Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Ausbildung in der Aufnahme astronomischer Längen- 
und Breitenbestimmungen. 
Mit der fortschreitenden Erschließung unserer 
Schutzgebiete macht sich das Bedürfniß nach einer 
genauen Festlegung der Grenzen immer mehr fühlbar. 
Um für solche außerhalb des Rahmens der eigent- 
lichen Verwaltung liegende Aufgaben zu jeder Zeit 
ein in der Aufnahme astronomischer Längen= und 
Breitenbestimmungen genügend vorgebildetes Personal 
an der Hand zu haben, hat die Kolonialverwaltung 
nach Einvernehmen mit dem Herrn Minister der 
geistlichen 2c. Angelegenheiten zwei auf je etwa 
10 Monate bemessene Unterrichtskurse für solche 
Offiziere und Beamte des Kolonialdienstes einge- 
richtet, die nach ihrem ganzen Bildungsgange eine 
Gewähr für die Erreichung des angestrebten Zieles 
bieten. Der erste dieser Kurse hat am 10. Dezember 
v. Is. in Göttingen unter Leitung des Observators 
an der dortigen Königlichen Sternwarte, Professors 
Dr. Ambronn, begonnen. An demselben nahmen 
der Oberleutnant in der Koaiserlichen Schutztruppe 
für Kamerun, Nolte, und die Leutnants Freiherr 
v. Seefried auf Buttenheim, à la suite des 
8. Bayerischen Infanterie-Regiments, und Schwarz, 
à la suite des Eisenbahn-Regiments Nr. 1, theil. 
Mit der Ertheilung des Unterrichts bei dem 
zweiten Kurfus, dessen Beginn am 15. d. Mts. an 
der Königlichen Sternwarte zu Potsdam statt- 
gefunden hat, ist der Ständige Mitarbeiter am 
Königlichen Geodätischen Institut bei Potsdam, 
Professor Schnauder, betraut worden. An diesem 
Kursus betheiligen sich der Hauptmann in der Koaiser- 
lichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, Schlobach, 
der Oberleutnant à la suite des 1. Königlich 
Sächsischen Pionier-Bataillons Nr. 12, Preil, der 
Leutnant à la suite des 84. Infanterie-Regiments, 
Graf zu Reventlow und der früher im afrikanischen 
Schutzgebiet thätig gewesene Landmesser Lammert. 
Mit der Beendigung dieser Kurse verfügt die 
Kolonialverwaltung über eine Reihe in der Vor- 
nahme geographischer Ortsbestimmungen geübter 
Persönlichkeiten, die dem vorliegenden Bedürfnisse 
zunächst genügen werden. Ob der jetzt beschrittene 
Weg der Ausbildung auch für die Zukunft bei- 
behalten wird, hängt wesentlich davon ab, ob sich 
jüngere, auch sonst geeignete Studirende der 
Mathematik und der anderen hier in Betracht 
kommenden Fächer in ausreichender Anzahl für eine 
vorübergehende Verwendung im Kolonialdienste zur 
Verfügung stellen. 
Deutscher Import von KRakgo. 
Deutschlands Kakao-Einfuhr hat in den jüngsten 
Jahren, besonders aber i. J. 1899, einen großartigen 
Aufschwung genommen. Die Zufuhren erfolgen fast 
ausschließlich über Hamburg; was auf anderen Wegen 
nach Deutschland kommt, ist wenig von Belang. Die 
  
Gesammteinfuhr im Jahre 1900 ist wenig hinter 
derjenigen des Vorjahres zurückgeblieben; wenn auch 
der Konsum recht vorsichtig operirte und selten auf 
lange Zeit hinaus sich versorgte, so genügte dieses 
Kaufen vollkommen, um die Zufuhren zu bewältigen. 
Es sind demnach große Ernten nöthig, um dem 
wachsenden Konsum zu genügen. Erfreulich ist es, 
daß Hamburg, als Deutschlands erster Importplatz, 
trotz der vielfach kleineren Ernten, doch fast denselben 
Antheil am Geschäft sich sichern konnte, wie im vor- 
aufgegangenen Jahre. Hamburgs Kakao-Einfuhr 
belief sich für 1900 auf insgesammt 362 029 Säcke, 
gegen 378 464 Säcke im Vorjahre. Hierbei bleibt 
aber zu berücksichtigen, daß i. J. 1899 eine außer- 
gewöhnliche Steigerung der Einfuhr um mehr als 
50 pCt. erfolgt war; wenn fast gleich große Zufuhren 
auch für 1900 bei kleineren Ernten herankamen, so 
spricht dies jedenfalls für die gesunde Grundlage des 
Konsums. Den günstigen Geschäftsgang des Artikels 
illustrirt auch die Thatsache, daß ebenfalls Hamburgs 
Ablieferungen die ungefähre Höhe des Vorjahres 
wieder erreichten, so daß die Lager Ende v. Is. ziemlich 
erschöpft waren. Von großer Wichtigkeit ist es da- 
her, daß der Anbau des Artikels zunimmt, um erstens 
dem wachsenden Konsum zu genügen, zweitens aber 
die Preise auf einem Niveau zu halten, das es allen 
Betheiligten ermöglicht, einen angemessenen Nutzen 
für ihre Mühe und Arbeit zu erzielen. Die Zufuhren 
aus den deutschen Kolonien, Kamerun 2c. sind in 
erfreulicher Aufnahme begriffen und sehr begehrt; 
diese Sorten bürgern sich immer mehr ein. Die 
weitaus größere Hälfte von Hamburgs Kakao-Import 
wird nach dem Inland versandt, die kleinere Hälfte 
dagegen wieder seewärts ausgeführt, vor Allem nach 
den Niederlanden, der Rheinprovinz, Dänemark, 
Schweden, den russischen Ostseehäfen, Großbritannien; 
der Versand nach dem letzteren Lande hat in den 
jüngsten Jahren merklich nachgelassen. Das Uebrige 
entfällt auf den Platzkonsum. Der Bedarf hat in 
der gesammten Kakao-, Schokoladen= und Zucker- 
waaren-Industrie ganz erheblich zugenommen. 
(Münch. Allg. Ztg.) 
— — — — · 
Auszeichnung. 
Dem Begründer und Chef des bekannten Deutschen 
Kolonialhauses Bruno Antelmann, Berlin, Jeru- 
salemerstraße 28, Hoflieferant des Großherzogs von 
Mecklenburg = Schwerin, ist in Anerkennung seiner 
Verdienste für die Einführung und Bekanntmachung 
der Erzeugnisse aus den deutschen Kolonien das 
Prädikat eines Königlichen Hoflieferanten verliehen 
worden.
	        
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