehen derartige Briese oder 
Anfragen bei der Station ein. 
Auch die Verwallung zieht von dieser Anordnung 
insofern Nutzen, als die Häuptlinge in ihren Inter- 
essen mehr mit der Regierung verbunden werden.
	        
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