— 140 —
Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Pfltafrika.
Usambara-Bahn.
Nach einem hier eingegangenen Telegramm hat
die Bauspitze der Usambara-Bahn Anfang d. Mtsd.
Korogwe erreicht, und sollte der Betrieb bis dort
am 15. März eröffnet werden.
Wissenschaftliche Lammlungen.
Der Stabsarzt Dr. Stierling hat der zoolo-
gischen Sammlung des Königlichen Museums für
Naturkunde zu Berlin eine umfangreiche, von ihm
in Deutsch-Ostafrika zusammengebrachte Naturalien=
sammlung überwiesen, die folgende Gegenstände enthielt:
110 Säugethierfelle, 25 Säugethiergehörne,
91 Vogelbälge und eine große Anzahl Vogelnester
und -Eier, 3 Reptilien und Amphibien, 1 Fisch,
52 Käfer, 2 Hymenopteren, 32 Dipteren-Larven,
3 Heuschrecken. 8 Rhynchoten, 2 Spinnenthiere und
eine Anzahl Würmer.
Die Konservirung der Thiere war durchweg gut.
Ihr wissenschaftlicher Werth, besonders derjenige der
Säugethiere, ist ein hoher. Diese umfassen ungefähr
50 Arten, wovon vier Arten für das Museum neu
sind. Sehr werthvoll sind ein Löwe, eine Büffel-
kuh, ein Gun, eine Pferdeantilope und ein Leopard.
Die Felle dieser Thiere sind so gut erhalten, daß
sie sich zum Ausstopfen eignen. Hervorragenden
Werth hat auch eine vollständige Entwickelungsreihe
von Antilopengehörnen. Unter den Säugern sind
überhaupt eine große Zahl seltener und längst ge-
wünschter Arten aus dem Süden des Schutzgebietes,
die faunistisch von den mittleren Küstenländern
Deutsch-Ostafrikas verschieden sind. Die Vögel bilden
werthvolle Ergänzungsstücke für das Museum. Ein
auffallender neuer Specht ist als Dendropicos
Stierlingi von Dr. Reichenow beschrieben worden.
Sehr werthvoll sind die Vogeleier, die sämmtlich
bisher unbekannt waren. Auch die übrigen Thiere
enthielten manche gute Ersatzstücke und seltenere Arten.
— — ——
Kamerun.
lachrichten von der Südkamerun-Grenzexpedition.
Die deutsch-französische Kommission für die Re-
gelung der Grenze zwischen dem Schutzgebiet Kamerun
und dem französischen Kongogebiet hat für den Pa-
rallel, in welchem der 10. 5. Gr. den Campofluß
schneidet, den Werth 2° 10“ 207 nördlicher Breite
festgesetzt.
Nach Beendung ihrer Arbeiten am unteren Campo
hatte sich die deutsche Südkamerun-Grenzexpedition
getheil. Während Hauptmann Engelhardt und Ober-
leutnant Förster mit den Instrumenten der Expedition
sich über Libreville mit Hülfe der Kongo-Eisenbahn
nach Stanleypool und von dort mit einem Dampfer
nach dem Sanga-Ngoko-Gebiet begeben und daselbst
die Arbeiten zur Feststellung der Lage des 15.7
5. Gr. begonnen haben, schlug Stabsarzt Hoesemann
mit Leutnant Schulz in Begleitung der der Expe-
dition beigegebenen Schutztruppe auf Anweisung des
Führers der Grenzexpedition den Ueberlandweg nach
dem Ngoko zur Erforschung des größtentheils noch
völlig unbekannten Grenzgebietes ein. Während
dieses Marsches ist Leutnant Schulz, welcher sich um
die Arbeiten der Expedition große Verdienste er-
worben hat, leider am 5. Dezember v. Is. am
Schwarzwasserfieber in Mabore verschieden. Ueber
den Verlauf der Expedition bis zu jenem Zeitpunkt
berichtet Stabsarzt Hoesemann, wie folgt:
Mabore, den 7. Dezember 1901.
am Südufer des Ntem.
Leutnant Schulz und ich marschirten gleich von
Beginn des Marsches an in zwei getrennten Exve-
ditionen, trasen uns aber alle 3 bis 6 Tage an ver-
einbarten Orten wieder und erhielten auf diese Weise
gleich zwei Routen durch das bisher noch nicht auf-
genommene Gebiet. Die ganze Gegend, die wir
durchzogen, ist gut bevölkert und angebaut, die Be-
völkerung durchgehends friedlich. In allen größeren
Dörfern sitzen die sarbigen Faktoristen der Küsten-
firmen, oft zu Zweien und Dreien, und beschäftigen
sich allein mit dem Aufkauf des reichlich vorhandenen
Kautschuks. Leider hatten hauptsächlich diese durch
ihr übertriebenes Drohen mit dem Europäer und
der Station bewirkt, daß wir überall die Dörfer
leer fanden; die Männer waren meist versammelt
und brachten auch Lebensmittel, aber die Hütten waren
sämmtlich gänzlich ausgeräumt. Irgend welchen
eigentlichen Widerstand haben wir nirgends gefunden,
und ist Alles bisher bei der entsprechenden Geduld
und Vorsicht friedlich und günstig verlaufen. Nach
den vorläufigen Rohkonstruktionen unserer Aufnahme
scheint der Zusammenfluß des Lobo, Kom und Ntem
eine bedeutende nordwärts-Verschiebung zu erfahren;
die genaue Bestimmung der Breite ist allerdings erst
nach Berechnung der von Leutnant Schulz mit ko-
lossalem Fleiß gemachten astronomischen Beobachtungen
möglich. Morgen marschire ich mit der vereinigten
Expedition nördlich des Ntem weiter, wo noch weit
nach Osten Alles ebenso bevölkert sein soll wie bis-
her, und gedenke in etwa 1 1K/2 Monaten auf der Ngoko-
Station einzutreffen.