von der Kompagnie gemietheten Hause für den Fall
sein Quartier aufgeschlagen hat, daß ihn die Ver-
hältnisse zu längerer Anwesenheit zwingen. Von
Stephansort führt ein Weg nach seiner am weitesten
vorgeschobenen Station, auf dem diese in neun Tagen
zu erreichen ist. Der Flußdampfer „Herzogin Elisa-
beth“ war zur Zeit unbrauchbar.
Was die Bauthätigkeit der Kompagnie betrifft,
so geht ein Krankenhaus für Europäer auf der Insel
Beliao der Vollendung entgegen.
Am 15. September hatte ich Gelegenheit, der
Einweihung der ersten Kirche der evangelischen
Mission auf Ragetta beizuwohnen. Sie ist von dem
Missionar Helmig, der die Insel Siar verlassen und
sich ein Wohnhaus auf Ragetta errichtet hat, von
Wellblech und Buschholz erbaut, mit einsachen An-
lagen und einer Mauer von Korallensteinen umgeben.
Der Feier wohnten außer den Europäern von
Friedrich Wilhelmshafen die Missionsschulen von
Siar und Bongu mit sämmtlichen Missionaren bef.
Der sormvollendeten deutschen Festpredigt wurde
gespannte Aufmerksamkeit zu theil.
Am 22. September, morgens 9 Uhr, von Friedrich
Wilhelmshafen abfahrend, erreichte der Dampfer
„Meto“ Fmschhafen am 23. September, mittags
1 Uhr. Auf der kleinen Insel Madang hatte die
Huongolf-Expeditlon ihr Lager aufgeschlagen. Von
der früheren Ansiedelung zeigen Reste von Anlagen
und der untere Theil eines Flaggenmastes den Platz,
wo das Gebäude des Landeshauptmanns gestanden hat.
Die Arbeiten der Expedition schritten rüstig vor-
wärts. Beim Verlassen der Station fand ich an
Gebäuden vor: auf der Insel Madang die erforder-
lichen Häuser, theils aus Wellblech, theils aus Busch-
material errichtet, zur Unterbringung der fünf Euro-
päer und der 160 farbigen Arbeiter (Neupommern,
Neumecklen burger, Javanen, Chmesen) sowie der
Vorräthe; auf der Halbmsel Salangkana ein Busch-
haus für den Führer der Exvedition. Die Verbin-
dung der Insel mit dem Festland ist, wie früher,
durch Ausschüttung eines Dammes hergestellt.
In der Absicht des Führers der Expedition liegt
es, die Aufrechterhaltung der Verbindung zwischen
Madang und dem Markhamfluß sowohl auf dem
Wasser= als auf dem Landwege zu ermöglichen. Die
erforderlichen Schritte zur Beschaffung der hierzu
nöthigen seetüchtigen Fahrzeuge sind gethan. Der
Landweg ist bis zum Kap Gerhards durchgeschlagen.
Große Schwierigkeiten bictet das Ueberschreiten der
vielen Flüsse. Als Hauvtverkehrsstraße mit der
Station Madang, die später in die Hände der Neu-
Guinea-Kompagnie übergehen soll, wird der Wasser-
weg ins Auge zu fossen sein. Die Eingeborenen
sind dem Unternehmen bis jetzt freundlich entgegen-
gekommen, sie boten sich auch vereinzelt zur Arbeit
in der Nähe der Dörfer an. Die Emgeborenen am
Markhamfluß werden vielleicht weniger freundlich
sein, doch gründet sich dies vorläufig nur auf Ver-
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muthungen, hervorgerufen durch angebliche Angriffe
gegen Europäer aus früherer Zeit.
Die mir bis zur Ankunft des Reichspostdampfers
zur Verfügung siehende Zeit benutzte ich meinem
Auftrage entsprechend zum Besuche der Missions-
stationen und zu Anwerbeversuchen.
Zunächst fuhr ich im Ruderboot nach Simbang
und zog Erkundigungen über die bei den Eingebo-
renen beliebten Tauschmittel, über Wind= und Strom-
verhältnisse ein. Ebenso stattete ich den Missions-
stationen auf den Tami-Inseln, dem Sattelberg und
in Deinzer-Höhe einen Besuch ab, in den geräumigen
Häusern der Missionare mit der größten Gastfreund-
schaft ausgenommen. Der Einfluß der Mission macht
sich wenioer bei den erwachsenen Eingeborenen als
bei den Kindern bemerkbar, die bei den Missionaren
Wohnung, Beköstigung und Unterricht erhalten. Als
Verkehrssprache beabsichtigen sie den Jabimdialekt
überall einzuführen und haben nach ihrer Angabe
hiermit gute Erfolge erzielt. Auf dem Sattelberg,
der Gesundheitsstation der Neuendettelsauer Mission,
hielt sich einer der in Deinzer-Höhe beschäftigten
Missionare mit seiner erkrankten Frau auf.
Ein bei den Eingeborenen in der Umgebung von
Friedrich Wühelmshafen sehr beliebtes Tauschmittel
sind Eberzähne, die so gewachsen sein müssen, daß
sie einen geschlossenen Kreis bilden; als fehlerhaft
wird schon bezeichnet, wenn der Kreis nur soweit
geschlossen ist, daß man den kleinen Finger hindurch-
schieben kann. Um gute Zahne nur ansehen zu
dürsen, sind die Eingeborenen zu kleinen Hand-
reichungen bereit. Im Uebrigen ziehen die Einge-
borenen als Tauschwaaren Eisen, besonders Hobel-
eisen, vor, die sie hauptsächlich zum Anfertigen von
Kanus verwenden. Messer werden ebenfalls gern
genommen. Für Tabak und Lawalawas waren nur
Lebensmittel zu haben. «
Am 19. Oktober traf die schon früher erwartete
„Stettin“ im Finschhafen ein und ging am 21. Ok-
tober in Herbertshöhe vor Anker.
Samva.
Außenhandel und Schiffsverkehr des deutschen Schutz-
gebietes SKamoa im Jahre 1900.
Die Einfuhr nach dem Schutzgebiete Samoa ge-
staltete sich in den Jahren 1900 und 1899 dem
Werthe nach, wie folgt:
1900 1899
Herkunft Werth in Mark
Deutschland 446774 327 633
Australien, Neuseeland,
Fidschi= Inseln 1 178 395 1201 325
Vereinigte Staaten von
Amerika 395’ 512 8373 065
Andere Länder 85 130 45 392
Zusammen 2 105 811 1 954 415