Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Die Gesammtzahl der Chriften auf hiesiger 
Station hat bereits die Zahl 170 überstiegen, die 
der Taufbewerber 300, die der Zuhörer insgesammt 
600 bis 700. Wegen des Zerstreutwohnens der 
Eingeborenen und der Sprachverschiedenheit ist eine 
Massenbekehrung, wie die stark bevölkerten Land- 
schaften an den großen Seen sie verzeichnen, hier 
wohl kaum möglich, die Christianisirung der hiesigen 
Bevölkerung erfordert vielmehr unermüdliche Aus- 
dauer und Geduld und große Aufopferung der 
geistigen und körperlichen Kräfte. Erfreulich ist hin- 
wiederum zu sehen, doß die Bekehrten den An- 
forderungen der christlichen Religion im öffentlichen 
wie im privaten Leben mit der nöthigen Gewissen- 
haftigkeit nachzukommen suchen, vorausgesetzt, daß 
stetige Kontrolle vom Missionar ausgeübt wird. 
Neben der hiesigen Mission am Nyangaoflusse 
wurden im Laufe dieses Jahnes fünf auswärtige 
Missionsschulen und Kapellen gegründet und durch 
schwarze Katecheten besetzt; in Kambona, Chipite- 
Hatia, Nanganga, Sijimbe, Mpeme, deren Schüler- 
zahl 120 übersteigt; eine sechste Nebenschule im 
Mawalewele mußte wegen der kulturfeindlichen 
mohammedanischen Bevölkerung für unbestimmte Zeit 
wieder aufgehoben werden. 
In diesen Schulen wird als erstes Fach Religion 
gelehrt, daneben Schreiben, Lesen und Rechnen. 
Eine Mädchenschule befindet sich nur auf der hiesigen 
Mission und wird von der Schwesteroberin und 
einer schwarzen Hülfslehrerin geleitet, während die 
weibliche Bevölkerung auf den äußeren Stationen 
vom Missionar und Katecheten zugleich mit der 
männlichen Bevölkerung nur in der christlichen Lehre 
unterrichtet wird. Die Zahl der Schülerinnen be- 
trägt auf der hiesigen Mission etwa dreißig. 
Neben der Schularbeit widmen sich die Schwestern 
der Krankenpflege der Eingeborenen. Em aus Bam- 
bus errichtetes Spital wird noch, so Gott will, in 
diesem Jahre durch ein geräumiges, aus Luftziegeln 
erbautes Krankenhaus ersetzt. Wöchentliche Kranken- 
besuche in der Umgegend werden von den Schwestern 
besorgt. Die ganze Krankenpflege geschieht unent- 
geltlich, um die Anhänglichkeit und das Zutrauen 
der noch sehr scheuen Bevölkerung zu gewinnen. 
Was die materielle Entwicklung der Station 
betrifft, so besteht dieselbe aus zwei geräumigen 
Wohnhäusern, die von meinen Vorgängern in den 
Jahren 1897 bis 1898 erbaut worden sind und 
etwa 160 m auseinander liegen. Ferner wurden in 
den letzten drei Vierteljahren von mir zwei Schul- 
häuser hinzugefügt, mehrere Magazine und Stallungen, 
und soeben befindet sich eine 30 m lange Kirche im 
Bau, da die frühere Kapelle durch Feuersbrunst 
zerstört ist. Sämmtliche Bauten sind aus geformten 
Luftziegeln unter Aufsicht des Bruders Gereon er- 
baut worden. Die Bedachung ist theils Lehm, theils 
Gras, theils Wellblech. Für Erlernung europälscher 
Handwerke konnte somit der Bevölkerung nur Zim- 
merei und Maurerei zugänglich gemacht werden. 
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Hierin zeigte sich unter derselben etne im allgemeinen 
befriedigende Geschicklichkeit. 
In landwirthschaftlicher Beziehung wurden die 
verschiedensten Versuche angestellt. Die Negergemüse 
und afrikanischen Getreide gedeihen in den Niede- 
rungen des Nyangao und Lukulediflusses sehr gut, 
doch heuer ist infolge der Regenverspätung die Ernte 
hoffnungslos, und es steht Hungersnoth bevor. Auf 
den sandigen Hügeln und Uferböschungen geben 
Mohogo= und Erdnußvflanzungen dankbare Erträg- 
nisse; besondere Mühe wurde von der Mission für 
Anbau von europäischen Gemüsearten angewendet. 
Wie die Erfahrung zeigte, kommen während der 
eigentlichen Regenzeit, Februar bis April, die euro- 
päischen Gemüse nur sehr schlecht oder gar nicht 
auf, die trockeneren Monate, August bis Dezember, 
sind bei hinreichender Bewässerung für den euro- 
päischen Gemüsebau die geeignetsten. Ein großer 
Gemüsegarten wurde im verflossenen Jahre an den 
Uferböschungen des Nyangao angelegt. Die ver- 
gangenen Februar auftauchenden Heuschreckenlarven 
wurden von der Schwester Oberin durch den Heu- 
schreckenpilz vernichtet. Größere Anpflanzungen von 
Erdnüssen und Mohogo sind in Angriff genommen. 
Garten und Stationswege wurden mit Fruchtpflanzen, 
wie Palmen, Mapapei, Mango, Orange und Ananas, 
besetzt, doch ist deren Fortkommen recht mäßig. 
Für die Viehzucht ist die ungesunde Lage der 
Station sowie das hiesige echt tropische Klima jeden- 
falls höchst nachtheilig. Besonders europäische Thier- 
rassen werden hier kaum als fortpflanzungsfähig be- 
funden; während in der trockenen Jahreszeit trotz 
Mangels an Gras und sonstiger frischer Nahrung 
sich sämmtliches Vieh: Esel, Schweine, Rinder, Ziegen, 
Enten und Hühner, wohl befindet, erscheinen während 
der Regenzeit infolge der heftigen Ausdünstungen in 
Wald und Thal nur allzu häufig Erkrankungen an 
Nesselfieber bei den Schwemen, Räude und Kolik 
bei den Ziegen, langsames Abmagern bei den Eseln, 
Rindern und Geflügel trotz der frischen Grasnahrung. 
So verlor unsere Station durch Krankheit während 
der Regenzeit acht Schweine, 39 Ziegen, eine große 
Anzahl Enten. Esel und Rinder haben diese Monate 
noch am besten überstanden, weshalb wir die Zucht 
dieser Thiere nun in den Vordergrund stellen. An 
geeigneten Stallungen und an Pflege hat es nicht 
gesehlt. Wir haben reinliche und praktische Ställe. 
Eine rentable Oekonomie erscheint auf hiesiger Station 
fast als unmöglich. 
Auf dem nur eine Stunde nordwärts gelegenen 
Plateau habe ich eine Erholungsstation gegründet. 
Dort entspringt eine eisenhaltige Quelle mit be- 
ständigem Flusse. Dort ist frischere Luft, ein schöner, 
ausgedehnter Waldpark. Ueberdies hat man eine 
herrliche Aussicht bis über Masasi und Lukuledi.“ 
  
P. Nachtwey schreibt in der Zeitschrift „Maria 
Immaculata“ über Swakopmund, den Hafenort 
in Deutsch-Südwestafrika, Folgendes: 
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