reits so weit übersehen, daß man bis auf unbedeu-
tende Quantitäten von etwa 300 bis 400 Centnein
die endgültigen Resultate berechnen kann. Do stellt
sich die erfreuliche Thatsache heraus, daß die Erträge
so hohe sind, wie sie noch nie erzielt worden sind,
so lange in Kamerun Kakao gebaut wird, und zwar
gilt dieses nicht uur für das Gesammtergebniß des
Jahres, sondern auch für die Erträge pro Hektar.
Daß die Ernte des Vorjahres durch die diesjährige
weit übertroffen wird, ist freilich bei der Art und
Weise, wie die Pflanzungen seit 1896 an Areal
zugenommen haben, selbstverständlich. Wie unge-
wöhnlich und über Erwarten hoch aber die Erträge
ausgefallen sind, ist schon aus den Schätzungen der
Pflanzer im Juli gegenüber den wirklichen Resultaten
zu entnehmen, denn diese Schätzungen, die nach
Analogie früherer guter Ernten gemacht waren, sind
von den wirklichen Ergebnissen ausnahmslos um ein
Bedeutendes und stellenweise um das Doppelte über-
troffen worden.
Am deutlichsten sprechen folgende Zahlen: De-
bundscha stand sonst mit einem jährlichen Durch-
schnittsertrage von 14 Centnern auf den Hektar an
der Spitze aller Pflanzungen. In diesem Jahre hat
es 22 Centner Durchschnittsertrag ergeben, und ein
Stück von 12 Hektar hat sogar 276 Centner, also
23 Centner pro Hektar, gebracht. Bemerkenswerth
ist hierbei, daß die Kakaobäume auf diesem Stück
sehr eng stehen, so daß etwa 1000 Bäume auf den
Hektar kommen.
Die größte Gesammternte hat die älteste Pflanzung
Kriegsschiffhasen gemacht, sie wird 4300 Centner
betragen. Es folgen Bibundi mit rund 3000,
Victoriapflanzung mit 1100, Debundscha mit 950,
Isongo mit 400, Mokundange mit 150 und der
botanische Garten mit 110 Centnern. Die Ernte des
letzteren vermehrt sich um 13 400 Saatfrüchte, welche
an die Plantagen abgegeben worden sind und einer
Quantität von 11 Centnern trockenen Kakaos ent-
sprechen. Die Produktion der sämmtlichen Pflan-
zungen zusammen beläuft sich also auf rund
10 000 Centner.
Hierzu kommen diejenigen Mengen, welche von
den kaufmännischen Firmen verschifft worden sind,
und welche ebenfalls recht beträchtlich sind. Dieser
Kakao führt im Handel den völlig ungeeigneten
Namen „Victoria-Kakao“, während der Plantagen-
kakao als „Kamerun-Kakao“ bezeichnet wird. Letterer
wird stets höher bewerthet als ersterer, der den
Pflanzungen der Eingeborenen entstammt oder auch
zum großen Theile aus den Pflanzungen der Euro-
päer durch die Eingeborenen gestohlen wird.
Die Verschiffungen der Firmen wurden mir, wie
folgt, angegeben: J. Weiler 620 Centner, Woermann
& Co., Victoriageschäft, 500 Centner, Ambas Bay
Trading Co. 110 Centner, Westafrikanische Pflan-
zungsgesellschaft Victoria, Handelsabtheilung, 100 Cent-
ner, im Ganzen also 1330 Centner.
Die Gesammternte in dem Bezirke Victoria hat
also mindestens 11 330 Centner ergeben. Dabei
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haben Krankheiten, in erster Linie die Phytophtora
monivora, besonders in den Pflanzungen der Ein-
geborenen einen beträchtlichen Aussall veranlaßt.
Ein Rückschlag in der Gesammtproduktion ist
selbst bei einer weniger guten Ernte, wie sie im
nächsten Jahre zu erwarten ist, nicht zu befürchten,
da alsdann wieder große Flächen mit jungen Kakoo-
bäumen ein tragfähiges Alter erreichen.
Telegraphen- und Fernsprechlinie Victorig—But#a.
Im Dezember vorigen Jahres ist zwischen Vic-
toria und Buba eine auch zur Uebermittelung von
Telegrammen dienende Fernsprechanlage eröffnet wor-
den, für deren Herstellung die Mittel in Höhe von
23700 Mark im Kolonialetat für 1901 vorgesehen
waren. An dem vom Postamt in Duala ausge-
führten Bau der Anlage ist bemerkenswerth, daß
nur die Leitung der Arbeiten in den Händen eines
Weißen lag, während die Arbeiten selbst ausschließ-
lich durch Farbige ausgeführt wurden. Allerdings
bedurfte es einer ununterbrochenen Beaufsichtigung
und Unterweisung, da die Farbigen, auch nur auf
kurze Zeit, sich nicht selbst überlassen werden können.
Die Aufsicht wurde dem Bauführer, Postassistenten
Specht, dadurch wesentlich erleichtet, daß ihm vom
Gouvernement ein Reitthier zur Verfügung gestellt
worden war. Diesem Umstande ist es auch zu ver-
danken, daß Specht trotz der großen körperlichen
Anstrengungen von Krankheit verschont geblieben ist.
Zur Beförderung der Materialien auf der Bau-
strecke wurden die Anwohner der Straße zwischen
beiden Orten, zum Theil auch kriegsgefangene Bulis,
verwendet. Die Bulis hatten ferner die schwereren
sonstigen Arbeiten (Ausforsten, Ausheben der Stangen-
löcher u. A.) auszuführen, für die keine besondere
Ausbildung nöthig war. Die anderen Arbeiten, die
gewisse technische Vorkenntnisse und Fertigkeiten er-
fordern, wurden einem farbigen Leitungsaufseher aus
Lome, der dem Bauführer zur Unterstützung beigegeben
war, sowie einigen geschickten Handwerkern, darunter
drei Schlosserlehrlingen, übertragen, die der Bauführer
zuvor in diesen Verrichtungen ausgebildet hatte.
Die Anlage besteht aus zwei Theilen: der Haupt-
linie Victoria—Buöa und den au diese beiden Orte
herangeführten Fernsprechanschlußlinien des Gouver=
nements und von Privaten. Zu der Hauptlinie sind
6,5 und 8,5 m lange eiserne Telegraphenstangen
aus Mannesmannrohr sowie 3 mm starker Bronze-
draht, zu den Anschlußlmien neben den eisernen auch
hölzerne Telegraphenstangen aus Stämmen eines
Njabi genannten Mahagonibaumes sowie 1,5 mm
starker Bronzedraht verwendet worden.
Die Arbeiter waren in vier Trupps eingetheilt.
Der erste Trupp unter dem Buli-Vormann mit
6—20 Bulis machte den Trakt für die Linie durch
den Wald frei. Da die Straße wegen der starken
Steigung in vielen Kurven verläuft, so konnte die
Linie ihr nicht durchweg folgen; vielfach mußte, ohne
Rücksicht auf das sehr durchschnittene Gelände, em