Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Urden uns gezeigt. Wir versprachen wiederzukommen, 
enn wir den Herrn Vorsteher der Regierungsstation 
„sprochen hätten. So ließ man uns endlich ziehen. 
twa 1¼ Stunde weiter trafen wir eine Faktorei, 
ie von einem Duala-Mann (Kamerun-Stadt) ge- 
itet wurde. Er war gern bereit, uns sein aus 
chm gefertigtes Haus einige Wochen zu vermiethen. 
*50 waren wir denn unverhofft schnell „unter Dach“, 
bne dadurch irgend welche Verbindlichkeiten zu über- 
ehmen als die Zahlung einer kleinen Miethe. 
Am 14. machten wir dem Stationsvorsteher, 
verrn Oberleutnant Stieber, einen Besuch. Die 
lufnahme, die wir bei ihm und Herrn Leutnant 
.Klinkowström fanden, war herzlich und gut. Der 
derr Stationsvorsteher versprach uns seinen Beistand 
nd seine Hülse, wann immer wir derselben bedürfen 
lwürden. Vom ersten Tage an kamen dann allmählich 
usere Jungens herbei. Einer sagte mir: „Pater, 
s war hohe Zeit, daß Missionare kamen; wenn 
eine gekommen wären, so wären alle Katholiken hier 
erfault.“ Er wollte sagen „verdorben“. An den 
lächsten Sonntaogen hielt ich in dem gemietheten 
dause morgens 8 Uhr h. Messe, zu der sie sich ein- 
anden. 
Die nächste Ausgabe war die Auswahl eines 
Platzes zum Bau einer Missionsstation. Die hier 
rerum wohnenden Katholiken waren alle zufrieden, 
venn ich den vom Häuptling Isumba angebotenen 
Oügel nehme und darauf die Mission baue. Schon 
rüher in Kribi hatten sie uns von einem Hügel im 
Jaunde erzählt, auf dem die katholische Kirche stehen 
müsse; außer diesem Hügel, Mfolje genaonnt, be- 
sichtigte ich noch mehrere Plätze. Ich kann nicht 
sagen, daß mir ein anderer Plag besser, oder auch 
nur so gut gefiel, als der von Isumba angebotene. 
So entschloß ich mich denn, denselben für die Mission 
anzunehmen. Bezahlung wollte Isumba keine, er 
wollte den Hügel, d. h. einen Theil desselben, etwa 
80 bis 100 Morgen, der Mission schenken. Freilich, 
einige Geschenke wird er natürlich erwarten. 
Wir bauten nun zuerst ein Haus aus Baum- 
rinde nach Landessitte, gerade hoch genug, daß man 
aufrecht hineingehen kann. Es enthält Eßzimmer, 
vier Schlafräume, Kapelle mit angebauter Halle und 
eine kleine Veranda. Der Fußboden besteht aus ge- 
stampftem Lehm, der allerdings unzählige Risse zeigt, 
das Dach, das zugleich die Decke bildet, aus Matten. 
Außerdem bauten wir eine Küche mit Schlafraum 
aus Lehmbewurf und aus demselben Stoff ein Vor- 
rathshaus, Werkstätte, Schaf= und Hühnerstall und 
Schlafraum für Schreinerlehrlinge und andere 
Arbeiter. Am 14. März waren die Arbeiten so 
weit, daß wir einziehen konnten. Am Tage vorher 
kam P. Hoegn ganz unerwartet zu meiner großen 
Freude hier an. So hatte ich nach sechs Wochen 
wieder Beichtgelegenheit. Unser jetziges Wohnhaus 
wird allerdings nicht von langer Dauer sein. Daher 
wird Bruder Jäger sofort beginnen, eine Ziegelei bei 
der von ihm gefundenen Quelle anzulegen. Sobald 
  
die an 100 Weiber haben. 
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die nöthigen Backsteine gebrannt sind, wird dann ein 
Wohnhaus aus Ziegelsteinen gebaut werden, das 
uns erst als Wohnung dienen, später aber Schwestern- 
haus werden soll. Auch Fußbodenplatten und Dach- 
ziegel hofft Bruder Jäger fertigzustellen. Unser 
Wohnhaus mit Kirche r2c. soll dann nach Fertig- 
stellung oben auf dem Hügel stehen. Die Schwestern 
haben nahe bei ihrem Hause eine gute Quelle, 
während wir, nicht zu weit von oben, die andere 
Quelle haben. 
Es hält hier schwer, jetzt Schafe und Ziegen zu 
bekommen, während früher stets gesagt wurde, es 
gebe hier Schafe und Ziegen in Hülle und Fülle. 
Einige Stunden seitwärts von hier soll es jetzt ge- 
nug davon geben, weshalb auch P. Hoegn wohl 
nächstens eine kleine Reise dorthin machen wird, um 
Zuchtthiere herbeizuschaffen. Wir selbst leiden nicht 
gerade Hunger, aber Fleisch giebt's wohl mal eine 
Woche lang und darüber nicht. Makobokuchen, ge- 
kochte und geröstete Planten, Erdnußsuppe und der- 
gleichen sind zwar keine Delikatessen, ersetzen uns 
aber oft Brot, Kartoffeln und Anderes. Bei alledem 
waren wir bisher ziemlich gesund, kleineres Unwohl- 
sein, von Erkältung und auch wohl Ueberanstrengung 
herrührend, abgerechnet. Das Thermometer zeigt bei 
Sonnenschein im Schatten mittags 22 ½/ und morgens 
16½⅛½ Grad Reaumur. Eine so gute und regel- 
mäßige Brise wie an der Küste, hat man hier nicht 
immer. 
Seit einigen Wochen schon sägen wir auch Bretter. 
An der Küste geht es in dieser Beziehung viel 
leichter, da man fertige Bretter kaufen oder von 
Europa beziehen kann. Hier muß Alles selbst ge- 
macht werden. Unsere Arbeiter sind ganz stolz auf 
ihre Leistungen, obschon in Deutschland wohl nicht 
leicht Abnehmer für die Produkte ihres Fleißes zu 
finden wären. Doch muß gesagt werden, daß ihre 
Bretter stets besser werden. Man kann sie jetzt schon 
hobeln, ohne sie erst mit dem Beile zu behauen. — 
Angepflanzt haben wir ein großes Stück Land mit 
Mais, der sehr gut wächst, ein kleines Stück (eine 
Traglast) Kartoffeln, die zum Theil jetzt blühen, 
aber wohl zu viel Regen erhalten. Wir haben jetzt 
Gewitterzeit. Dann ein Stück mit Stangenbohnen, 
von denen wir nächstens essen können, Salat, der 
theilweise nicht aufging, theilweise jetzt verregnet, 
Tomaten, Gurken, Rettig, Radieschen, Karotten, die 
alle aufgingen, Kohlrabi und Kohl. An Vieh haben 
wir zur Zeit 14 Hühner, 2 Ziegen und 4 Schweine. 
Letztere überließ uns der Herr Stationsvorsteher in 
anerkennenswerther Weise. 
Jetzt noch ein paar Worte über die Jaunde- 
bevölkerung. Jedenfalls hoffen wir, mit der Zeit 
und Gottes Hülfe dieselbe fürs Christenthum ge- 
winnen zu können. Allzu großen Hoffnungen darf 
man sich aber nicht hingeben. Auch die Jaunde 
haben die Vielweiberei, auch sie neigen zur Trägheit 
und anderen Untugenden. Es giebt hier Häuptlinge, 
Einige Stunden von
	        
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