Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieken. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
Deutsch-Pfltafrika. 
Usambara-Bahn. 
Nach einem hier eingegangenen Telegramm hat 
die Bauspitze der Usambara-Bahn Anfang d. Mtsd. 
Korogwe erreicht, und sollte der Betrieb bis dort 
am 15. März eröffnet werden. 
Wissenschaftliche Lammlungen. 
Der Stabsarzt Dr. Stierling hat der zoolo- 
gischen Sammlung des Königlichen Museums für 
Naturkunde zu Berlin eine umfangreiche, von ihm 
in Deutsch-Ostafrika zusammengebrachte Naturalien= 
sammlung überwiesen, die folgende Gegenstände enthielt: 
110 Säugethierfelle, 25 Säugethiergehörne, 
91 Vogelbälge und eine große Anzahl Vogelnester 
und -Eier, 3 Reptilien und Amphibien, 1 Fisch, 
52 Käfer, 2 Hymenopteren, 32 Dipteren-Larven, 
3 Heuschrecken. 8 Rhynchoten, 2 Spinnenthiere und 
eine Anzahl Würmer. 
Die Konservirung der Thiere war durchweg gut. 
Ihr wissenschaftlicher Werth, besonders derjenige der 
Säugethiere, ist ein hoher. Diese umfassen ungefähr 
50 Arten, wovon vier Arten für das Museum neu 
sind. Sehr werthvoll sind ein Löwe, eine Büffel- 
kuh, ein Gun, eine Pferdeantilope und ein Leopard. 
  
Die Felle dieser Thiere sind so gut erhalten, daß 
sie sich zum Ausstopfen eignen. Hervorragenden 
Werth hat auch eine vollständige Entwickelungsreihe 
von Antilopengehörnen. Unter den Säugern sind 
überhaupt eine große Zahl seltener und längst ge- 
wünschter Arten aus dem Süden des Schutzgebietes, 
die faunistisch von den mittleren Küstenländern 
Deutsch-Ostafrikas verschieden sind. Die Vögel bilden 
werthvolle Ergänzungsstücke für das Museum. Ein 
auffallender neuer Specht ist als Dendropicos 
Stierlingi von Dr. Reichenow beschrieben worden. 
Sehr werthvoll sind die Vogeleier, die sämmtlich 
bisher unbekannt waren. Auch die übrigen Thiere 
enthielten manche gute Ersatzstücke und seltenere Arten. 
— — —— 
Kamerun. 
lachrichten von der Südkamerun-Grenzexpedition. 
Die deutsch-französische Kommission für die Re- 
gelung der Grenze zwischen dem Schutzgebiet Kamerun 
und dem französischen Kongogebiet hat für den Pa- 
rallel, in welchem der 10. 5. Gr. den Campofluß 
schneidet, den Werth 2° 10“ 207 nördlicher Breite 
festgesetzt. 
Nach Beendung ihrer Arbeiten am unteren Campo 
hatte sich die deutsche Südkamerun-Grenzexpedition 
getheil. Während Hauptmann Engelhardt und Ober- 
leutnant Förster mit den Instrumenten der Expedition 
sich über Libreville mit Hülfe der Kongo-Eisenbahn 
nach Stanleypool und von dort mit einem Dampfer 
nach dem Sanga-Ngoko-Gebiet begeben und daselbst 
die Arbeiten zur Feststellung der Lage des 15.7 
5. Gr. begonnen haben, schlug Stabsarzt Hoesemann 
mit Leutnant Schulz in Begleitung der der Expe- 
dition beigegebenen Schutztruppe auf Anweisung des 
Führers der Grenzexpedition den Ueberlandweg nach 
dem Ngoko zur Erforschung des größtentheils noch 
völlig unbekannten Grenzgebietes ein. Während 
dieses Marsches ist Leutnant Schulz, welcher sich um 
die Arbeiten der Expedition große Verdienste er- 
worben hat, leider am 5. Dezember v. Is. am 
Schwarzwasserfieber in Mabore verschieden. Ueber 
den Verlauf der Expedition bis zu jenem Zeitpunkt 
berichtet Stabsarzt Hoesemann, wie folgt: 
Mabore, den 7. Dezember 1901. 
am Südufer des Ntem. 
Leutnant Schulz und ich marschirten gleich von 
Beginn des Marsches an in zwei getrennten Exve- 
ditionen, trasen uns aber alle 3 bis 6 Tage an ver- 
einbarten Orten wieder und erhielten auf diese Weise 
gleich zwei Routen durch das bisher noch nicht auf- 
genommene Gebiet. Die ganze Gegend, die wir 
durchzogen, ist gut bevölkert und angebaut, die Be- 
völkerung durchgehends friedlich. In allen größeren 
Dörfern sitzen die sarbigen Faktoristen der Küsten- 
firmen, oft zu Zweien und Dreien, und beschäftigen 
sich allein mit dem Aufkauf des reichlich vorhandenen 
Kautschuks. Leider hatten hauptsächlich diese durch 
ihr übertriebenes Drohen mit dem Europäer und 
der Station bewirkt, daß wir überall die Dörfer 
leer fanden; die Männer waren meist versammelt 
und brachten auch Lebensmittel, aber die Hütten waren 
sämmtlich gänzlich ausgeräumt. Irgend welchen 
eigentlichen Widerstand haben wir nirgends gefunden, 
und ist Alles bisher bei der entsprechenden Geduld 
und Vorsicht friedlich und günstig verlaufen. Nach 
den vorläufigen Rohkonstruktionen unserer Aufnahme 
scheint der Zusammenfluß des Lobo, Kom und Ntem 
eine bedeutende nordwärts-Verschiebung zu erfahren; 
die genaue Bestimmung der Breite ist allerdings erst 
nach Berechnung der von Leutnant Schulz mit ko- 
lossalem Fleiß gemachten astronomischen Beobachtungen 
möglich. Morgen marschire ich mit der vereinigten 
Expedition nördlich des Ntem weiter, wo noch weit 
nach Osten Alles ebenso bevölkert sein soll wie bis- 
her, und gedenke in etwa 1 1K/2 Monaten auf der Ngoko- 
Station einzutreffen.
	        
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