Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

schwemmungsgebiet beweist, welche ungeheuren Wasser- 
massen dieser krokodilreiche centralafrikanische Strom 
in der Regenzeit dem Meere zuwälzen muß. Der 
Uebergang wurde in 11 Booten, Sküts genannt, 
lang und schmal, von ungeschickten Formen, bewerk- 
stelligt. Wir hatten etwa 2500 Pfund zu trans- 
portiren. Die Karren und der Wagen wurden hin- 
durchgezogen. 
Humbe wurde, nach einigen Tagen Aufenthalt 
am Kunene, am 6. September erreicht. Bis Mutu- 
kua solgten wir dann der großen, nach Mossamedes 
führenden Straße. Hierauf bogen wir nach Westen ab 
auf der schon festgelegten Eisenbahntrace Humbe— Port- 
Alexandre. Der Wagen ging direkt nach Mossa- 
medes, uns begleiteten nur die Karren. Otjinjau, 
an den östlichen Ausläufen des Shella-Gebirges ge- 
legen, war der nordwestlichste Punkt, welchen ich sah. 
Von hier ab ging es am 20. September nach Süden, 
da Dr. Hartmann beabsichtigte, zunächst den ersten 
Kunene-Katarakt aufzusuchen. Bis Mondamboe folgten 
wir der Straße, dann wurde in der allgemeinen 
Richtung nach Südosten abgebogen, einem Fußpfade 
entlang. Ost mußte zur Axt und zu dem Beil ge- 
griffen werden, um den Weg zu verbreitern. Bei 
Kuwango trafen wir wiederum auf eine von Norden 
kommende Straße, und am 6. Oktober wurde der 
nördliche Arm des ersten Kunene-Kataraktes, welcher 
sich durch ein wildes Felsengebiet hindurchsägt, er- 
reicht. Der Kunene ist hier landschaftlich schön; er 
hat sich streckenweise durch ein zerrissenes Felsenthal 
hindurchgezwängt, das aber nicht vegetationslos ist, 
sondern eine dichte Bewachsung zeigt. Selbst hohe 
Bäume finden auf den Humusschichten der Felsen 
ihre Nahrung. An vielen Stellen geht die Ufer- 
linie in das mit dichtem Schilf, Gebüsch und Bäu- 
men bestandene Ueberschwemmungsgebiet über, den 
Schlupfwinkel von Krokodilen, Flußpferden und vielen 
verschiedenen Arten von Wasservögeln. Ueber dem 
nördlichen Arme des hier befindlichen Kataraktes, der 
bei dem damaligen niedrigen Wasserstande nur wenige 
Meter schräg abfällt, in einer ungefähren Breite von 
20 m, liegen unmitlelbar hintereinander zwei andere 
Wasserfälle in einem dichten Felsengewirr. Auch 
diese sind weder besonders hoch noch breit, dafür 
aber bei der Zerrissenheit der Felsen und der Wild- 
heit des hindurchjagenden Wassers zwei wirkliche 
brodelnde Kessel. 
Am 8. überschritt ich mit den entbehrlichen Leuten 
der Expedition und einer Karre die Erikson-Drift, 
am 9. Oktober trennte ich mich von Dr. Hart- 
mann, er, um seinen Weg wiederum nach Norden 
und sodann nach Port-Alexandre zu nehmen, ich, um 
in südlicher Richtung nach Damara-Land zurückzu- 
kehren. 
Obwohl ich einen Swartboi-Hottentotten mit hatte, 
welcher in früheren Jahren öfter Züge in dieser 
Gegend unternommen hatte, so war eine Orientirung 
im Gelände nicht möglich. Die ausgesprochene Ebene 
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Gleichzeitig machten mir die nördlich des Flusses 
wohnenden Ondongonas, welche einen Kriegszug 
gegen die Unkualusi planten, deren westliche Grenze 
ich passiren mußte, hinsichtlich meines Weitermarsches 
Schwierigkeiten. Sie wollten mich nicht ziehen lassen, 
versagten mir jeden Führer und verlangten, daß ich 
mich an diesem Zuge betheiligen sollte. Ich mar- 
schirte infolgedessen ohne Weiteres ab. Erst nahm 
ich die Richtung nach Süd, dann direkt nach Westen. 
Der Weg war außerordentlich schwierig. Auf einer 
Strecke von 68 km war dichtes Gebüsch zu über- 
winden, auch trat Wassermangel ein. Nachdem noch 
einmal versucht worden war, mich irre zu führen 
und mich direkt in die Hauptwerft der Unkualufi 
hinein zu dirigiren, erreichte ich durch rücksichtsloses 
Vorwärtsmarschiren Elandspütz. Die Ochsen mußten 
hier wieder nördlich nach dem Kunene zu gestellt 
werden, um genügend Wasser zu finden. Auch wäh- 
rend des Weitermarsches machte sich Wassermangel 
recht fühlbar, dazu kam noch, daß auch die Futter- 
verhältnisse schlecht waren. Es hatte im Kookofeld 
während der letzten drei Jahre nicht geregnet. 
Ich war froh, in Otjtundua wenigstens wieder 
eine gute fahrbare Straße vorzufinden, welche mich 
schnell nach Süden auf die Hauptstraße Zeßfontein— 
Outjo brachte, welches ich am 3. Dezember erreichte. 
Mein spätes Eintreffen an letzterem Orte ist dem 
Umstande zuzuschreiben, daß ich gezwungen war, über 
Kaoko-Otavi den mir nach Sanitatas entgegen ge 
schickten Wagen heran holen zu müssen. 
Deutsch-Reu-Guinra. 
Ueber die Insel ponape (Ostkarolinen) 
hat der stellvertretende Kaiserliche Vizegouverneur 
Berg einen Bericht erstattet, dem wir Folgendes 
entnehmen: 
Zur dauernden Vermeidung von Verwickelungen 
wird mit ziemlicher Sicherheit eine Politik aus- 
reichen, welche sich zur Pflicht macht: Interesse für 
die Angelegenheiten der Eingeborenen bei Erlernung 
der Sprache, paritätisches Verhalten gegenüber den 
Konfessionen, Ruhe im Verkehr und Gleichmäßigkeit 
in der Behandlung, Rücksichtnahme auf die Rechte 
an Boden und Wald sowie auf die alte Verfassung 
mit ihren komplizirten Rangverhältnissen. Die 
früheren Verwickelungen stellten ihrer Ursache nach 
überwiegend Religionskriege dar, welchen jetzt der 
Boden entzogen ist, und solange Missionen und Re- 
gierung das thun, was nach Lage der Verhältnisse 
ihres Amtes ist, wird menschlicher Berechnung nach 
kein Ponapehäuptling seinen gestärkten weißen Anzug 
und seine gelben Schuhe ablegen, um sich auf den 
unbequemen Kriegspfad zu begeben. Kleinere Fehden 
der leicht erregbaren Eingeborenen untereinander 
halte ich allerdings nicht für ausgeschlossen; dieselben 
und die dichte Bewachsung hinderten uns daran würden jedoch bei dem erst so kurze Zeit bestehenden
	        
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