schwemmungsgebiet beweist, welche ungeheuren Wasser-
massen dieser krokodilreiche centralafrikanische Strom
in der Regenzeit dem Meere zuwälzen muß. Der
Uebergang wurde in 11 Booten, Sküts genannt,
lang und schmal, von ungeschickten Formen, bewerk-
stelligt. Wir hatten etwa 2500 Pfund zu trans-
portiren. Die Karren und der Wagen wurden hin-
durchgezogen.
Humbe wurde, nach einigen Tagen Aufenthalt
am Kunene, am 6. September erreicht. Bis Mutu-
kua solgten wir dann der großen, nach Mossamedes
führenden Straße. Hierauf bogen wir nach Westen ab
auf der schon festgelegten Eisenbahntrace Humbe— Port-
Alexandre. Der Wagen ging direkt nach Mossa-
medes, uns begleiteten nur die Karren. Otjinjau,
an den östlichen Ausläufen des Shella-Gebirges ge-
legen, war der nordwestlichste Punkt, welchen ich sah.
Von hier ab ging es am 20. September nach Süden,
da Dr. Hartmann beabsichtigte, zunächst den ersten
Kunene-Katarakt aufzusuchen. Bis Mondamboe folgten
wir der Straße, dann wurde in der allgemeinen
Richtung nach Südosten abgebogen, einem Fußpfade
entlang. Ost mußte zur Axt und zu dem Beil ge-
griffen werden, um den Weg zu verbreitern. Bei
Kuwango trafen wir wiederum auf eine von Norden
kommende Straße, und am 6. Oktober wurde der
nördliche Arm des ersten Kunene-Kataraktes, welcher
sich durch ein wildes Felsengebiet hindurchsägt, er-
reicht. Der Kunene ist hier landschaftlich schön; er
hat sich streckenweise durch ein zerrissenes Felsenthal
hindurchgezwängt, das aber nicht vegetationslos ist,
sondern eine dichte Bewachsung zeigt. Selbst hohe
Bäume finden auf den Humusschichten der Felsen
ihre Nahrung. An vielen Stellen geht die Ufer-
linie in das mit dichtem Schilf, Gebüsch und Bäu-
men bestandene Ueberschwemmungsgebiet über, den
Schlupfwinkel von Krokodilen, Flußpferden und vielen
verschiedenen Arten von Wasservögeln. Ueber dem
nördlichen Arme des hier befindlichen Kataraktes, der
bei dem damaligen niedrigen Wasserstande nur wenige
Meter schräg abfällt, in einer ungefähren Breite von
20 m, liegen unmitlelbar hintereinander zwei andere
Wasserfälle in einem dichten Felsengewirr. Auch
diese sind weder besonders hoch noch breit, dafür
aber bei der Zerrissenheit der Felsen und der Wild-
heit des hindurchjagenden Wassers zwei wirkliche
brodelnde Kessel.
Am 8. überschritt ich mit den entbehrlichen Leuten
der Expedition und einer Karre die Erikson-Drift,
am 9. Oktober trennte ich mich von Dr. Hart-
mann, er, um seinen Weg wiederum nach Norden
und sodann nach Port-Alexandre zu nehmen, ich, um
in südlicher Richtung nach Damara-Land zurückzu-
kehren.
Obwohl ich einen Swartboi-Hottentotten mit hatte,
welcher in früheren Jahren öfter Züge in dieser
Gegend unternommen hatte, so war eine Orientirung
im Gelände nicht möglich. Die ausgesprochene Ebene
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Gleichzeitig machten mir die nördlich des Flusses
wohnenden Ondongonas, welche einen Kriegszug
gegen die Unkualusi planten, deren westliche Grenze
ich passiren mußte, hinsichtlich meines Weitermarsches
Schwierigkeiten. Sie wollten mich nicht ziehen lassen,
versagten mir jeden Führer und verlangten, daß ich
mich an diesem Zuge betheiligen sollte. Ich mar-
schirte infolgedessen ohne Weiteres ab. Erst nahm
ich die Richtung nach Süd, dann direkt nach Westen.
Der Weg war außerordentlich schwierig. Auf einer
Strecke von 68 km war dichtes Gebüsch zu über-
winden, auch trat Wassermangel ein. Nachdem noch
einmal versucht worden war, mich irre zu führen
und mich direkt in die Hauptwerft der Unkualufi
hinein zu dirigiren, erreichte ich durch rücksichtsloses
Vorwärtsmarschiren Elandspütz. Die Ochsen mußten
hier wieder nördlich nach dem Kunene zu gestellt
werden, um genügend Wasser zu finden. Auch wäh-
rend des Weitermarsches machte sich Wassermangel
recht fühlbar, dazu kam noch, daß auch die Futter-
verhältnisse schlecht waren. Es hatte im Kookofeld
während der letzten drei Jahre nicht geregnet.
Ich war froh, in Otjtundua wenigstens wieder
eine gute fahrbare Straße vorzufinden, welche mich
schnell nach Süden auf die Hauptstraße Zeßfontein—
Outjo brachte, welches ich am 3. Dezember erreichte.
Mein spätes Eintreffen an letzterem Orte ist dem
Umstande zuzuschreiben, daß ich gezwungen war, über
Kaoko-Otavi den mir nach Sanitatas entgegen ge
schickten Wagen heran holen zu müssen.
Deutsch-Reu-Guinra.
Ueber die Insel ponape (Ostkarolinen)
hat der stellvertretende Kaiserliche Vizegouverneur
Berg einen Bericht erstattet, dem wir Folgendes
entnehmen:
Zur dauernden Vermeidung von Verwickelungen
wird mit ziemlicher Sicherheit eine Politik aus-
reichen, welche sich zur Pflicht macht: Interesse für
die Angelegenheiten der Eingeborenen bei Erlernung
der Sprache, paritätisches Verhalten gegenüber den
Konfessionen, Ruhe im Verkehr und Gleichmäßigkeit
in der Behandlung, Rücksichtnahme auf die Rechte
an Boden und Wald sowie auf die alte Verfassung
mit ihren komplizirten Rangverhältnissen. Die
früheren Verwickelungen stellten ihrer Ursache nach
überwiegend Religionskriege dar, welchen jetzt der
Boden entzogen ist, und solange Missionen und Re-
gierung das thun, was nach Lage der Verhältnisse
ihres Amtes ist, wird menschlicher Berechnung nach
kein Ponapehäuptling seinen gestärkten weißen Anzug
und seine gelben Schuhe ablegen, um sich auf den
unbequemen Kriegspfad zu begeben. Kleinere Fehden
der leicht erregbaren Eingeborenen untereinander
halte ich allerdings nicht für ausgeschlossen; dieselben
und die dichte Bewachsung hinderten uns daran würden jedoch bei dem erst so kurze Zeit bestehenden