durch den Führer einiger Einwohner habhaft zu
werden, die ich, mit Geschenlen versehen, wieder ab-
sandte, um die Geflüchteten zu beruhigen. Von
Ngilla aus hatte ich den Feldwebel Mussa zu Ngutte
gesandt, um diesen meines Erscheinens wegen zu be-
ruhigen. Feldwebel Mussa hat seine nicht leichte
Aufgabe zu ganz besonderer Zufriedenheit gelöst.
Am 8. April brach ich früh 6 Uhr von Mundare
auf. Unterwegs kamen mir verschiedene Abgesandte
Nguttes entgegen, die mich willkommen hießen. In
Ngutte gegen 10 Uhr angelangt, sandte mir der
Häuptling einen guten Elfenbeinzahn. Häuptling
Ngutte ist ein Mann von 60 und einigen Jahren,
der noch vollkommen rüstig ist. Nachdem sich seine
anfängliche Befangenheit gelegt hatte, ließ sich mit
ihm ganz gut reden. Besonders geehrt fühlte sich
Agutte, als ich ihm dolmetschen ließ, die Deutschen
schätzten ihn als besonders freundlich gesinnten Häupt-
ling. Am Nachmittag ließ mir Ngutte ein großes
Tanzspiel anmelden. Der Häuptling tanzte, nicht
achtend seines Alters, wohl ½ Stunde selber,
worüber ich ihm durch den Dolmetscher besondere
Anerkennung ausdrücken ließ. Am nächsten Tage
revanchirte ich mich mit einem Vorexerziren der
Kompagnie mit anschließendem kurzen Gefechtsschießen.
Auf Nguttes Bitte wurde ihm auch das Maschinen-
gewehr vorgeführt.
Feldwebel Mussa hatte von mir Befehl erhalten,
Agutte zu veranlassen, mit den Mbamstämmen Füh-
lung zu nehmen. Nguttes Macht scheint noch über
den Mbam hinaus zu reichen. Bei dem heutigen
Palaver waren sechs Unterhäuptlinge erschienen, die
von Ngutte Befehl erhielten, allen meinen Wünschen
nachzukommen. Ich hoffe so, daß der Eintritt in
das zu durchforschende Gebiet sich in absolut fried-
licher Weise bewerkstelligen lassen wird, wie ich auch
weiterhin nichts verabsäumen werde, auf gütlichem
Wege durchzumarschiren. Bisher habe ich in Er-
fahrung gebracht, daß der Mbam direkt westlich
Agutte (fünf Tagemärsche) seenartige Erweiterungen
bilden soll und eine günstige Uebergangsstelle nördlich
sich befinde. Vielleicht wird es nothwendig werden,
von da aus nach Ngambe vorzufühlen.
Das neue Land wird zunächst von Bafias be-
wohnt. Im Norden sitzen viele Haussas. Reiche
Landschaft, auch Fischfang. Gelände vorwiegend
Gras mit aufgesetzten Mittelgebirgszügen.
Stabsarzt Hösemann und ich haben festgestellt,
daß sich die Berge, an denen Ngutte II liegt, um
mindestens 50 km auf der Langhausschen Karte nach
Norden verschieben. Ngutte II liegt etwa ½ cm
südwestlich des „2Z“ von den Worten „Zahlreicher
Heidenstamm“ der Karte im Kolonial-Atlas. Die
hiesige Landschaft ist von außergewöhnlicher Schön-
heit. Ngutte II liegt direkt am Fuße eines Gebirgs-
zuges von 1200 bis 1500 m absoluter Höhe. Die
Zeichnung der Berge in Struktur und Farben, viel
Fels, dazwischen Gras und Urwald, ist höchst ein-
drucksvoll.
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Befinden der Weißen ein ausgezeichnetes.
Soeben trifft Nguttes Abschiedsgeschenk ein, be
stehend in 17 größeren und kleineren Elfenbeinzähne
sowie drei mittelgroßen Hengsten, von denen zwe
recht brauchbar erscheinen. Mein Gegengeschenk wir
heute Abend überreicht.
Dieser Bericht wird von meinem Mgillaführe
befördert, dem ich aber Soldaten nicht beigeben kanr
Ich marschire morgen früh 6 Uhr nach der
Mbam ab.
Reisebericht des Richters Diebl.
Der stellvertretende Richter in Kamerun, Diehl,
berichtet über eine Bereisung der Wuri= und Abo-
länder und der Bakossi= und Manengubaberge, wie
folgt:
Durch die letzter Zeit am Wuri und Dibombe
zahlreich erfolgten Neuanlagen von Faktoreien seitens
der hiesigen Firmen und von Stationen und Schulen
seitens der Missionen war eine Bereisung dieser
Flußgebiete zur Regelung der Grundbesitzverhältnisse
nothwendig geworden.
Ich trat am 12. Februar d. Is. mit einem Dol-
metscher, einem Zustellungsjungen und einem Soldaten
die Reise mittelst Kanu den Wuri aufwärts an und
gelangte über die Dörfer Bonamakonge, Mutimbe-
tembe, Bona ba Mbenge, Bonanjoa, Bonandolo,
Bonanjamsi, Bonasomko und Bonanjeng nach Jabass,.
wo ich am 15. Februar eintraf.
Jabassi befindet sich zur Zeit unzweifelhaft in
einer Periode sehr starken Aufschwungs. Sämmtliche
Kameruner Firmen haben dort Faktoreien angelegt.
Sieben weiße Faktoristen befinden sich ständig dort,
und zwar von der Nordwest-Kamerun-Gesellschaft 3,
von der Deutsch-westafrikanischen Handelsgesellschaft 1,
David Jones & Co. 1, Rider Sohn & Andrew 2
die übrigen Firmen sind durch schwarze Faktoristen
vertreten.
Am 19. Februar fuhr ich den Wuri abwöärts,
erledigte in Bonambanga eine Streitigkeit zwischen
dem Häuptling Kolo und einem Manne aus Banenu,
welcher von Ersterem wegen Schulden eines anderen
Banenumannes hier gesangen gehalten wurde, do-
durch, daß ich den Häuptling veranlaßte, den Monn
freizugeben, fuhr dann den Dibosute bis zum Bonme-
fluß und dann diesen aufwärts zum Dorse Wpobo,
wo ich um 6/ Uhr nachmittags eintraf. Am nächsten
Tage begab ich mich mit Missionar Wittwer nach
Bayngseng, welcher Ort nicht, wie auf der Kane
angegeben, auf dem linken Ufer des Dibombe nördlich
von der Mündung des Mbome liegt, sondern am
dessen rechtem Ufer am Wege von Mopobo nach
Mangamba, etwa eine Stunde vom Mbome und
Dibombe entfernt. ·
Nach Erledigung meiner Dienstgeschäfte fuhr ich
am gleichen Tage den Dibombe aufwärts nach Njonga.
Der Dibombe, dessen Wasserstand zur Zeit bußerst
niedrig war, ist angefüllt mit entwurzelten Bäumen.