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Nachrichten ans den deutschen Schuhgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
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-RKamerun.
Sur verlegung des Gouvernementssitzes nach Busa
(vergl. Kol. Bl. 1901, S. 358) ist noch zu bemerken,
daß die technischen Anlagen, Truppe und Zollwesen
in Duala (früher Kamerun) verblieben sind.
——–) ——
Expedition v. Schimmelpfennig.
(Hierzu zwei Kartenskizzen.)
Die Berichte des vor einigen Tagen in Duala
verstorbenen Hauptmanns v. Schimmelpfennig
über seinen erfolgreichen Zug durch das Wuteland
(vergl. Kol. Bl. 1901, S. 487) sind nunmehr ein-
gegangen; ob Herr v. Schimmelpfennig vor seinem
Tode auch über die Mbam-Expedition noch aus-
führlich berichtet hat, ist noch nicht festgestellt. Daß
es diesem verdienstvollen Offizier gelungen ist, mit
seinen Streitkräften das wegen seiner unbotmäßigen
Bevölkerung bisher verschrieene Mbamgebiet ohne
kriegerische Verwickelung mit den Eingeborenen zu
durchreisen, verdient hohe Anerkennung, und es ist
auf das Tiefste zu bedauern, daß der Thätigkeit
eines so hervorragend befähigten Kolonialoffiziers
durch die Folgen von Malaria, die er sich auf seiner
letzten Expedition zugezogen haben dürfte, eln Ziel
gesetzt ist.
Herr v. Schimmelpfennig berichtet:
Ngilla, den 2. April 1901.
Infolge von Schwierigkeiten bei der Aufbringung
der genügenden Trägerzahl konnte ich erst am
19. März d. Is. von MYaünde aufbrechen. Meine
Befürchtung, daß ich unterwegs viel mit entlaufenen
Trägern zu rechnen haben würde, hat sich glück-
licherweise nur zum kleinen Theil bestätigt.
Am 21. März erreichte die Expedition bei un-
gewöhnlich starker Hitze Kule, etwa 1½ Stunden
vom Sanaga entfernt.
Am solgenden Morgen 6¼ Uhr (die durchschnitt-
liche Aufbruchszeit) brach ich nach dem Sanaga auf.
Hier angelangt, konstatirte ich, daß der Fluß an der
Uebergangssielle zur Zeit 450 m breit ist. Das
Gefälle war ein ruhiges. Nach kurzer Rast wurde
unter meiner Aufsicht mit dem Uebersetzen begonnen.
Zur Verfügung standen 20 Kanus verschiedenster
Größe und die beiden Truppenfaltboote, mittelst
derer 132 Soldaten, 4 Maulthiere und 391 Träger
in der ziemlich kurzen Zeit von 1 Stunde 20 Min.
ohne Unfall übergesetzt wurden.
Nach einstündiger Rast wurde um 10½ Uhr
vormittags auf Tungele marschirt. Der Weg führt
durch leicht gewelltes Parkland von enormem Wild-
reichthum, die Ansiedelungen angelehnt an kleine
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nicht durchzogen waren.
Palmenhaine. Hohes Buschwerk umgiebt ringsu
die Dörfer. Obwohl es mit einzelnen Ausnahm
täglich nachts geregnet hatte, waren die Tagesstund
ungewöhnlich heiß. Alles in Allem war die Ter
peratur im März höher als in dem gemeinhin a
heißester Monat geltenden Februar. Stabsar
Hösemann hat detaillirte Beobachtungen gemacht.
Am nächsten Tage, dem 23. März. ordnete i
Ruhetag an, der ausgenutzt wurde, um die Expeditie
durch Jagdausflüge mit frischem Fleisch zu versehe
Am 24. März beschloß ich, unter Führung ve
Eingeborenen auf Wataré zu marschiren. Ich be
rührte Gegenden, die von der Truppe bisher noc
Nachdem sich die anfäne
liche Scheu, besonders im ersten Lagerorte Gramatsche
gelegt hatte, beeilten sich die Eingeborenen, do
Möglichste zu thun, um die Expedition gut aufju
nehmen. Durch Trommel wurde auch die Umgegem
benachrichtigt, so daß im Laufe des Tages elf Häurt
linge Essen 2c. herbeibrachten. Daß unsere Gegen
geschenke Anklang gefunden hatten, bewies das balr
beginnende Tanzspiel.
Unter Gambette-Benna kam die Expedition aus
einer wildarmen, sehr waldigen, in die freie, sebr
wildreiche Gegend von Wataré. Das am Fuße des
charakteristischen WatarEberges einst gelegene Watoré
existirt nicht mehr. Das neue Wataré, dem wuiur
uns am 27. nachmittags näherten, liegt etwa 5000 m
nordwestlich des alten Platzes.
(Siehe nebenstehende Skizze.)
Wataré, der Bruder von Ngilla, kam uns mu
seinen Würdenträgern entgegen. Nach kurzer Be-
grüßung bezogen wir Lager in dem großen, sebr
sauber gebauten Dorfe. Die Häuser sind durch
gängig rund und haben spitze Dächer.
Eme kurze Rekognoszirung des Moam, hier direk
westlich Wataré, ergab: Breite 230 m, larg=
sames Gefälle, anscheinend ziemlich tief. Wenige
huntert Meter oberhalb Inseln, Felsen, Stromschnellen
mit weithin hörbarem Rauschen (wahrscheinlich die
Morgen-Fälle).
Wataré bekam für gute Verpflegung der Exoe
dition ein sehr reichliches Gegengeschenk, darunter
auch einen Pallasch und ein Bild Sr. Mojestel.
Letzteres erkannte er übrigens, noch ehe durch den
Dolmetscher die Erklärung kam. Er brauchte wuder-
holt das Wort: Kasar.
Am 30. März marschirte ich über Nitl nach Ngille.
woselbst ich am 31. März nachmittags anlangte
Beide Märsche waren sehr anstrengend. Der Häuot-
ling Ngilla kam der Expedition mit Gefolge unter
Vorantragen der Reichsflagge entgegen. Unterbringung
und Verpflegung waren gut vorbereitet. Kurz noch
dem Einrücken wurde mir ein großer Elefantenzabn
für das Gouvernement überreicht.