Aus Kamerun berichtet der „Eoangelische
Herdenbote“: „Eine Konferenz unserer Schulbrüder
in Kamerun hat die Frage nach der Nothwendigkeit
Teutschen Unterrichtes in Kamerum behandelt und
diese Nothwendigkeit damit begründet, daß die
Kcantniß des Deutschen zur allgemeinen Bildung
cehöre, daß man die Pflicht habe, den Schülern
de Erlangung einer Lebensstellung zu erleichtern,
daß die Konkurrenz anderer Schulen dazu nöthige,
und daß es gelte, den Schülern mit der Zeit die
Deutsche Litteratur zugänglich zu machen. Auch das
Romitee ist der Ueberzeugung, daß für Schüler, die
eine höhere Bildung erlangen sollen, die Kenntniß
der Deutschen Sprache unumgänglich nothwendig sei.
Es muß deshalb dem Unterricht im Deutschen die
gebührende Aufmerksamkeit geschenkt werden; da-
acgen ist cs nicht rathsam, das Deutsche zur eigent-
snrcen Unterrichtssprache zu erheben, weil der so
errheilte Unterricht von den Schülern kaum gehörig
verstonden und innerlich angeeignet werden könnte."“
Die Ordination zweier Evhe-Pastoren in Ho
Togo) beschreibt das „Monatsblatt der Nord-
deutschen Missionsgesellschaft“: „Unter unseren ein-
geborenen Gehülfen war bisher nur ein ordinirter
Pastor, Rudolf Mallet (jetzt in Ho), der seit 1872
in unseren Diensten steht. So nothwendig es ist,
daß die Mission möglichst bald mit eingeborenen
Gehülfen zu arbeiten beginnt, selbst wenn dieselben
cuch noch schwach sind, so wichtig ist es jedenfalls
mit der Ordination, d. h. mit der Uebertragung des
vollen geistlichen Amtes, vorsichtig zu Werke zu
gehen, damit nicht die Würde des Amtes und die
Sache des Evangeliums Schaden leide Unsere
Biuder hatten die Freudigkeit, im Januar auf der
Generalkonferenz die Ordmation zweier Gehülsen,
Adolf Lawoc und Samuel Newell, zu beantragen.
Am 23. Juni hat die Ordination in Ho statt-
gesunden. Auch als ordinirte Prediger werden die-
selben weiter unter der Leitung der Missionare
stehen und mehr und mehr in die Aufgaben ihres
Amtes hineinwachsen.
Durch ordinirte Gehülfen wird viel gewonnen.
Können sie selbstverständlich nicht gleich selbständige
Pastoren sein, die Ordination tüchtiger Gehülfen
bilst den Weg bahnen zum Ziele der Missions-
arbeit, der Gründung einer felbständigen nationalen
Kirche mit eingeborenen Pastoren. So wenig die
Ordination den Anschein einer Belohnung für treue
Dienste bekommen darf, so liegt in der Erreichung
dieses Zieles kein geringer Ansporn für die Ge-
bülfen, der um so weniger bedenklich ist, als mit
der Ordination keine Erhöhung des Gehaltes statt-
sindet, dieses sich vielmehr nur nach dem Dienstalter
richtet. Den Missionaren erwachsen aus den ordi-
nirten Pastoren sehr nöthige Gehülfen für die
Gemeindearbeit. Gerade im Evhe-Lande, wo die
CEuropäer so viel unter den Einflüssen des Klimas
zu leiden haben, ist die Herbeiführung einer wirk-
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samen und allseitigen Unterstützung der Missionare
durch Eingeborene besonders wünschenswerth. Für
die Zeiten vorübergehender schwacher Besetzung des
Missionsfeldes mit Europäischen Arbeitskräften können
eingeborene ordinirte Gehülfen geradezu unentbehrlich
und für den ganzen Bestand der Arbeit von der
größten Wichtigkeit werden. Für solche schweren
Aufgaben gilt es aber die Kräfte bei Zeiten zu
rüsten.“
Ueber den Einfluß des deutsch-südwestafrikanischen
Eisenbahnbaues auf die Entwickelung von Otjim-
bingue und Karibib lesen wir in den „Berichten
der Rheinischen Missionsgesellschaft“:
„Infolge des Bahnbaues haben Otjimbingue und
Karibib ihre Rollen vollkommen getauscht. Missionar
Olvpp schreibt darüber u. A.: ? Otjimbingue ist ein
stilles Landstädtchen geworden, während die bisher
wenig bekannte und genannte Filiale Karibib in
wenigen Monaten zu emem frisch aufblühenden
Handels= und Verkehrsplatze geworden ist, der jetzt
bereits eine Entwickelung aufweist, wie ihn Otjim-
bingne selbst in seinen besten Jahren nicht zu ver-
zeichnen hatte. Es scheint, als ob die Mutterstation
und ihre Tochter gegenseitig die Rollen gewechselt
hätten, und das Alles infolge der Eisenbahn, die
seit Mitte des vergangenen Jahres durch Karibib
führt. Wenn man heute durch Karibib kommt, die
lange Reihe Kaufläden und Wohnhäuser, den großen
massiven Bahnhof, den mächtigen Reparaturschuppen
sieht, in denen ständig 60 weiße Arbeiter angestellt
sein werden; wenn man ferner alle die Anlagen
sieht, die mit einer Eisenbahnstation größeren Stils
verbunden sein müssen, und dann das geschäftige
Leben und Treiben beobachtet, das sich Tag für
Tag auf dem Platze abspielt, dann zweifelt man
nicht mehr, daß Karibib ein neuer Haupt= und
Centralpunkt im Lande geworden ist, dessen Be-
deutung auch später nicht wieder zurückgehen wird.
Es erscheint ebenso zweisellos, daß die eingeborene
Bevölkerung Karibibs stets eine solche Höhe auf-
weisen wird, daß es ein Unrecht wäre, namentlich
den zahlreich von Otjimbingue nach Karibib über-
gesiedelten eingeborenen Christen gegenüber, wenn
wir nicht jetzt auch das Unsere thäten, den Leuten
dort einen Halt zu geben, sei es durch Stationirung
eines von der Gesellschaft zu erbittenden Bruders
oder wenigstens vorläufig durch Anstellung eines
charakterfesten Evangelisten, der vor Allem der Nama-
sprache mächtig sein und auch im Stande sein müßte,
Schule abzuhalten.¾ — Dennoch ist es nicht so, als
wenn durch diese Verschiebung der äußeren Verhält-
nisse eine Arbeit in Otjimbingue selbst überflüssig
geworden wäre. Im Gegentheile, der Platz scheint,
nachdem er aufgehört hat, als Handelsplatz für
Weiße eine Rolle zu spielen, wieder mehr Bedentung
für die Eingeborenen erhalten zu sollen. Es werden
zweifellos wieder mehr Leute aus dem Felde auf
den Platz ziehen, namentlich Herero, und diese Leute