Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

ging's weiter. Dörfer trafen wir die drei folgenden 
Tage nicht. Nur Urwald mit Baumriesen, Schling- 
pflanzen und Gestrüpp. Palmen fehlten gänzlich. 
Wir machten pro Tag etwa 6, 7 bis 3 Stunden; 
für Tropengegenden gerade mehr als genug, um sich 
recht müde zu fühlen, wenn endlich der Rast= und 
Schlasplatz erreicht war. 
Am 1. Februar erreichten wir den Platz Bipindi 
am Lokondje-Fluß. Wir übernachteten dort in der 
Hütte des von der Regierung angestellten Fähr- 
mannes. Ich traf in demselben einen alten Bekannten, 
einen Katholiken aus Kribi. 
Am nächsten Morgen, Mariä Lichtmeß, las ich 
die h. Messe unter einem Baume am Flusse und 
kamen nach etwa zwei Stunden in dem großen 
Ngumbadorfe des Häuptlings Ntonga an. Dort 
beschlossen wir, da der nächste Tag ein Sonntag 
war, bis Montag Morgen zu bleiben. 
Es gefiel uns im Dorf nicht übel, Planten und 
sonstige Lebensmittel für unsere Träger, auch Makabo, 
Bananen und Ananas für uns kouften wir von den 
Dorfbewohnern. Der Fluß Lokondje, der am Dorfe 
vorbeifließt, bot Gelegenheit zum Baden, und hübsche 
Hügel und Berge entzückten das Auge. Wir leisteten 
uns etwas Besseres als gewöhnlich und öffneten 
sogar eine Büchse mit Butter, die natürlich für die 
kommende Woche mit vorhalten sollte. Am Montag 
Morgen war sie aber verschwunden. Einem Hund, 
der öfters in unserer Hütte herumschnoberte, wurde 
nachgesagt, er habe es geholt. Ich glaubte das auch, 
bis ich Montag Abend mein Brevier zurückerhielt, 
das ein Träger für mich auf seinen Pack schnallte. 
Es hatte Fettflecken bekommen. Durch diese wurde 
mein Glaube an die Diebsgelüste des Hundes und 
seine Vorliebe für eingemachte Butter stark erschüttert. 
Bemerken will ich noch, daß es uns nach 
vollendetem Marsch fast täglich möglich war, ein 
Bad zu nehmen in einem Flüßchen oder einem Bach. 
Dies erfrischte uns stets und hielt uns munter. 
Auf der Weiterreise trafen wir sehr viele Dörfer 
des Ngumbastammes. Die Leute waren freundlich, 
verkauften uns auch das Nöthige für unsere Träger, 
überließen uns nachts eine Hütte zum Schlafen, mit 
Eiern und Hühnern konnten sie uns aber nicht viel 
helfen. Die stets durchziehenden Karawanen machten 
zu große Ansprüche auf ihre Leistungsfähigkeit. Die 
Ngumba sind ein großer schöner Menschenschlag. 
Bemerkenswerth ist ihre große Vorliebe für eine 
schöne Frifur. Die Männer thun es den Frauen 
noch zuvor, nur ist in diesem Fach bei den Männern 
die Form eines Hahnenkammes mehr vorherrschend, 
an den sich dann noch weitere Verzierungen an- 
schließen. 
Am 6. Februar erreichten wir die Regierungs- 
station Lolodorf. Die Station liegt auf einem Higel. 
Als wir zuerst unten am Hügel ankamen, machte 
das ganze Lolodorf durchaus keinen besonders 
günstigen Eindruck. Wie staunten wir aber, als 
wir den Hügel erstiegen hatten, oben die netten und 
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festen Backsteingebäude und eine zum Theil vollend 
Mauer mit Schießscharten erblickten mit einer Ar 
sicht ins weite Land, die ich einfach nicht beschreib 
kann. Die vielen Hügel in der Nähe und Fer 
dieser steil abfallende Berg, der sich so kühn zu d 
Wolken erhebt, diese Dörfer, diesen Fluß am F 
des Hügels — ich hätte nie geglaubt, daß un 
Kamernn solche reizende landschaftliche Schönheit 
biete. Auch der Empfang von Seiten des Station 
leiters, Herrn Leutnants Hennecke, ließ nichts 
wünschen übrig; wir hatten das Vergnügen, wied 
einmal an einem Tisch zu essen, da der Herr Leu 
nant uns in zuvorkommender Weise zum Essen ei 
lud. Auch stellte er uns ein ganzes Haus zu 
Uebernachten zur Verfügung. Wir lehnten jedo 
dankend ab, da wir noch einige Stunden marschire 
wollten. Von Lolodorf erreichten wir den Nion-= 
Fluß in 3 ½ Tagen. Die Gegend war hügelig ur 
landschaftlich recht hübsch. Wir blieben in eine 
leerstehenden Faktorei am linken Ufer des Nior: 
Der Häuptling des Dorfes, zu dem die von un- 
bezogene Faktorei gehörte, erwies sich recht wob, 
wollend und versorgte uns mit den nöthigen Leben 
mitteln. Da der folgende Tag ein Sonntag wer 
so blieben wir auch an diesem Tage dort. Morgen= 
las ich die h. Messe, der auch die wenigen Kotbe- 
liken beiwohnten, die sich unter unseren Trägerr 
befanden. 
Am Montag, 11. Februar, ging's weiter, und 
zwar erst zum Frühstück zu einem Kaufmam, Namen= 
Haslop, der am Nijong eben eine neue Faktorei ge- 
baut hatte. Keine Tugend wird hier wohl ### 
allgemein geübt als die Gastfreundschaft. Das er- 
fuhren wir, nachdem wir bei Herrn Haslop ge- 
frühstückt hatten, nach etwa zwei Stunden von Neuem 
bei einem andern Kaufmann, Herrn Luck (den ich 
früher als Sergeant in Kamerun kennen gelerm 
hatte). Ich glaube, wenn diese und andere Herren 
auch selbst für die nächsten Tage Mangel am Nokk- 
wendigen voraussähen, sie würden doch die Ga- 
freundschaft üben. Bei Herrn Luck trafen wir be- 
reits einen unserer früheren Kribi-Schüler aus 
Jaunde. Er verabschiedete sich von seinem Brr- 
herrn und lief gleich mit uns, wir mochten des 
wollen oder nicht. 
Am 13. Februar erreichten wir dann mn der 
Nähe der Regierungsstation ein Dorf, in dem sic 
mehrere junge Burschen befanden, die bei uns in 
Kribi erzogen wurden. Der Häuptling des Dorek) 
Isumba mit Namen, bat, uns auf einem Hügel be 
seinem Dorfe anzubauen. Der Hügel, den er un 
zeigte, gefiel uns recht gut, doch wollten wir ken 
übereiltes Versprechen geben, wollten zuerst die 
Gegend sehen und dann erst einen endgültigen Em 
schluß fassen. Er und sein ganzes Dorf begleitelen 
uns, singend, lärmend und in die Hände klatschend 
besonders die weibliche Bevölkerung leistete da 
Menschenmögliche. Zwei Quellen am Fuße bei 
Hügels, an dem auch ein kleines Flüßchen vorbeilluet 
 
	        
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