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dämme hinsichtlich der Höhe als ungenügend. Das
Sesser stand stellenweise 156 bis 20 em über der
Tammkrone, die Erhöhung der letzteren um 560 em
wurde daher in Angriff genommen. Der Damm-
körper selbst hat wenig gelitten, da nirgends starker
Strom vorhanden war. Wegen des hohen Wasser-
standes konnten im Lugerathal auch keine Maurer-
erbeiten ausgeführt werden, die Brückenbauten find
daber noch nicht vollendet.
Im Juni ließ der Regen nach. Die Oberbau-
uerbeiten wurden im vollen Umfange wieder aufge-
nommen, die Oberbauspitze erreichte am 1. Juli die
Kinhuistation, und die Strecke bis Bombuera (Kilo-
meter 50 + 500) konnte dem öffentlichen Verkehr
übergeben werden. Der Personen= und Güterverkehr
über Muhesa hinaus erfolgt aber vorläufig nur mit
den täglich verkehrenden Materialzügen. Besondere
Züge sind für diesen Zweck noch nicht eingestellt
worden.
Ein Mangel aon Arbeitern ist nicht mehr vor-
gekommen, da nur noch geringfügige Arbeiten am
Bahnkörper auszuführen waren und infolgedessen
farbige Arbeiter entbehrt werden konnten. Von den
europäischen Unternehmern verließ ein Theil die
Strecke, um sich neue Beschäftigung bei einem Bahn-
bau auf Madagaskar zu suchen.
Der Gesundheitszustand war bei dem Beamten-
personal im verflossenen Vierteljahr ein besonders
guter (durchschnittlich 0,15 pCt. Erkrankungen des
Personals). Todesfälle von europäischen Angestellten
kamen nicht vor.
Sinken des Schwimmdocks in Dar-es= Laläm.
Am 12. August d. Is. ist das Schwimmdock in
Dar-es-Sals#m, das von den Howaldtswerken, Kiel,
im Auftrage der Regierung gebaut war, bei eben
begonnener Abnahme gesunken. Nach den hier ein-
gelaufenen amtlichen Berichten scheint die ausführliche
darstellung von dem Verlauf des bedauerlichen Vor-
falls, die von der „Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung“
gegeben und bereits durch die Presse gegangen ist,
im Großen und Ganzen zutreffend zu sein. Auf
welche Gründe das Wegsinken zurückzuführen ist, wird
erst nach Hebung des Docks, die sich mit den mo-
dernen Hülfsmilteln ohne allzugroße Schwierigkeiten
bewerkstelligen lassen dürfte, mit Sicherheit festzustellen
sein. Die Hebung ist Sache der Howaldtswerke,
auf deren Rechnung und Gefahr das Unternehmen
bis nach vollendeter Abnahme geht; die Kolonial-=
verwaltung wird mithin von einem direkten Schaden
durch den Vorfall nicht betroffen.
Rhe#inische Pandel-plantagengesellschaft.
Der Geschäftsbericht des Vorstandes der ge-
nannten Gesellschaft über das fünfte Geschäftsjahr
(1900) sogt über die Entwicklung der Kaffeepflanzung
Ngambo in Ost-Usambara:
„Das Wetter war normal, dementsfpr# nb hahen
sich auch unsere Kaffeebäume normal eniwsickett Die
durch die geringe Regenmenge der letzien Jahre ver-
anlaßten zahlreichen Fehlstellen, über die wir in
unserem letzten Berichte sprachen, konnten ausgefüllt
werden; wir verwandten hierzu etwa 120000 Pflänz-
linge aus den Saatbeeten. Außerdem wurden auf
neu urbar gemachtem Lande etwa 30000 Bäumchen
neu ausgepflanzt, so daß am Schlusse des Jahres
1900 rund 550 000 Pflanzen in den verschiedenen
Altersstufen vorhanden waren. Das Unter-Schatten-
Bringen der Pflanzung mit Albizzia moluccana
machte gute Fortschritte, und ist bereits die größere
Hälfte der Pflanzung mit Schattenbäumen versehen.
Die Kaffee-Aufbereitungsanstalt wurde, soweit die
baulichen Arbeiten in Frage kamen, gemäß den
in unserem letzten Geschäftsberichte ausgesprochenen
Erwartungen fertiggestellt, die Vollendung der Mon-
tage war jedoch bis zum Dezember 1900 noch nicht
möglich, da sich die Versendung der Eisentheile für
das Trockenhaus bis in den Dezember hinein hier
in Europa verzögerte. Auch diese maschinelle Anlage
ist jedoch inzwischen vollendet und bereits in Betrieb
gesetzt; somit können jetzt die zu erwartenden größeren
Ernten verarbeitet werden. Unsere kleine Erstlings=
ernte von etwa 119 ½ Centner brachte uns in Ham-
burg für Perlkaffee Mk. 1.—, 1a. Mk. 0,80, 2a#.
Mk. 0,60, 3 a. Mk. 0,58 pro Pfund unverzollt. Unter
direktem Arbeitermangel hat unsere Pflanzung in
diesem Jahre zwar nicht zu leiden gehabt, doch er-
sordert die Arbeiterfrage immer die volle und un-
unterbrochene Aufmerksamkeit unseres Pflanzungs-
leiters, besonders weil die Markt- und Verpflegungs-
verhältnisse in Ngambo nicht so günstig liegen wie
auf den meisten anderen Pflanzungen in Usambara.
Herrn Alkersdyk ist es trotzdem gelungen, einen aus-
reichenden Stamm von Arbeitern zu halten, ohne
höhere Löhne als die meisten Nachbarpflanzungen
zu zahlen. Wir haben zwar, wie wir im vorjährigen
Berichte erwähnten, vorläufig von ausgedehnterer
Viehzucht Abstand genommen; da die Dünger-
beschaffung jedoch für unsere Pflanzung später von
großer Bedeutung sein dürfte, so setzen wir Ver-
suche in dieser Richtung sort und hegen die Hoff-
nung, daß dieselben schließlich zu einem günstigen
Resultate führen werden. Für unsere Pflanzung
Ngambo haben wir im Berichtsjahre im Ganzen
Mk. 129 066,70 ausgegeben, so daß die Pflanzung
von 550 000 Bäumchen am 31. Dezember 1900 mit
Mk. 582 735,57, einschließlich Mk. 52 566.67 für
die Aufbereitungsanlage, die bis dahin ausgegeben
worden waren, zu Buche stand. Zum Lobe unseres
Pflanzungsleiters können wir konstatiren, daß in
Ngambo sehr billig gewirthschaftet worden ist. Um
einen Ueberblick über die für diese Pflanzung noch
erforderlichen Gelder zu gewinnen, haben wir durch
unseren Oberpflanzer auf Grund seiner Erfahrungen
einen Kostenanschlag aufstellen lassen. An der Hand
dieser sehr vorsichtigen Ausstellung, in der für die
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