Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

durch den Führer einiger Einwohner habhaft zu 
werden, die ich, mit Geschenlen versehen, wieder ab- 
sandte, um die Geflüchteten zu beruhigen. Von 
Ngilla aus hatte ich den Feldwebel Mussa zu Ngutte 
gesandt, um diesen meines Erscheinens wegen zu be- 
ruhigen. Feldwebel Mussa hat seine nicht leichte 
Aufgabe zu ganz besonderer Zufriedenheit gelöst. 
Am 8. April brach ich früh 6 Uhr von Mundare 
auf. Unterwegs kamen mir verschiedene Abgesandte 
Nguttes entgegen, die mich willkommen hießen. In 
Ngutte gegen 10 Uhr angelangt, sandte mir der 
Häuptling einen guten Elfenbeinzahn. Häuptling 
Ngutte ist ein Mann von 60 und einigen Jahren, 
der noch vollkommen rüstig ist. Nachdem sich seine 
anfängliche Befangenheit gelegt hatte, ließ sich mit 
ihm ganz gut reden. Besonders geehrt fühlte sich 
Agutte, als ich ihm dolmetschen ließ, die Deutschen 
schätzten ihn als besonders freundlich gesinnten Häupt- 
ling. Am Nachmittag ließ mir Ngutte ein großes 
Tanzspiel anmelden. Der Häuptling tanzte, nicht 
achtend seines Alters, wohl ½ Stunde selber, 
worüber ich ihm durch den Dolmetscher besondere 
Anerkennung ausdrücken ließ. Am nächsten Tage 
revanchirte ich mich mit einem Vorexerziren der 
Kompagnie mit anschließendem kurzen Gefechtsschießen. 
Auf Nguttes Bitte wurde ihm auch das Maschinen- 
gewehr vorgeführt. 
Feldwebel Mussa hatte von mir Befehl erhalten, 
Agutte zu veranlassen, mit den Mbamstämmen Füh- 
lung zu nehmen. Nguttes Macht scheint noch über 
den Mbam hinaus zu reichen. Bei dem heutigen 
Palaver waren sechs Unterhäuptlinge erschienen, die 
von Ngutte Befehl erhielten, allen meinen Wünschen 
nachzukommen. Ich hoffe so, daß der Eintritt in 
das zu durchforschende Gebiet sich in absolut fried- 
licher Weise bewerkstelligen lassen wird, wie ich auch 
weiterhin nichts verabsäumen werde, auf gütlichem 
Wege durchzumarschiren. Bisher habe ich in Er- 
fahrung gebracht, daß der Mbam direkt westlich 
Agutte (fünf Tagemärsche) seenartige Erweiterungen 
bilden soll und eine günstige Uebergangsstelle nördlich 
sich befinde. Vielleicht wird es nothwendig werden, 
von da aus nach Ngambe vorzufühlen. 
Das neue Land wird zunächst von Bafias be- 
wohnt. Im Norden sitzen viele Haussas. Reiche 
Landschaft, auch Fischfang. Gelände vorwiegend 
Gras mit aufgesetzten Mittelgebirgszügen. 
Stabsarzt Hösemann und ich haben festgestellt, 
daß sich die Berge, an denen Ngutte II liegt, um 
mindestens 50 km auf der Langhausschen Karte nach 
Norden verschieben. Ngutte II liegt etwa ½ cm 
südwestlich des „2Z“ von den Worten „Zahlreicher 
Heidenstamm“ der Karte im Kolonial-Atlas. Die 
hiesige Landschaft ist von außergewöhnlicher Schön- 
heit. Ngutte II liegt direkt am Fuße eines Gebirgs- 
zuges von 1200 bis 1500 m absoluter Höhe. Die 
Zeichnung der Berge in Struktur und Farben, viel 
Fels, dazwischen Gras und Urwald, ist höchst ein- 
drucksvoll. 
  
550 — 
Befinden der Weißen ein ausgezeichnetes. 
Soeben trifft Nguttes Abschiedsgeschenk ein, be 
stehend in 17 größeren und kleineren Elfenbeinzähne 
sowie drei mittelgroßen Hengsten, von denen zwe 
recht brauchbar erscheinen. Mein Gegengeschenk wir 
heute Abend überreicht. 
Dieser Bericht wird von meinem Mgillaführe 
befördert, dem ich aber Soldaten nicht beigeben kanr 
Ich marschire morgen früh 6 Uhr nach der 
Mbam ab. 
  
Reisebericht des Richters Diebl. 
Der stellvertretende Richter in Kamerun, Diehl, 
berichtet über eine Bereisung der Wuri= und Abo- 
länder und der Bakossi= und Manengubaberge, wie 
folgt: 
Durch die letzter Zeit am Wuri und Dibombe 
zahlreich erfolgten Neuanlagen von Faktoreien seitens 
der hiesigen Firmen und von Stationen und Schulen 
seitens der Missionen war eine Bereisung dieser 
Flußgebiete zur Regelung der Grundbesitzverhältnisse 
nothwendig geworden. 
Ich trat am 12. Februar d. Is. mit einem Dol- 
metscher, einem Zustellungsjungen und einem Soldaten 
die Reise mittelst Kanu den Wuri aufwärts an und 
gelangte über die Dörfer Bonamakonge, Mutimbe- 
tembe, Bona ba Mbenge, Bonanjoa, Bonandolo, 
Bonanjamsi, Bonasomko und Bonanjeng nach Jabass,. 
wo ich am 15. Februar eintraf. 
Jabassi befindet sich zur Zeit unzweifelhaft in 
einer Periode sehr starken Aufschwungs. Sämmtliche 
Kameruner Firmen haben dort Faktoreien angelegt. 
Sieben weiße Faktoristen befinden sich ständig dort, 
und zwar von der Nordwest-Kamerun-Gesellschaft 3, 
von der Deutsch-westafrikanischen Handelsgesellschaft 1, 
David Jones & Co. 1, Rider Sohn & Andrew 2 
die übrigen Firmen sind durch schwarze Faktoristen 
vertreten. 
Am 19. Februar fuhr ich den Wuri abwöärts, 
erledigte in Bonambanga eine Streitigkeit zwischen 
dem Häuptling Kolo und einem Manne aus Banenu, 
welcher von Ersterem wegen Schulden eines anderen 
Banenumannes hier gesangen gehalten wurde, do- 
durch, daß ich den Häuptling veranlaßte, den Monn 
freizugeben, fuhr dann den Dibosute bis zum Bonme- 
fluß und dann diesen aufwärts zum Dorse Wpobo, 
wo ich um 6/ Uhr nachmittags eintraf. Am nächsten 
Tage begab ich mich mit Missionar Wittwer nach 
Bayngseng, welcher Ort nicht, wie auf der Kane 
angegeben, auf dem linken Ufer des Dibombe nördlich 
von der Mündung des Mbome liegt, sondern am 
dessen rechtem Ufer am Wege von Mopobo nach 
Mangamba, etwa eine Stunde vom Mbome und 
Dibombe entfernt. · 
Nach Erledigung meiner Dienstgeschäfte fuhr ich 
am gleichen Tage den Dibombe aufwärts nach Njonga. 
Der Dibombe, dessen Wasserstand zur Zeit bußerst 
niedrig war, ist angefüllt mit entwurzelten Bäumen.
	        
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