Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

zahlreiche Gewässer hinweg, die nach Südwesten 
strömen. Der Weg war gut, nur wo er in dem 
mit Geröll angesüllten Bett solcher Bäche entlang 
führte, war er sehr unbequem. Um 12⅞ Uhr er- 
reichten wir den Mungo, der hier reichlich 70 m 
breit ist und von einer Hängebrücke überspannt wird. 
Leider war dieses Wunderwerk des afrikanischen 
Urwaldes in traurigem Zustand und brach und riß 
unter der Last der Träger, selbst als ich sie dann 
nur noch einzeln passiren ließ. Ich mußte daher 
froh sein, als ich meine kleine Karawane ohne Ver- 
lust von Menschen und Lasten glücklich hinüber 
hatte. Aber das Uebersetzen der 28 Mann hatte 
fast vier Stunden gedauert, und die Brücke war 
dadurch völlig unpassirbar geworden. So gelangte 
ich erst mit Dunkelheit nach dem 2½ Stunden vom 
Mungo entfernten Etam, dem Grenzdorf der Nkossi, 
das nur aus fünf schlechten rechteckigen Hütten be- 
steht. Dort wurde übernachtet. 
Am 28. mit dem Frühesten zog ich weiter durch 
das Gebiet der Balung, indem ich Ikiliwindi etwa 
eine Stunde nördlich von meiner Marschroute liegen 
ließ. Hinter Ikiliwindi schien der Pfad wenig be- 
gangen, führte ununterbrochen durch Urwald und 
kreuzte viele Wasserläufe. Ortschaften der Balung 
passirte ich nicht. 1½⅛½ Stunden vor Kumba bogen 
wir in die breite, gur gehaltene Straße Mundame— 
Johann Albrechtshöhe ein und kamen gegen Mittag 
nach 5 ½/ stündigem Marsch nach Kumba. Die Kumba- 
leute sollen weder zu den Balung noch zu den 
Bakundu gehören und reden ihre besondere Sprache, 
die Bafo genannt wird. Die Dächer ihrer Hütten, 
welche mit den Giebeln zusammenstoßen, gehen in- 
einander über, so daß die ganze Häuserflucht an 
jeder Straßenseite gleichsam ein einziges Gebäude 
bildet. Die Bakundu bauen ebenso. 
Nachmittags begab ich mich nach Johann 
Albrechtshöhe, konnte dort aber nichts Näheres 
über die Verbreitung der Krankheit in der Um- 
gegend erfahren. So beschloß ich, schon am nächsten 
Tage nach Mundame zu gehen, um den Mungo ab- 
wärts zu fahren. Vorher besuchte ich noch ein 
auf der anderen Seite des Sees gelegenes Dorf, in 
welchem die Blattern vor Jahresfrist derart herrschten, 
daß über die Hälfte der Einwohner starb. In der 
That sieht man dort kein Gesicht ohne tiefgreifende 
Narben. 
Mit Dunkelheit kam ich nach fünfstündigem Marsch 
in Mundame an und übernachtete dort. In Mundame 
leben nach den Erhebungen von Bimba und Rudolf 
Bell zwar einige Kronke, doch waren sie zur Zeit 
abwesend. Am 30. früh schickte ich die mir ent 
behrlichen Leute unter Führung des Toto-Priso auf 
dem Landweg über Dibombavi nach Duala zurück 
und fuhr mit dem unter Rudolf Bells Führung 
rechtzeitig eingetroffenen Kanu stromabwärts zunächst 
bis Bombe, wo ich in der Missionsstation über- 
nachtete. Am solgenden Tage (31. Oktober) besuchte 
ich das große, am Fuß des Stationshügels gelegene 
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Dorf Bombe. Die Missionare schätzen die Zahl der 
Einwohner desselben auf etwa 600, und unter diesen 
zählte ich nicht weniger als 17 Kranke in ver- 
schiedenen Stadien des Leidens, auch einige vor- 
geschrittene Fälle. Allerdings habe ich noch kaum 
im Schutzgebiet eine ähnlich verschmutzte, verkommene 
und mit mannigfachen Leiden behaftete Bewohner- 
schaft angetroffen, wie in diesem Bakundudorf. Auch 
die Hütten waren halb verfallen. Dagegen gab es 
viel Vieh und ausgedehnte Pflanzungen. Ich 
sammelte einige Präparate und machte Aufnahmen. 
Dann brach ich bald auf und gelangte nach Koto, 
das größer ist als Bombe und wo 9 Kranke leben. 
Weiter nach dem Ort Bakunda mit 11 Kranken und 
Bakundu-beach mit 13 Kranken. Allerdings habe 
ich überall nur einen Theil der Leidenden selber 
gesehen, da viele abwesend waren oder sich verborgen 
hielten. In Bakundu-beach untersuchte ich drei; 
einer davon hatte bewegliche Knoten bis zur Größe 
einer halben Wallnuß in der Haut unter den Flecken. 
Er ließ sich durch ein Geschenk bewegen, einen dieser 
Knoten exstirpiren zu lassen. Er stellt ein besonders 
werthvolles Untersuchungsobjekt dar. Ich übernachtete 
in Bakundue-beach. 
Am folgenden Morgen besuchte ich dann Malende 
mit 7 Kranken; in Ndonjanja untersuchte ich zwei, 
einige weitere waren abwesend. In Nyoke leben 11, 
in Mpundu 14 Kranke, die aber nur zum Theil 
zugegen waren. Ich übernachtete etwas weiter unter- 
halb in Banyo, wo sich 17 Kranke befinden; einige 
interessante Fälle konnte ich näher studiren. 
Abends erreichte ich die Mungodörfer, in deren 
einem ich übernachtete. Dort blieb ich noch den 
8. November, ohne daß es mir gelungen wäre, 
Kranke zu sehen, obwohl verschiedene dort leben sollen. 
Am 4. November traf ich wohlbehalten in Duala ein. 
Die ganze Reise war ohne Zwischenfall ver- 
laufen; die Träger hatten sich trotz zeitweiser großer 
Anstrengung gut gehalten, und Aueschreitungen gegen 
die Bevölkerung sind nicht vorgekommen. Nur ein 
Bakoko mußte bestraft werden; die Strase wurde 
auf der Station Johann Albrechtshöhe vollzogen. 
Besonders hervorheben muß ich die ausgezeichneten 
Dienste, welche der Hospitalgehülfe Bimba auch als 
Dolmetscher leistete. Er spricht außer Deutsch, 
Englisch, Ewe und natürlich Duala noch Bakoko, 
Maönde, Bule, Bassa, Abo, Nkossi sertig. Auch als 
„Expeditionsmeister“ hat er sich gut bewährt. 
Deutsch-Züdwelkafrika. 
Eisenbabhn Swakopmund—Windbeek. 
Auszug aus dem Thätigkeitsberichte des 
Eisenbahn -Kommandos über die Monate 
Oktober bis Dezember 1901, vom 11. Jan. 1902. 
Der Personen= und Güterverkehr ist um die 
Jahreswende in Okahandja (Kilometer 311,6) eröffnet
	        
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