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des Gebirges entlang nach Ho und von da zur
Goldküste. Daher wurde im Berichtsjahre für diese
Fremden der Bau eines Dorfes (Songo) nöthig, wie
solche in Palime und Kpandu bereits bestehen. Das
Songo füllte sich sofort und dehnt sich immer weiter
aus. Die Insassen, die theils dauernd, theils nur
vorübergehend da wohnen, zahlen eine kleine Abgabe
(5 Pf. für 24 Stunden) an die Station, die der
Songochef einsammelt und aus der er besoldet wird.
Neben diesen Märkten sind zu erwähnen am Volta:
Bisku, Kpeve, Atikweta,
Neu gegründet wurden die Märkte von Waadse,
We Deme, Leglebi und Borada.
Die Marktpreise der Lebensmittel sind im Durch-
schnitt:
1 Huhn 0,50 Mk
1 Schaf 4—6.—
1 Ziege 3—5,— =
1 Dtzd. Eier 0,30 —0,50 =
Rindfleisch, 1 Pfund . 0,50 =
Reis, 100 Pfund 4—
Yams, 12 Stück 1.—
(in der Trockenzeit 41 Stück S T
sErntezeit 2,50 =
Mais, 100 Pfd. 1 Regenzeit 6,—
Der Durchgangshandel zwischen der Niste und
dem Sudan, der in den Händen der Haussas und
Kotokolis liegt, folgt den Wegen
1. Krathi — Kpand sa) Goldküste,
Kratyi —JKpandu: Qutitta,
(b) Palime, Lome,
. à) Lome — Quitta,
Abtakpame —Palime: 19 Ho—Goldkiste.
Eehr bedeutend ist der Produktenhandel nach
der Küste. Während ursprünglich noch anfangs der
90er Jahre von der einheimischen Bevölkerung nur
Landbau getrieben wurde, haben sich jetzt außer-
ordentlich Viele dem Handel zugewandt. Abgesehen
von dem lebhaften Handel mit den eigenen Produkten,
die sie selbst nach der deutschen und englischen Küste
bringen, haben sich Viele dem Gummihandel zuge-
wandt. So zählt der Bezirk gegen 600 hier ange-
meldeter Gummihändler, deren jeder eine Anzahl
Träger aus seiner Heimath mitnimmt.
Die einheimische Weberei wird überall betrieben,
hauptsächlich in Agotime, wo sehr viel Zeuge gewebt
und exportirt werden. Eine große Rolle spielt die
Mattenflechterei. Die etwa 1 m breiten und 2 bis
3 m langen Matten werden aus den Blattfasern
des Pandanus geflochten und vorwiegend nach Quitta
zum Verpacken des Salzes ausgeführt. Alle Dörfer
am Fuße des Gebirges sowie im Gebirge selbst haben
an den Bachufern Pandanus regelrecht angepflanzt.
Etwas Töpferei treiben alle Dörfer in der Ebene,
doch nur für eigenen Bedarf. Große Mengen Töpfe
werden fabrizirt in Tove- Abesia sowie in Aloi bei
Kpandu.
Kanubau wird in allen Uferlandschaften des Volta,
vor Allem aber in Kunya betrieben. Kunya allein
Abesia und Ntlshumuru.
lieferte in dem Berichtsjahre 120 Stück im Werthe
von 7200 Mk. Zu erwähnen ist noch die Anfertigung
geschnitzter Holzstühle in Kpandu sowie die Anferti-
gung von rohen Elfenbeinschnitzereien in Kpandn
(Hörner, Armringe) und Kpelle (Häuptlingsstöcke).
Durch die Norddeutsche Mission ist in Avatime
eine beträchtliche Anzahl Brettsäger und Tischler
herangebildet worden. Jedoch reicht ihre Zahl in-
folge der Entwickelung des Bezirks bei Weitem nicht
aus, so daß Handwerker aus den englischen Land-
schaften Peki und Anum herangezogen werden müssen.
Indessen reichen, da ein ständiger Abzug von Küsten-
handwerkern nach Kamerun stattfindet, auch diese nicht
aus, um den Bedarf der Stationen im Innern zu
decken. Es sind daher auf den Stationen Misahöhe
und Kpandu 14jährige Jungen aus dem Bezirk
herangezogen worden, die in verschiedenen Handwerken
ausgebildet werden. Zur Zeit werden 10 als Tischler,
drei als Gärtner, einer als Schneider sowie zwei Er-
wachsene als Maurer herangebildet. Sechs Jungen
sind in die Gärtnerschule nach Atakpame gesandt
worden.
Die Arbeiterverhältnisse sind günstig, jedoch ist
dabei Bedingung, daß der Arbeitgeber seine Leute
namentlich anfangs mit großer Geduld und Nachsicht
behandelt. Die Arbeitslöhne betragen pro Tag je
nach der Schwere der Arbeit und den Leistungen
30 bis 75 Pf., bei Frauen und Kindern 15 bis
25 Pf.; Trägerlöhne pro Marschtag (bei nur ein
bis zwei Tagen Dauer) 1 Mk., Hängemattenträger
1 Mk., gewöhnliche Handwerker 1 bis 2 Mk., bessere
3 Mk. pro Tag. Die Plantage Douglas zahlt ihrem
geübten, festen Stamm von Küstenarbeitern 20 Mk.
Monatslohn, den Eingeborenen (wobei Frauen und
Kinder) 15 bis 30 Pf. Tagelohn. Zahlungsmittel
ist überall Bargeld. Tauschhandel giebt es nicht mehr.
Sogar der Gummi wird jetzt gegen Bargeld, 5 Pf.=
Stücke, gekauft, doch erhalten die Händler das Bar-
geld meist durch Verkauf ihrer Waaren wieder. Das
Fünfpfennigstück, das besonders beliebt ist, hat die
Kaurimuschel als Scheidemünze ziemlich verdrängt.
7. Rechtspflege, Eingeborenenrecht.
Die Station sah sich genöthigt, die Häuptlinge
als erste Instanz in allen Fällen, ausgenommen in
Strasfsachen und Rechtsstreitigkeiten über 200 Mark
Streitwerth, einzusetzen bezw. zu bestätigen. Die
Station fungirt als Gerichtsstelle zweiter Instanz.
Die bisher willkürlichen und hohen Gerichtstaxen der
Häuptlinge wurden durch den Erlaß einer Gebühren-
ordnung geregelt. In schwierigen Fällen bitten die
Häuptlinge regelmäßig persönlich oder durch einen
Brief, den ihnen der Missionslehrer oder ein anderer
Schreibkundiger aufsetzt, um Rechtsbelehrung bei der
Station. Beinahe täglich gehen derartige Briese oder
Anfragen bei der Station ein.
Auch die Verwallung zieht von dieser Anordnung
insofern Nutzen, als die Häuptlinge in ihren Inter-
essen mehr mit der Regierung verbunden werden.