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NachtwanausdendeutschenHrlxufzgebiekem
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Dltafrika.
Rion-Gvenzregulivrungskommission.
Nach einer Meldung des Leiters des deutschen
Theiles der Kiou-Grenzregulirungskommission, Haupt-
manns a. D. Herrmann, aus Kissenyi vom 29. Ja-
nuar d. Is. beabsichtigte derselbe, nach Beendigung
der geographischen Arbeiten zusammen mit Dr. Kandt
die Heimreise anzutreten.
Der südwestliche Theil des Bezirks Nilossa.
Der Bezirksamtmann von Kilossa berichtet über
eine zu Anfang 1902 in den südwestlichen Theil des
Bezirks unternommene Reise das Folgende:
Die Besiedelung der Karawanenstraße von Kilossa
bis zur Grenze des Militärbezirks Mpapua hat im
letzten Jahre gute Fortschritte gemacht. Die Nieder-
lassungen der ehemaligen Askaris der Schutztruppe
haben auch eine große Anzahl von Eingeborenen ver-
anlaßt, sich an der Straße anzusiedeln. Mit großem
Fleiß widmen sich die ehemaligen Askaris den länd-
lichen Arbeiten. Die Bäumchen von Manihot Gla-
ziovit, wozu ihnen im vorigen Jahre der Samen
geschenkt wurde, stehen gut. Auf einer Ansiedelung
werden auch Kartoffeln mit anscheinend gutem Erfolge
gebaut. Auf derselben Ansiedelung stehen ferner
einige 60 kleine Kaffeebäumchen, wozu die Saat
ebenfalls vom Bezirksamt stammt. Es sind auch in
diesem Jahre Samen von Manihot Glaziovii ver-
theilt und Pflänzlinge von Kaffee von den Bäumen
des Bezirksamts in Aussicht gestellt worden.
In Kidete, an der Grenze des Bezirks Mpapua,
wurde die Landstraße Kilossa—Mpapua verlassen
und die Bezirksgrenze in südwestlicher Richtung bis
zum Ruaha verfolgt.
Zunächst folgt der Weg drei gute Tagereisen
lang dem Lause des Rovumaflusses, der nur einige
Kilometer südlich von Kidete in den Mukondokwa
mündet. Die erste Tagereise führt durch ein welliges,
ziemlich unfruchtbares, schwach bevölkertes Hügelland,
das mit zahlreichen Felsblöcken übersät ist. Am
zweiten und dritten Tage wird das Landschaftsbild
freundlicher, die Felsblöcke verschwinden, die Dörfer
der Eingeborenen, meistens Wasagara und einige
Wagogo, werden zahlreicher und die Gegend frucht-
barer. Am dritten Tage, nachdem der Weg meinem
gut bewaldeten Gebirgslande merklich ansteigt, erreicht
man die Landschaft Kissi, eine sehr fruchtbare, von
Wasagara ziemlich stark bevölkerte Hochebene. Schon
hier fällt der Reichthum der Leute an Rindvieh auf.
In Kissi verläßt der Weg das Flußgebiet des Ro-
vuma. Derjenige Theil des Usagaragebirges, der
sich östlich des Rovuma bis an den Mukondokwa
–
nahe bis an die Station Kilossa und im Süden bis
zum Palla-Ulanga ausdehnt, wird von den Einge-
borenen Kwifia, das heißt soviel wie „Wildniß“,
genannt. Ganz Kwifia ist nur sehr schwach, und
zwar nur an den Ost= und Westabhängen, bevölkert.
Ungefähr in der Mitte dieses Gebiets, am Oberlauf
des Mdunhwiflusses, soll sich ein mächtiger undurch-
dringlicher Urwald mit sehr viel Wild, darunter auch
Elefanten, befinden. Einen Weg durch dieses Gebiet
giebt es nicht, weshalb auch die Eingeborenen, die
an den Westabhängen von Kwifia und am Rovuma
wohnen, um nach Kilossa zu gelangen, den großen
Umweg über Kidete machen müssen.
Von Kissi gelangt man über den Bugaberg, der
fast gänzlich von Baumwuchs entblößt ist, in die
Landschaft Buga. Südlich des Bugaberges, der die
Wasserscheide zwischen Mukondokwa bezw. Wami und
Ruaha bildet, ändert sich auch die Bevölkerung. Auf
der ganzen Reise bis an den Ruaha trifft man fast
nur noch Wahehe und nur ausnahmsweise einige
Wasagara an. Es ist interessant, zu beobachten, um
wie viel die Wahehe an Intelligenz höher stehen als
die Wasagara. Während der Msagara nur aus-
nahmsweise Rindvieh hält, weil ihm das zu viel
Arbeit macht, treibt fast jeder Mhehe Rindviehzucht.
Fast jeder Mhehe, auch der kleinste Mann, besitzt
eine kleine Rindviehheerde von vier bis fünf Stück,
und bei den Jumben können Heerden von 20 bis 40,
sogar bis 60 Stück gesehen werden. Dem Msagara
ist im Allgemeinen eine sorgfältige Beackerung seiner
Felder vollständig ungewohnt, er baut auch kaum
mehr als Mtama (Sorghum) und Reis, die die
wenigsten Ackerarbeiten verursachen. Die Wahehe
dagegen bauen außer Mais und Mtama auch Mawele
(Negerhirse), Maharagi (Helmbohne), Uledzi (Dagussa)
und verschiedene Arten von Gemüse. Eine Mhehe-
niederlassung mit der sauberen, aus röthlichem Lehm
aufgeführten Tembe, daneben die wohlgepflegten Felder,
bei denen vielfach Hügelpflanzung zur Anwendung
kommt, gewährt einen freundlichen Anblick.
Im Bugathal, das nach Norden hin durch Berge
abgeschlossen ist, befindet sich ein großer, mit üppigem
Schilf verwachsener Sumpf, der auch in der heißen
Jahreszeit nicht austrocknet. Auf den Bergabhängen
sind schöne Viehweiden. Der Abfluß des Buga-
sumpfes nach Süden, der Bugabach, führt sein Wasser
dem Nuaha zu, und zwar fließt er in östlicher Rich-
tung in den Mlowabach und dieser in den Sazimu,
der südliche Flußrichtung hat. Letzterer mündet in
den Mwega, und der Mwega, der die Westgrenze
der Landschaft Marore bildet, ergießt sich etwa 5 km
nördlich der Straße Kilossa—Iringa in den Ruaha.
Südlich und westlich der vorgenannten Flüsse dehnt
sich ein mächtiges Gebirge mit mehreren fruchtbaren
Hochebenen aus, das durch die bezeichneten Flußläufe