Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

reits so weit übersehen, daß man bis auf unbedeu- 
tende Quantitäten von etwa 300 bis 400 Centnein 
die endgültigen Resultate berechnen kann. Do stellt 
sich die erfreuliche Thatsache heraus, daß die Erträge 
so hohe sind, wie sie noch nie erzielt worden sind, 
so lange in Kamerun Kakao gebaut wird, und zwar 
gilt dieses nicht uur für das Gesammtergebniß des 
Jahres, sondern auch für die Erträge pro Hektar. 
Daß die Ernte des Vorjahres durch die diesjährige 
weit übertroffen wird, ist freilich bei der Art und 
Weise, wie die Pflanzungen seit 1896 an Areal 
zugenommen haben, selbstverständlich. Wie unge- 
wöhnlich und über Erwarten hoch aber die Erträge 
ausgefallen sind, ist schon aus den Schätzungen der 
Pflanzer im Juli gegenüber den wirklichen Resultaten 
zu entnehmen, denn diese Schätzungen, die nach 
Analogie früherer guter Ernten gemacht waren, sind 
von den wirklichen Ergebnissen ausnahmslos um ein 
Bedeutendes und stellenweise um das Doppelte über- 
troffen worden. 
Am deutlichsten sprechen folgende Zahlen: De- 
bundscha stand sonst mit einem jährlichen Durch- 
schnittsertrage von 14 Centnern auf den Hektar an 
der Spitze aller Pflanzungen. In diesem Jahre hat 
es 22 Centner Durchschnittsertrag ergeben, und ein 
Stück von 12 Hektar hat sogar 276 Centner, also 
23 Centner pro Hektar, gebracht. Bemerkenswerth 
ist hierbei, daß die Kakaobäume auf diesem Stück 
sehr eng stehen, so daß etwa 1000 Bäume auf den 
Hektar kommen. 
Die größte Gesammternte hat die älteste Pflanzung 
Kriegsschiffhasen gemacht, sie wird 4300 Centner 
betragen. Es folgen Bibundi mit rund 3000, 
Victoriapflanzung mit 1100, Debundscha mit 950, 
Isongo mit 400, Mokundange mit 150 und der 
botanische Garten mit 110 Centnern. Die Ernte des 
letzteren vermehrt sich um 13 400 Saatfrüchte, welche 
an die Plantagen abgegeben worden sind und einer 
Quantität von 11 Centnern trockenen Kakaos ent- 
sprechen. Die Produktion der sämmtlichen Pflan- 
zungen zusammen beläuft sich also auf rund 
10 000 Centner. 
Hierzu kommen diejenigen Mengen, welche von 
den kaufmännischen Firmen verschifft worden sind, 
und welche ebenfalls recht beträchtlich sind. Dieser 
Kakao führt im Handel den völlig ungeeigneten 
Namen „Victoria-Kakao“, während der Plantagen- 
kakao als „Kamerun-Kakao“ bezeichnet wird. Letterer 
wird stets höher bewerthet als ersterer, der den 
Pflanzungen der Eingeborenen entstammt oder auch 
zum großen Theile aus den Pflanzungen der Euro- 
päer durch die Eingeborenen gestohlen wird. 
Die Verschiffungen der Firmen wurden mir, wie 
folgt, angegeben: J. Weiler 620 Centner, Woermann 
& Co., Victoriageschäft, 500 Centner, Ambas Bay 
Trading Co. 110 Centner, Westafrikanische Pflan- 
zungsgesellschaft Victoria, Handelsabtheilung, 100 Cent- 
ner, im Ganzen also 1330 Centner. 
Die Gesammternte in dem Bezirke Victoria hat 
also mindestens 11 330 Centner ergeben. Dabei 
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haben Krankheiten, in erster Linie die Phytophtora 
monivora, besonders in den Pflanzungen der Ein- 
geborenen einen beträchtlichen Aussall veranlaßt. 
Ein Rückschlag in der Gesammtproduktion ist 
selbst bei einer weniger guten Ernte, wie sie im 
nächsten Jahre zu erwarten ist, nicht zu befürchten, 
da alsdann wieder große Flächen mit jungen Kakoo- 
bäumen ein tragfähiges Alter erreichen. 
Telegraphen- und Fernsprechlinie Victorig—But#a. 
Im Dezember vorigen Jahres ist zwischen Vic- 
toria und Buba eine auch zur Uebermittelung von 
Telegrammen dienende Fernsprechanlage eröffnet wor- 
den, für deren Herstellung die Mittel in Höhe von 
23700 Mark im Kolonialetat für 1901 vorgesehen 
waren. An dem vom Postamt in Duala ausge- 
führten Bau der Anlage ist bemerkenswerth, daß 
nur die Leitung der Arbeiten in den Händen eines 
Weißen lag, während die Arbeiten selbst ausschließ- 
lich durch Farbige ausgeführt wurden. Allerdings 
bedurfte es einer ununterbrochenen Beaufsichtigung 
und Unterweisung, da die Farbigen, auch nur auf 
kurze Zeit, sich nicht selbst überlassen werden können. 
Die Aufsicht wurde dem Bauführer, Postassistenten 
Specht, dadurch wesentlich erleichtet, daß ihm vom 
Gouvernement ein Reitthier zur Verfügung gestellt 
worden war. Diesem Umstande ist es auch zu ver- 
danken, daß Specht trotz der großen körperlichen 
Anstrengungen von Krankheit verschont geblieben ist. 
Zur Beförderung der Materialien auf der Bau- 
strecke wurden die Anwohner der Straße zwischen 
beiden Orten, zum Theil auch kriegsgefangene Bulis, 
verwendet. Die Bulis hatten ferner die schwereren 
sonstigen Arbeiten (Ausforsten, Ausheben der Stangen- 
löcher u. A.) auszuführen, für die keine besondere 
Ausbildung nöthig war. Die anderen Arbeiten, die 
gewisse technische Vorkenntnisse und Fertigkeiten er- 
fordern, wurden einem farbigen Leitungsaufseher aus 
Lome, der dem Bauführer zur Unterstützung beigegeben 
war, sowie einigen geschickten Handwerkern, darunter 
drei Schlosserlehrlingen, übertragen, die der Bauführer 
zuvor in diesen Verrichtungen ausgebildet hatte. 
Die Anlage besteht aus zwei Theilen: der Haupt- 
linie Victoria—Buöa und den au diese beiden Orte 
herangeführten Fernsprechanschlußlinien des Gouver= 
nements und von Privaten. Zu der Hauptlinie sind 
6,5 und 8,5 m lange eiserne Telegraphenstangen 
aus Mannesmannrohr sowie 3 mm starker Bronze- 
draht, zu den Anschlußlmien neben den eisernen auch 
hölzerne Telegraphenstangen aus Stämmen eines 
Njabi genannten Mahagonibaumes sowie 1,5 mm 
starker Bronzedraht verwendet worden. 
Die Arbeiter waren in vier Trupps eingetheilt. 
Der erste Trupp unter dem Buli-Vormann mit 
6—20 Bulis machte den Trakt für die Linie durch 
den Wald frei. Da die Straße wegen der starken 
Steigung in vielen Kurven verläuft, so konnte die 
Linie ihr nicht durchweg folgen; vielfach mußte, ohne 
Rücksicht auf das sehr durchschnittene Gelände, em
	        
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