Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

ich etwas erholt war, fuhren wir weiter und kamen 
nach einer Viertelstunde zu einem Faktoristen, Herrn 
Mittelbacher; der nahm uns freundlich auf. Sofort 
schickten wir ein großes Kanu mit Dualaleuten nach 
der Unglücksstätte, um noch einmal Alles abzusuchen. 
Man fand jedoch nur unsere Hüte. Am Mittwoch 
fuhr ich mit Herrn Mittelbacher mit zwei Kanus 
wiederum zurück; wir suchten einige Stunden nach 
dem Leichnam. Die Duala tauchten auch an mehreren 
Stellen, aber zu unserem Schmerz konnten wir nichts 
finden. Jetzt konnte ich auch den Platz selber ge- 
nauer betrachten. Auf der einen Seite des Flusses 
ist eine Steinbank weit in den Fluß hineingelagert, 
die das Wasser einengt und staut, weshalb es dann 
ziemlich reißend abfließt und eine ordentliche Strömung 
in die Mitte des Flusses hinein bildet. Der Steinbank 
gegenüber liegt ein Stamm mit seinen weitverzweigten 
Aesten im Wasser. Der Ast, auf den wir auffuhren, 
befand sich ziemlich in der Mitte des Flusses und 
etwa 10 cm unter Wasser, so daß wir ihn, da es 
schon etwas dunkel war, nicht sehen konnten. Der 
Fluß selber war an dieser Stelle 4 bis 5 m tief, 
während er ja sonst fast überall sehr seicht ist, so 
daß man oft Mühe hat, mit dem Kanu über die 
Sandbänke hinwegzukommen. Ich war eltwa 70 m 
unterhalb der Stelle, wo das Kanu umschlug, ans 
Land gekommen. Hätten unsere Ruderer gut schwimmen 
können wie etwa die Duala, dann hätten sie uns 
wohl retten können; aber die Bakandu können nur 
dürftig schwimmen, und es hatte ein jeder für sich 
zu thun. 
Am Dienstag Mittag um 12 Uhr brachte Herr 
Mittelbacher die sterblichen Ueberreste, welche Duala- 
aufgefunden hatten. Um 5 Uhr abends bestatteten 
wir sie auf unserem Gottesacker neben dem Grabe 
meiner lieben Frau. Ich redete zuerst in der Kapelle 
über Psalm 39. 8: „Nun Herr, wes soll ich mich 
trösten? Ich hoffe auf Dich.“ Gewiß ist in diesem 
Wort der Grundton der letzten Seufzer des so plöglich 
abgerufenen Bruders ausgedrückt, und wenn er auch 
die Hoffnung auf Rettung schwinden sehen mußte, 
so hat ihn doch gewiß der himmlische Vater als eine 
reise Garbe in sein Reich ausgenommen. Möge die 
tiefbetrübte Gattin in ihren trüben Stunden, in denen 
sie Trost und Kraft sucht, auch zum gleichen Schluß 
wie der Pfsalmist kommen: „Ich hoffe auf Dich.“ 
Die Theilnahme der Leute hier war groß und herzlich 
und tbat uns recht wohl. 
So bat der Herr unsere Kamerun-Mission wie- 
derum schwer beimgesucht. Es ist uns dunkel und 
unbegreiflich, warum er dies zugelassen hat, aber 
„sein Weg ist beilig.“ Wir Alle schäßten und liebten 
unseren Br. Bizer, war er doch allezeit um einen 
jeden Einzelnen von uns liebevoll besorgt, und die 
Treue und Gewissenhaftigkeit, die er in seinem ver- 
ant#wortungsvollen Beruf als Missionar und Präses 
zeigte, soll uns Alle zur Nacheiferung reizen. Es ist 
gewiß Allen unvergeßlich, welch ernste und ermun- 
ternde Worte er zum Beginn der leß#ten Brüder- 
640 
  
konferenz an uns richtete, und seine Arbeit#en a#- 
dieser Konferenz und die Leitung derselben habers 
uns gezeigt, daß er in seinem Beruf lebte und 
Einsetzung all seiner Kräfte dafür arbeitete. Rot 
am Tage vor seinem Tode sagte er zu mir: . E # 
gewiß eines jeglichen Bruders tägliche Birte zr 
Herrn, daß er in seiner Arbeit treu erfunden werde. 
Möge sein Tod viele Christen und Heiden retzer 
sich in des Herrn Nachfolge zu begeben und dert 
immer treuer zu werden. 
—— — 
Kus fremden Kolonien und 
Produktionsgebieten. 
Dr. Spine, Bischof von Sansibar. 
Der „African Times“ zufolge ist der bisheri 
Bischof von Likoma, Dr. Spine, zum Bischof vet 
Sansibar ernannt worden. 
Die englische Goldküste und die fran zösische Elfendeinkik. 
Die „Wiener Politische Correspondenz“ k#t 
10. August d. Is. schreibt über die englische Ge- 
küste und die französische Elfenbeinküste: 
Man schreibt uns aus Paris: Infolge der sen 
günstigen Prognose, die der Kolonienminister Cdir 
berlain im Parlament vor längerer Zeit der z- 
künftigen Entwickelung der Goldküste stellte, hat #2# 
die geschäftliche Bewegung in diesem Gebiete in de 
deutendem Maße gehoben. Es bilden sich viele Ge 
schäftsgruppen, die mit Unterstützung von südafr#. 
nischen Finanzmännern, welche in Transvaal beren: 
Erfahrungen gesammelt hatten, Ingenieure dad- 
schickkeen. Es war seit langer Zeit bekannt, det 
sowohl an der Goldküste wie an der Elfenbeint:e 
Goldlager sich befinden, man hat dort das Vorhander 
sein von Goldquarz wie in Australien, Schwemmg-: 
wie in Kalifornien und Goldkonglomeraten wie #u 
Witwatersrand (Transvaal) konstatirt. Seit ede: 
15 Jahren betrug die Goldausbeute der Goldkäfte 
jährlich ungefahr 3 000 000 Francs, an der Elier- 
beinküste hob sich die Ausfuhr von 656 000 Frear. 
im Jahre 1895 auf 918 000 Francs im Jahre 18½ 
und betrug 495 000 Francs im Jahre 1897 urr 
313 000 Francs im Jahre 1898. Bis vor zr 
Jahren betrieben nur zwei Gesellschaften die G. v 
gewmnung im Distrikte Takwa-Wassan an der Gol- 
küste, es sind dies die Wassan Comp. und die „G.. 
coast Amalgamated Mines". Seither sind jeder 
zwölf neue Gesellschaften ins Leben getreten, vor 
denen sechs im vorigen, sechs in diesem Jahre cin 
getragen wurden, für welche ein Kapital von 1 
Millionen Francs gezeichnet wurde. Man karr 
daraus ermessen, welche Bedeutung die Londoner 
Kavitalisten den Goldlagern an der Goldkuste z# 
schreiben. In französischen Kolonialkreisen wird die 
sich an der englischen Goldküste kundgebende Rührzg-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.