Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

eine nahezu vollständige Beruhigung des nördlichen 
Theiles von Neu-Mecklenburg, wo früher das Leben 
der Weißen in steter Gefahr schwebte, herbeigeführt. 
Die Eingeborenen daselbst werden beim Wegebau 
beschäftigt und folgen gehorsam den Weisungen des 
Stationleiters. Außer dem Wegebau hat Letzterer 
auch die Anlage einer Kokospalmenpflanzung durch 
die Eingeborenen ins Werk gesetzt. Sie ist zur Zeit 
mit 12 000 Palmen bestanden. 
Das neue Gouverneurshaus in Herbertshöhe ist 
sertiggestellt, das alte wird zum Lazareth umge- 
wandelt. Der große Strandweg, der von Herberts- 
böhe ausgehend die an der Blanche-Bucht belegenen 
Ansiedelungen der Weißen verbindet, ist vollendet. 
Er findet seinen Abschluß in einer Holzbrücke, die 
die stark bevölkerte Insel Matupi an das Festland 
anschließt. . 
Das Pflanzungsterrain dehnt sich mehr und 
mehr aus. Um zu dem Plane eines Versuchsgartens 
Stellung nehmen zu können, ist der vom Kolonial= 
wirthschaftlichen Komitee ausgesandte, jetzt im Schutz- 
gebiete weilende Botaniker Schlechter mit den vor- 
bereitenden Erhebungen namentlich hinsichtlich der 
Platzfrage beschäftigt. Die Arbeiten für die Aus- 
beutung der Huon-Golf-Bergbau-Konzession sind be- 
gonnen worden. 
Im Bismarck-Archipel ist die Verwendung des 
Muschelgeldes als Zahlungsmittel verboten worden. 
Dies dürfte eine Erhöhung der Einfuhr von euro- 
päischen Waaren zur Folge haben. 
Im Juli d. Is. ist eine neue Arbeiteranwer- 
bungsverordnung, eine Ausgestaltung der bewährten 
bisherigen Bestimmungen, in Kraft gesetzt worden. 
Der Gouverneur hat eingehend die Frage ge- 
prüft, ob ein besonderer Schutz der Eingeborenen 
gegen den Opiumgenuß einzuführen sei, jedoch fest- 
gestellt, daß die Eingeborenen trotz jahrelanger Be- 
rührung mit den chinesischen Kulis nicht die geringste 
Neigung zum Rauchen von Opium zeigen. Er hält 
deshalb die diesbezüglichen bestehenden Bestimmungen 
für ausreichend. 
Die Gestaltung der Dampferlinien, welche die 
Theile des Schutzgebiets unter einander und mit 
der Heimath verbinden, hatte zu Beginn des Jahres 
insofern eine Aenderung erlitten, als bei der zwölf- 
wöchentlichen Linie Hongkong—Sydney wegen des 
weiten Umwegs Saipan aus der Reihe der Anlauf- 
häsen gestrichen wurde. Das dortige Bezirksamt 
ist seitdem auf die Verbindung über Japan durch 
Segelschiffe angewiesen. 
Samoa. 
Die im Schutzgebiete hergestellte Ruhe hat ihre 
Probe insofern bestanden, als die Vertheilung der 
von der Familie Mataafas anläßlich dessen Ernennung 
zum Ali-Sili (Hohen Häuptling) zusammengebrachten 
Matten unter die angesehenen Häuptlinge und Fa- 
milien unter Vermittelung des Gouverneurs friedlich 
ausgeführt worden ist. Sonst lief diese Prozedur, 
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welche sich jedesmal an die Neuübertragung der 
Hohen Häuptlings-Würde knüpft und eine Art Rang- 
verleihung darstellt, nie ohne Blutvergießen ab. Die 
versuchsweise eingeführte Verwaltung der Eingeborenen 
durch ihre eigenen Häuptlinge unter Oberaufsicht des 
Gouverneurs hat sich bislang bewährt. An der 
Spitze des Verwaltungsapparats steht der Hohe 
Häuptling Mataafa, dem ein Rath (Faipule) bei- 
gegeben ist. Die Inseln sind nach althergebrachten 
Zusammengehörigkeitsverhältnissen in eine Anzahl von 
Distrikten getheilt, für welche vom Gouverneur Vor- 
steher (Taitai Itu) und Richter (Faamasino) ernannt 
sind. Unter den Distriktsvorstehern stehen die Vor- 
steher der Dorfschaften (Pule Nnu). 
Die Ablieferung der in den Händen der Ein- 
geborenen befindlichen Feuerwaffen und die Einziehung 
der Kopfsteuer vollzogen sich ohne Störung. Auch 
eine Zählung der Bevölkerung konnte vorgenommen 
werden und führte zu dem durchaus zuverlässigen Er- 
gebnisse, daß auf den Inseln 32 815 Eingeborene 
leben. 
Im Wege der Verordnung sind die Samoaner 
angehalten, ihre brach liegenden Ländereien mit Kokos- 
palmen (alljährlich 50 Stück) zu bepflanzen. 
Am 1. Juli d. J. ist die Reichsmarkrechnung ein- 
geführt worden. Der Bestand an englischen und 
amerikanischen Münzen im Schutzgebiet ist daher im 
raschen Sinken begriffen. Eine vom Gouverneur er- 
lassene Verordnung bestimmt, daß in den Eingeborenen- 
schulen von fremden Sprachen nur die deutsche 
Sprache gelehrt werden darf. 
Die Pflanzer betreiben im Wesentlichen die Kultur 
des Kakao, die den Bodenverhältnissen und dem 
Klima am meisten zu entsprechen scheint. Die urbar 
gemachten und bepflanzten Flächen vergrößern sich 
zusehends. Die Deutsche Handels= und Plantagen- 
Gesellschaft der Südsee-Inseln hat für das Geschäfts- 
jahr 1900 eine Dividende von 8 Prozent zur Ver- 
theilung gebracht. 
Der für das Gouvernement aus Mitteln der 
Wohlfahrtslotterie in Arbeit gegebene Segel-Motor- 
Schooner wird demnächst in den Dienst gestellt 
werden. 
Schutztruppen. 
Das Gesetz, betreffend Versorgung der Kriegs- 
invaliden und der Kriegshinterbliebenen, vom 31. Mai 
1901, ist auch für die Kriegsinvaliden bezw. Kriegs- 
hinterbliebenen der Schutztruppen in Geltung getreten. 
Am 18. Juli ging ein Ersatztransport in der 
Stärke von 2 Offizieren, 1 Sanitätsoffizier, 1 Roßarzt 
und 333 Mannschaften von Hamburg nach Südwest- 
afrika ab und ist am 17. August in Swakopmund 
gelandet. 
Um auch weiterhin die Ableistung von Uebungen 
von Offizieren und Offiziersaspiranten des Beurlaubten= 
standes bei der Schutztruppe für Südwestafrika zu 
fördern, sind unter dem 15. Oktober d. Is. Bestim- 
mungen zur Regelung der Gebührnisse während der 
Dienstleistungen Allerhöchsten Ortes erlassen worden.
	        
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