Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Die meist geringe Autorität derselben wird gehoben 
und ihre Einnahmen wachsen. Die Einnahmen aus 
der Rechtsprechung sind die einzigen, welche die 
Häuptlinge des Bezirls haben. Sie fangen an, sich 
mehr und mehr als Hülfsorgane der Regierung 
zu fühlen. 
Im Großen und Ganzen haben sich die neuer- 
dings mehr ans Ruder kommenden jungen Häuptlinge 
besser bewährt als die alten. Es unterliegt keinem 
Zweisel, daß, wenn erst die unter deutscher Verwal- 
tung ausgewachsene Generation zur Herrschaft kommt, 
sie die ihr zugewiesenen Aufgaben in zufriedenstellen- 
der Weise erfüllen wird. 
Sklavenhandel kommt zwischen den Eingeborenen 
des Bezirks nicht mehr vor. Die noch von früher 
her vorhandenen Hörigen werden durchweg gut be- 
handelt und gehen gewissermaßen in der Familie 
ihrer Herren auf. Es kamen nur zwei Fälle vor, 
wo solche Hörige ihre Freiheit beantragten und 
natürlich auch erhielten. Bezeichnend ist für den 
Stand der Sklavenfrage, daß ein ehemaliger Sklave, 
Gidde Gidde, Oberhäuptling der Landschaft Agome 
werden konnte.?) Es kommt freilich noch vereinzelt 
vor, daß Händler, und zwar Haussas, und Unter- 
thanen der Goldküstenkolonie aus dem nichtdeutschen 
Hinterlande Sklavenkinder mit sich führen. So- 
fern dieselben deutsches Gebiet berühren und dies zur 
Kenntniß der Station gelangt, wird jedoch nach- 
drücklich dagegen eingeschritten. So wurden zwei 
Haussas und ein Mann aus dem englischen Quitta 
mit je einem Kind (ein Junge und zwei Mädchen) 
abgefaßt und mit mehrjähriger Freiheitsstrafe belegt. 
Der Junge wurde der Norddeutschen Mission zur 
Erziehung übergeben, die zwei etwas größeren 
Mädchen unter sicherem Geleit nach ihrer Heimath 
zurückgesandt. 
8. Entwickelung des Bezirks. 
Die bisher nur in allgemeinen Zügen bestimmten 
Grenzen des Bezirks erfuhren eine Festlegung im 
Einzelnen. So wurde die Grenze gegen den Bezirk 
Kratyi genau bestimmt, wobei das früher zu Kratyi 
gehörige Dorf Ahamansu zu Misahöhe kam, weil es 
politisch zu Buem gehört. Ebenso wurde das bisher 
zum Bezirk Lome gehörende Batome dem Bezirk 
Misahöhe einverleibt, weil es ein Agotimefarmdorf 
ist. In Vorbereitung ist die Abgrenzung gegen 
Atakpame. 
Die wichtigsten Ereignisse im Bezirk waren die 
wirthschaftlichen Expeditionen des Geheimraths Prof. 
Ior. Wohltmann, des Botanikers Schlechter und des 
Bergassessors Hupseld. Von hoher Bedentung ist 
f ruer die zur Zeit in Ausführung befindliche Baum- 
wollexpedition des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees. 
Um all diesen viel versprechenden Keimen eincs kul- 
turellen Ausschwungs zu raschem Wachsthum und 
#Eg sei hierbei bemerkt, daß einer der einflußreichsten 
Häuptlinge an der Kuste (Ayte Ajavon in Klein-Popo 
gleichfallo fruher Sklave war. 
  
gutem Gedeihen zu verhelfen, erscheint aber der Bau 
einer Essenbahn durch den Bezirk als unerläßliche 
Bedingung. 
Deutsch-ZSüdwestafrika. 
Die Unruhen im südlichen Distrikt Grootfontein, 
von denen in der Tagespresse schon die Rede ge- 
wesen ist, haben nach den vorliegenden amtlichen 
Berichten ihren Ursprung in dem Widerstand gehabt, 
den die Grootfonteiner Bastards der Besichtigung 
ihres Pferdebestandes durch den Distriktschef von 
Grootfontein entgegengesetzt haben. Die Bastards 
haben dem Distriktschef gegenüber alsbald eine 
drohende Haltung eingenommen und die Auf- 
forderung, ihre Waffen abzugeben, mit der Eröffnung 
von Feindseligkeiten beantwortet. Ueber den weiteren 
Verlauf der Angelegenheit ist bis jetzt nur bekannt, 
daß in den folgenden Gefechten auf deutscher Seitc 
der Reiter Reer und ein eingeborener Soldat Namens 
Jan Lintes, beim Gegner der Führer der Auf- 
ständischen, Kapitain Swarts, und ein Rehobother 
Bastard gefallen sind und daß der Distriktschef von 
Grootsontein mit etwa 20 weißen und ebenso viel 
eingeborenen Soldaten die Aufständischen verfolgte. 
Vom Gouvernement ist der Oberstleutnant Müller 
mit 70 Mann und einem Geschütz nach dem Schau- 
platze der Unruhen abgesandt, außerdem ist die in 
Keetmanshoop stehende 3. Feldkompagnie zur Mit- 
wirkung von Süden her über Bethanien befehligt 
worden. Die von der Kolonial-Abtheilung des Aus- 
wärtigen Amtes auf tclegraphischem Wege ange- 
ordnete strenge Untersuchung der ganzen Angelegen- 
heit wird ergeben, ob der beklagenswerthe Zusammen- 
stoß hätte vermieden werden können und wen etwa 
eine Verantwortung dafür trifft. 
Abwehrmaßregeln gegen die Beulenpest. 
In der Sitzung des Reichsgesundheitsraths am 
20. März hatte Geheimrath Prof. Dr. Koch darauf 
hingewiesen, daß die Gefahr der Einschleppung der 
Beulenpest aus der Kapkolonie durch den Schiffs- 
verkehr nicht so sehr Deutschland selbst, als seine 
afrikanischen Schutzgebiete, vornehmlich Südwestafrika 
bedrohe, und die Stationirung eines in der Er- 
kennung und Abwehr der Pest ausgebildeten Arztes 
in Swakopmund angeregt. 
Bercits vorher — Anfang März — war von 
der Kolonialverwaltung die Errichtung einer 
Quarantänestation in Swakopmund und die 
Sperrung des zweiten Hafens des Schutzgebietes — 
Lüderitzbucht — für den direkten Verkehr von der 
Kapkolonie, sowie die Stationirung eines erprobten 
Sanitätsunteroffiziers der Schutztruppe daselbst tele- 
graphisch angeordnet, auch sofort die nöthige Menge 
von Desinfektionsmaterial rc. hinausgesandt.
	        
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