Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Dieselbe Persönlichkeit schreibt über einen anderen 
Vorfall, der die Gemüther der Samoaner in Er- 
regung versetzt hat, Folgendes: 
„Im Juni wollte der Oberhäuptling Mataafa 
eine Zahl feiner Matten vertheilen, die zu diesem 
Zweck von seiner Familie aus Anlaß der Verleihung 
des Oberhäuptlingstitels (alil sili) zusammengebracht 
waren. Er hatte alle Bezirke zur Theilnahme an 
der Feier eingeladen. Der Bezirk Falealili leistete 
jedoch keine Folge. Die Antwort von dort war, 
man sollte dergleichen altsamoanische Unsitten auf- 
geben, es gäbe nur einen Herrn von Samoa, den 
Kaiser, und einen Gouverneur, dem Alle zu ge- 
horchen hätten. Der Taog der Vertheilung der 
Matten kam heran, ohne daß sich die Unzufriedenheit 
jener Partei gelegt hätte. Aber es kam darüber 
nicht, wie ehedem in Samoa, zum Kampfe, sondern 
das ganze Land blieb ruhig, und alle Theilnehmer 
der Feier versicherten den Gouverneur ihrer besonderen 
Verehrung und fügten sich dessen Wunsche, daß man 
sich allgemein mit der Art, wie Mataafa die Matten 
austheilte, zufrieden geben möchte. So ging diese 
Austheilung in aller Ruhe vor sich und war am 
10. Juli glücklich beendet.“ 
Pflanzung von Perrn P. Schmidt in Samog. 
Die „Samoanische Zeitung“ vom 6. Juli enthält 
die Beschreibung eines Rundganges durch die Kaffee- 
und Kakaopflanzung des Herrn Hugo Schmidt aus 
Breslau in Tuanal-mato am Ufer des Fuluason- 
flusses. Danach scheint sich die Liberiakaffee= und 
Kakaokultur daselbst gut zu entwickeln. Die 408 Acres 
große Pflanzung wurde 1896 von dem Besitzer 
käuflich erworben, und im folgenden Jahre wurden 
60 Acres unter Kultur gebracht; 1900 bis 1901 
wurden weitere 42 Acres bepflanzt, so daß jetzt 
6000 Kaffee= und 15.000 Kakaobäume daselbst stehen. 
Herr Schmidt läßt jetzt keine Waldbäume mehr als 
Schattenspender stehen, da sie einerseits vereinzelt 
schnell kränkeln und absterben und andererseits mit 
ihrem ausgebreiteten Wurzelsystem den neugepflanzten 
Kulturbäumen die Nährstoffe wegnehmen; die Kakao- 
bäume stehen in 4½, die Kaffeebäume in 4 m Ab- 
stand. Die Kakaosaat stammt aus Ceylon, und zwar 
wird Criollo, Forastero namentlich in Kreuzung 
sowie Calabacillo angepflanzt. Die älteren Bäume 
tragen sehr reichlich; von einem Baume wurden an 
einem einzigen Tage 60 Früchte gepflückt und min- 
destens ebenso viele noch unreif hängen gelassen. 
Viele Bäume mußten sogar gestützt werden; selbst 
der im Allgemeinen wenig ergiebige Criollo soll recht 
reichliche Früchte ansetzen. Der Eigenthümer hat 
schon begonnen, Kaffee- und Kakaosaat zu verkaufen, 
auch besitzt er schon Trockenapparate und hat beson- 
dere Bambusleitern konstrnirt. Die Samen werden 
zu zweien in Körben ausgesät und später in den- 
selben ausgepflanzt; 
  
von den zwei jungen Pflanzen 
678 — 
–4 
wird die schwächere entsernt. In den Balls 
streisen ist Vanille an den Bäumen gepflonzt Ar 
mit Muskat, Zimmt, Arrowroot, Ramie, Eucalg 
und verschiedenen Schatten= und Zierbäumen # 
Herr Schmidt Versuche, was für die Kolonie m 
fern von besonderer Bedeutung ist, als ein botontn- 
Garten daselbst vorläufig noch fehlt. 
(Tropenpflanzer 
RAus dem Bereiche der Wissionen m 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Eine neue Missions= Anstalt soll in r 
Lichterfelde von der nur für Deutsch-Ostei 
thätigen Evangelischen Missionsgesellschaft Be### 
errichtet werden, die bisher unter dem Mangel ## 
eigenen Haufes sehr zu leiden hatte. Das 28° — 
dratruthen große Grundstück liegt am südöfle 
Ende von Groß-Lichterfelde und ist noch mir Kie- 
wald bestanden. Ein Bauplan liegt bercus: 
und in einem Jahre hofft man, den Bau## 
zu haben. 
Vom 12. bis 20. Oktober 1900 hat eine c. 
meine Missionskonferenz der an den Uferler 
des Nyassasees arbeitenden evangelischen M#s- 
gesellschaften stattgefunden. Die Livingstonia- N#. 
die am westlichen Ufer des Sees im südlichnn 1. 
von Britisch-Centralafrika arbeitet, feierte i#n 
jähriges Bestehen und hatte aus diesem Anib 
der Konferenz auf ihrer Station Livingstonia #- 
laden, um das allen Betheiligten am Herzen litt- 
Werk der Erschließung von Centralafrika für: 
Evangelium zu behandeln. Sieben Gesellst- 
sandten Vertreter, darunter die in dem deurt 
Nyassagebiet thätigen Missionsgesellschaften Ber- 
und die Brüdergemeinde; zusammen 33 Abger 
(21 Missionare und 12 Missionarinnen). Der ## 
ler die Verhandlungen füllt eine Broschür 
über 70 Seiten, die an Ort und Stelle gedrut 
Nach dem Ausspruch eines Redners herrschte E#- 
keit, aber keine Eintönigkeit. In 29 sormul- 
und mit Ausnahme zweier einstimmig angenoun 
Beschlüssen wurde das Ergebniß der gemeu#t 
Arbeit zusammengefaßt. Verhandelt wurde namer- 
über die Evangelisationsarbeit unter Betheiligune 
Eingeborenen, die Organisation der Eingeborenent: 
die Taufe der Kinder und der Erwachsenen, die 
handlungdcholksnttendIcEkztehungOund 
angelegenheit (ein gemeinsamer Lehrplan soll 
Behörden der einzelnen Gesellschaften zur Ann- 
empfohlen werden), die ärztliche Mission und 
Missionsarbeit der Frauen. Die Konferenz wil 
im Jahre 1903 wieder versammeln. Naäheres 
die gefaßten Beschlüsse enthält das Missionsdlan 
Brüdergemeinde vom September dieses Jad###
	        
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