Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

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Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieken. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Drutsch-Sltafrika. 
Sigi-Pflan zungsgesellschaft, Esien a. d. Ruhr. 
Dem soeben erschienenen Bericht über das vierte 
Geschäftsjahr (1900) entnehmen wir: 
Die Witterungsverhältnisse im Berichtsjahre sind 
für die Entwickelung der Anpflanzungen recht günstig 
gewesen. Infolge der häufigen Niederschläge konnte 
der arabische Kaffee, der fast durchgängig Manns- 
höhe erreicht hat, sich gut entwickeln und ein sehr 
gutes Aussehen annehmen. Nach allen Berichten bis 
gegen Ende vorigen Jahres berechtigte er zu den 
besten Hoffnungen; leider ist nun im Februar d. Is. 
in den alten Kaffeegärten eine Krankheit, durch einen 
Rüsselkäser (Melbock) verursacht, ausgebrochen, welcher 
starke Verwüstungen angerichtet hat. Es sind über 
50 000 alte Kaffeebäume von der Krankheit betroffen; 
nichtsdestoweniger schätzt der Pflanzungsleiter, Herr 
MWeißenborn, die Ernte für 1900 auf 50 Ctr. Die 
junge Anpflanzung ist von der Krankheit verschont 
geblieben. Nach den neueren Berichten beginnen die 
stärkeren der erkrankten Bäume sich langsam zu er- 
holen, und ist zu hoffen, daß die Krankheit nur eine 
vorübergehende war. 
Die Anpflanzung stellt sich jetzt, wie folgt: 
Auf Segoma Bestand: 
Alte Anpflanzung von arabischem 
Kassee etwa 175 000 
Neuanpflanzung von Bourbon= 
Kaffee 1900. 50 000 
Anpflanzung von Wonosuko- su% 
1900 und 1010 . 70 000 
295.000 
Auf Minazini Bestand: 
Alte Anpflanzung von arabischem 
Kaffee etwa 110 000 
naanoslanzung von brabischem 
Kaffee . 50 000 
160 000 
Auf Tschaua Auspflanzung von arabischem 
Kaffee pro 1901 . . etwa 30 000 
Demnach Gesammtbestand an Kaffeebäumen 485 000 
Versuchskulturen: 
Auf Segoma Bestand 1900: 
Forastero-Kakao 1 800 
Criollo-= . .de 
Thee etwa 4000 
Kapok 830 000 
Die Aussichten für die Kakackultur scheinen nach 
allen fortlaufenden Berichten des Pflanzungsleiters 
überaus günstig zu liegen. Die Witterungsverhältnisse 
und die geschützte Lage im Tieflande sprechen be- 
sonders dafür. In dem vom Gouvernement er- 
worbenen Lande im Sigiknie besitzt die Gesellschaft 
ein für diese Kultur besonders geeignetes Gelände. 
Es ist ein hügeliges Terrain, mit Hochwald bestanden, 
und birgt geschützte, fruchtbare Thäler. Die Pflanz- 
versuche mit Kakao an den verschiedenen geeigneten 
Stellen werden fortgesetzt. In Vorbereitung sind 
weiter noch Pflanzversuche mit Vanille, Chinarinde vor Kurzem breit ausgehauen worden. 
  
und weißem Pfeffer. Pflanzmaterial einiger Kautschuk- 
arten, wie Ceara-Kautschuk, Castilloa elastica, 
Kickxia elastica und Ficus elastica ist theils schon 
in den Boden gebracht, theils wird dasselbe dem- 
nächst geliefert werden. Von Muskatnuß stehen 
70 Bäumchen in den Saatbeeten; da sie sehr lang- 
sam wachsen, so ist darüber ein Urtheil noch nicht 
zu fällen. Ein kleines Quantum Kardamomsamen 
ist kürzlich nach der Pflanzung obgesandt worden. 
Zwei Kaffeepulper sind nach der Pflanzung ab- 
gegangen, dieselben sind für Hand= und Riemen- 
betrieb eingerichtet. Der eine wird auf Segoma 
und der andere auf Minozini in Thätigkeit kommen. 
Die tägliche Arbeiterzahl betrug in der letzten Zeit 
auf Segoma 160, auf Minazini 90 und auf Tschaua 
50 Mann. Herr Weißenborn wird in seiner Thätig- 
keit unterstützt durch zwei Assistenten und einen Auf- 
seher (Javane). Auf der Station Tschaua ist ein 
neues gesundes Europäerwohnhaus im Bau; von den 
neuen Arbeiterhäusern daselbst sind vier mit Well- 
blech und die übrigen mit Gras gedeckt. 
Das Gewinn= und Verlustkonto schließt per 
31. Dezember 1900 zuzüglich 71 178,61 Mk. Vor- 
trag aus 1899 mit 153 479,68 Mk. ab; die Un- 
kosten vertheilen sich: auf allgemeines Unkostenkonto 
25 353,19 Mk., Provisionskonto 1017,90 Mik., 
Arbeiterverpflegungskonto 14 274,46 Mk., Arbeiter- 
lohnkonto 25 572,35 Mk., Transportkonto 337,89 Mk. 
Abschreibungen 15 745, 23 Mk.; diesen stehen gegen- 
über Zinsenkonto 2582,89 Mk., Kaffeepflanzungskonto 
44253,47 Mk., Bilanzkonto (Saldo) 106643,32 Mk. 
Die Bilanz schließt per 31. Dezember 1900 mit 
  
432 215,47 Mk. in Aktiva und Passiva ab. Die 
Aktiva betragen: Landbesitz 42 233,12 Mk., Konto- 
current-Konto, Bankguthaben und ein Debitor 
96 362,72 Mk., Inventar 3155 Mk., Gebäude 
3556 Mk., Kasse 66,05 Mk., Pflanzungskonto 
180 199,26 Mk., Gewinn= und Verlustkonto 
106 643.,32 Mk.; die Passiven betragen: eingezogenes 
Kapital 425 000 Mk. (noch nicht emgefordert sind 
15 pCt. = 75 000 Mk.), Vorschuß in Tanga 
7215,47 Mk. 
Ramerun. 
Stationsanlage am Croßfluß. 
(Hierzu eine Kartenskizze.) 
Ueber einen von Rssakpe aus unternommenen 
Marsch behufs Anlage einer neuen Station am 
Croßfluß berichtet Hauptmann Glauning: 
Am 16. Juli marschirte ich mit Sergeant Dorn- 
ecker, 20 Soldaten und etwa 70 Trägern nach 
Nssanakang. Von dort ist die Fährstelle über den 
60 m breiten Aya, die der reißenden Strömung 
wegen ziemlich weit von der Mündung abgelegt 
wurde, etwa eine Stunde entfernt. Der Weg ist 
Die Lasten
	        
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