zahlreiche Gewässer hinweg, die nach Südwesten
strömen. Der Weg war gut, nur wo er in dem
mit Geröll angesüllten Bett solcher Bäche entlang
führte, war er sehr unbequem. Um 12⅞ Uhr er-
reichten wir den Mungo, der hier reichlich 70 m
breit ist und von einer Hängebrücke überspannt wird.
Leider war dieses Wunderwerk des afrikanischen
Urwaldes in traurigem Zustand und brach und riß
unter der Last der Träger, selbst als ich sie dann
nur noch einzeln passiren ließ. Ich mußte daher
froh sein, als ich meine kleine Karawane ohne Ver-
lust von Menschen und Lasten glücklich hinüber
hatte. Aber das Uebersetzen der 28 Mann hatte
fast vier Stunden gedauert, und die Brücke war
dadurch völlig unpassirbar geworden. So gelangte
ich erst mit Dunkelheit nach dem 2½ Stunden vom
Mungo entfernten Etam, dem Grenzdorf der Nkossi,
das nur aus fünf schlechten rechteckigen Hütten be-
steht. Dort wurde übernachtet.
Am 28. mit dem Frühesten zog ich weiter durch
das Gebiet der Balung, indem ich Ikiliwindi etwa
eine Stunde nördlich von meiner Marschroute liegen
ließ. Hinter Ikiliwindi schien der Pfad wenig be-
gangen, führte ununterbrochen durch Urwald und
kreuzte viele Wasserläufe. Ortschaften der Balung
passirte ich nicht. 1½⅛½ Stunden vor Kumba bogen
wir in die breite, gur gehaltene Straße Mundame—
Johann Albrechtshöhe ein und kamen gegen Mittag
nach 5 ½/ stündigem Marsch nach Kumba. Die Kumba-
leute sollen weder zu den Balung noch zu den
Bakundu gehören und reden ihre besondere Sprache,
die Bafo genannt wird. Die Dächer ihrer Hütten,
welche mit den Giebeln zusammenstoßen, gehen in-
einander über, so daß die ganze Häuserflucht an
jeder Straßenseite gleichsam ein einziges Gebäude
bildet. Die Bakundu bauen ebenso.
Nachmittags begab ich mich nach Johann
Albrechtshöhe, konnte dort aber nichts Näheres
über die Verbreitung der Krankheit in der Um-
gegend erfahren. So beschloß ich, schon am nächsten
Tage nach Mundame zu gehen, um den Mungo ab-
wärts zu fahren. Vorher besuchte ich noch ein
auf der anderen Seite des Sees gelegenes Dorf, in
welchem die Blattern vor Jahresfrist derart herrschten,
daß über die Hälfte der Einwohner starb. In der
That sieht man dort kein Gesicht ohne tiefgreifende
Narben.
Mit Dunkelheit kam ich nach fünfstündigem Marsch
in Mundame an und übernachtete dort. In Mundame
leben nach den Erhebungen von Bimba und Rudolf
Bell zwar einige Kronke, doch waren sie zur Zeit
abwesend. Am 30. früh schickte ich die mir ent
behrlichen Leute unter Führung des Toto-Priso auf
dem Landweg über Dibombavi nach Duala zurück
und fuhr mit dem unter Rudolf Bells Führung
rechtzeitig eingetroffenen Kanu stromabwärts zunächst
bis Bombe, wo ich in der Missionsstation über-
nachtete. Am solgenden Tage (31. Oktober) besuchte
ich das große, am Fuß des Stationshügels gelegene
127
Dorf Bombe. Die Missionare schätzen die Zahl der
Einwohner desselben auf etwa 600, und unter diesen
zählte ich nicht weniger als 17 Kranke in ver-
schiedenen Stadien des Leidens, auch einige vor-
geschrittene Fälle. Allerdings habe ich noch kaum
im Schutzgebiet eine ähnlich verschmutzte, verkommene
und mit mannigfachen Leiden behaftete Bewohner-
schaft angetroffen, wie in diesem Bakundudorf. Auch
die Hütten waren halb verfallen. Dagegen gab es
viel Vieh und ausgedehnte Pflanzungen. Ich
sammelte einige Präparate und machte Aufnahmen.
Dann brach ich bald auf und gelangte nach Koto,
das größer ist als Bombe und wo 9 Kranke leben.
Weiter nach dem Ort Bakunda mit 11 Kranken und
Bakundu-beach mit 13 Kranken. Allerdings habe
ich überall nur einen Theil der Leidenden selber
gesehen, da viele abwesend waren oder sich verborgen
hielten. In Bakundu-beach untersuchte ich drei;
einer davon hatte bewegliche Knoten bis zur Größe
einer halben Wallnuß in der Haut unter den Flecken.
Er ließ sich durch ein Geschenk bewegen, einen dieser
Knoten exstirpiren zu lassen. Er stellt ein besonders
werthvolles Untersuchungsobjekt dar. Ich übernachtete
in Bakundue-beach.
Am folgenden Morgen besuchte ich dann Malende
mit 7 Kranken; in Ndonjanja untersuchte ich zwei,
einige weitere waren abwesend. In Nyoke leben 11,
in Mpundu 14 Kranke, die aber nur zum Theil
zugegen waren. Ich übernachtete etwas weiter unter-
halb in Banyo, wo sich 17 Kranke befinden; einige
interessante Fälle konnte ich näher studiren.
Abends erreichte ich die Mungodörfer, in deren
einem ich übernachtete. Dort blieb ich noch den
8. November, ohne daß es mir gelungen wäre,
Kranke zu sehen, obwohl verschiedene dort leben sollen.
Am 4. November traf ich wohlbehalten in Duala ein.
Die ganze Reise war ohne Zwischenfall ver-
laufen; die Träger hatten sich trotz zeitweiser großer
Anstrengung gut gehalten, und Aueschreitungen gegen
die Bevölkerung sind nicht vorgekommen. Nur ein
Bakoko mußte bestraft werden; die Strase wurde
auf der Station Johann Albrechtshöhe vollzogen.
Besonders hervorheben muß ich die ausgezeichneten
Dienste, welche der Hospitalgehülfe Bimba auch als
Dolmetscher leistete. Er spricht außer Deutsch,
Englisch, Ewe und natürlich Duala noch Bakoko,
Maönde, Bule, Bassa, Abo, Nkossi sertig. Auch als
„Expeditionsmeister“ hat er sich gut bewährt.
Deutsch-Züdwelkafrika.
Eisenbabhn Swakopmund—Windbeek.
Auszug aus dem Thätigkeitsberichte des
Eisenbahn -Kommandos über die Monate
Oktober bis Dezember 1901, vom 11. Jan. 1902.
Der Personen= und Güterverkehr ist um die
Jahreswende in Okahandja (Kilometer 311,6) eröffnet