Full text: Deutsches Kolonialblatt. XII. Jahrgang, 1901. (12)

Deutsch-Südweftafrika. 
Expedition der Gtavi-Minen- und Sisenbahngesellschaft. 
Ueber den weiteren Verlauf der von der Otavi- 
Minen= und Eisenbahngesellschaft nach der Kumib- 
mündung entsandten Expedition wud Folgendes 
berichtet: 
Zur Gewinnung eines umfassenden Ueberblicks 
über die Beschaffenheit des zu erforschenden Gebietes 
theilte sich die Expedition bei Kawares in zwei 
Abtheilungen. Die eine wählte den Weg längs des 
Hoanibflusses, während die andere eine nördliche 
Route über Otjitjekwa, Otjituntua, Ombombo, Kaoko 
Otavi einschlug. In Sanitatas (auf der Langhans- 
schen Karte Sanitantes) veremigten sich beide Ab- 
theilungen und marschirten über Otjovaurua und 
Sarusas nach Kumibmund. Die auf dem nörd- 
lichen Wege zurückgelegte Strecke Kowares—Kumib- 
mund betrug 381 km. 
Am Kumibmund wurde, von der See aus 
erkennbar, eme weiße Bake von 9 m Höhe errichtet 
und die geographische Breite des Punktes durch 
wiederholte astronomische Beobachtungen zu 18° 
52' 207 bestimmt. 
An dem in Betracht kommenden Küstenstrich steht 
im Allgemeinen schwere Brandung. Zwei Punkte, 
Wje 6 bis 7 km nördlich und südlich vom Kumibmund, 
scheinen jedoch gegen den Seegang so geschützt zu 
sein, daß die Expeditionsleiter dieselben als Landungs- 
plätze für nicht ungeeignet halten. Es sei hierzu 
bemerkt, daß die Untersuchungen zu einer Zeit aus- 
geführt wurden, in der die Brandungsverhältnisse 
der fraglichen Küstenzone erfahrungsgemäß am un- 
günstigsten liegen. 
Aus dem Berichte verdient noch hervorgehoben 
zu werden, daß auf dem Wege zur Küste an mehreren 
Stellen Anzeichen ausgedehnter Elsenerzlagerstätten 
entdeckt wurden. Auf dem Hochlande war Gras für 
Ochsen und Pferde reichlich vorhanden. Auch wurden 
Wasserplätze in hinreichender Anzahl angetroffen. 
Kleines Wild war zahlreich. Vielfach wurden auch 
frische Spuren von Giraffen, Löwen und Elefanten 
gesehen. 
Die Bewohner des nördlichen Kaokofeldes nennen 
sich Ovaherero. Sie werden jedoch von den anderen 
Stämmen Ovatjimba (arme Damaras) genannt. Sie 
leben zerstreut und unterstehen theils der Einwirkung 
der Ovambos, theils derjenigen der Hottentotten von 
Seßfontein. Zwischen einem Theile derselben und 
den Hottentotten von Seßfontein war zur Zeit des 
Durchzuges der Expedition Streit ausgebrochen. Den 
Expeditionsleitern gelang die vorläufige Beilegung 
desselben. Die Ovatjimba werden als brauchbare 
Arbeiter bezeichnet. 
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Kopfwind herrschte. 
gekreuzt, ohne Land zu sehen. 
Deutsch-Neu-Guinea. 
Kaunfahrten der Eingeborenen auf den Marolinen. 
Ueber eine ausgedehnte Seefahrt, die von Ein- 
geborenen der Karolinen in Kanus ausgeführt ist, 
berichtet der Kaiserliche Bezirksamtmann in Yap 
Folgendes: 
Am 29. Juli 1899 traf in dem an der Ost- 
küste der Insel Yap gelegenen Dorfe Gatschbar ein 
mit vier Leuten bemanntes Kanu aus dem Westen 
kommend ein. Ich ließ sie mit dem Häuptling von 
Gatschbar zu mir kommen und habe sie vernommen. 
Das, was ich dabei feststellen konnte, klingt fast wie 
ein Märchen. 
Nach dem Taifun am 10. bis 11. November 
vorigen Jahres, der die Ugoi-Leute auf ihrer Fahrt 
nach Fais (liegt etwa 270 km östlich von Yap) 
übercaschte und die Kanuflottille zerstreute, sind nach 
einigen Tagen fünf Fahrzeuge mit zusammen 32 Per- 
sonen, darunter eine Frau und ein Kind, wieder in 
Ugoi eingetroffen. Es ist bald darauf ein Kann 
nach Fais abgesegelt, um Erkundigungen nach dem 
Verbleib der übrigen etwa 120 Verschollenen an- 
zustellen, dem nach kurzer Zeit sechs weitere Kanus 
von Ugoi folgten. Diesen Kanus ist es widrigen 
Windes wegen nicht gelungen, Fais zu erreichen, 
ebensowenig wie sie nach Ugoi zurückzukehren ver- 
mochten. Sie haben dann versucht, Yap zu finden, 
und als sie auch damit kein Glück hatten, versuchten 
sie, die Palaus zu gewinnen, indessen erfolglos. Nach 
verschiedenem Hin= und Herkreuzen beschlossen sie, 
da ihnen die Nahrung ausging, immer werter nach 
Westen zu segeln, in der Hoffnung, auf die Philip- 
pinen zu stoßen. Diesmal hatten sie Glück, vier 
Kanus erreichten eine angeblich zu den Visayas 
(dem mittleren Theil des Philippinen-Archipels) 
gehörende Insel Kiuvan; die anderen beiden Kanus 
waren durch den starken Wind von ihnen getrennt 
worden und landeten auf einer anderen, ihnen dem 
Namen nach nicht bekannten Insel. 
Auf Kiuvan befanden sich keine Weißen, die 
Aufnahme seitens der Bewohner, die sich wie Euro- 
päer kleideten, war eine freundliche. Zu ihrer freudigen 
Ueberraschung trafen sie dort das Kanu von Ugoi, 
welches kurze Zeit vor ihnen nach Fais abgesegelt 
war; es war auf dieselbe Weise nach Kiuvan ge- 
kommen, wie die vier. Schließlich trafen auch noch die 
beiden übrigen Fahrzeuge von Ugoi in Kiuvan ein, 
so daß nunmehr sieben Kanus ihrer Insel mit 30 Per- 
sonen vereinigt waren. Sie wollten dort auf den 
Emtritt des Westwindes warten, als aber nach Ver- 
lauf von sechs Wochen zwei Leute am Fieber starben, 
wurden sie ängstlich, nahmen Kokosnüsse und Wasser, 
so viel sie bergen konnten, und setzten Segel, trotzdem 
Dreißig Tage sind sie auf- 
Ihrem Gefühle nach 
mußten sie in der Höhe der Palau sein, die mitge-
	        
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