reichende Strippen befestigt, welche aus Pflanzen-
fasern und Thiersehnen zusammengedreht sind. Die
Enden sind guastenartig eingeflochten. Einige Arm-
spangen, Ringe u. s. w. vervollständigen die Teoilette.
Von der weiblichen Verwandtschaft der Häuptlings-
familie wird auf dem Schnirleibchen ein Orden ge-
tragen, aus einer weißen geschlissenen Muschel be-
stehend, in deren Mitte ein rundes Stück Kupfer
eingelassen isft. Männer sowohl wie Frauen reiben
sich stark mit Fett ein. Merkwürdigerweise ist das
schöne Geschlecht viel zu klein im Vergleich zu den
langen Gestalten der Männer. Von der Teilette
der Frauen sind diejenigen Handelsartikel, welche
begehrt sind, abhängig. Die Ondongas handeln
Straußeneierschalen ein, um sich den Schnürleib her-
zustellen. Der Mann darf erst dann heirathen, wenn
er genug davon beisammen hat, um seine Frau be-
lleiden zu können. Die Unkuanjama begehren blaue
Perlen von bestimmter Größe. Die portugiesischen
Händler erhalten für 9 kg Perlen einen Ochsen.
Die Ondongonas nördlich des Kunene und der Erik-
son-Drift sind nur für schwarze Stoffe, welche zur
Erhöhung des Glanzes mit Fett eingerieben werden,
empfänglich. — Ein beliebter Handelsartikel, aber
eigentlich ausschließlich den Häuptlingen vorbehalten,
find „gesalzene“ Pferde. Es werden enorme Preise
dafür gezahlt, durchschnittlich 40 Ochsen für ein
Pferd.
Die Werften sind mit Vorliebe zwischen Palmen
errichtet, wohl deshalb, weil in der Nähe dieses
Baumes das Wasser sich in nur geringer Tiefe be-
findet. Die Leute sind außerordentlich gastfrei, sie
nöthigen zu dem landesüblichen Getränk, dem Korn-
bier, welches ungefähr so wie Lichtenhainer schmecken
mag. Jede Werft bildet ein geschlossenes Ganzes.
Sie ist von etwa 3 m hohen armstarken Hartholz-
Pallisaden hergestellt. Ein gewundener Gang, von
welchem rechts und links andere Pallisadengänge ab-
weichen, führt zu dem Empfangsraume. Auf Baum-
stämmen wird Platz genommen. Der Werftinhaber
schöpft das Bier mit einem kleinen Schöpflöffel aus
der Kürbiskalebasse in die hölzernen Becher.
Die Missionare lassen die Ovambos gewähren.
Bei Kambonde ist die finnische Missionsgesellschaft
unter Rauthanen nunmehr schon seit 30 Jahren thä-
tig. Bei Ujulu hat die rheinische Mijsionsgesellschaft
Stationen errichtet. Das Christenthum scheint nur
langsam Boden zu gewinnen. Die Gemeinde des
Herrn Rauthanen zählt 400 Christen. Die getauften
Eingeborenen werden von den Stammesgenossen gut
behandelt. Die Häuptlinge müssen aus politischen
Rücksichten am Heidenthum festhalten. Die Ovambos
haben den Ahnenkultus, sie sind außerordentlich aber-
gläubisch. Kambonde gestattete mir z. B. nicht, eine
Aufnahme seiner Werft zu machen. Die Zauberer
spielen eine große Rolle. Beim Tode eines Men-
schen werden andere gesucht, welche den Verstorbenen
bezaubert haben und auch sterben müssen, auch die
Frauen werden getödtet. Wie viele Menschen auf
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die Weise den Tod finden, läßt sich schwer sagen,
jedenfalls ist es ein erheblicher Prozentsatz.
Die heiligen Werften sind mit einem lebenden
Pallisadenwald umgeben. Sie sind nur von einzel-
nen alten Leuten bewohnt. Betreten sie andere, so
soll dies den Tod zur Folge haben. Dagegen sind
sie eine Zufluchtstätte für Verbrecher.
Auch die Ovambos haben ihre ceremoniellen
Gebräuche. Es darf nur die rechte Hand gegeben
werden, kein Niedrigerstehender darf den Höher-
stehenden ansehen oder zuerst anreden, er darf nicht
stehend mit ihm sprechen, er muß knieen; trinken
darf man nur im Sitzen, ebenso sich unterhalten,
sonst würde es aussehen, als ob man sich zankt.
Seit 1889 sollen unter den Ovambos keine
Raubzüge mehr vorgekommen sein.
Nach Missionar Rauthanen betragen
Seelen: waffenfähige
Männer:
die beiden Ondongastämme 20—22 000 4 000
der Unkuambistamm 15 000 3000
Ongandjerastamm 7000 1000
Unkualusistamm 7000 1 000
Unkuanjamastamm. 45 000 10 000
Ombandjastamm. 35 000 10 000
Die vier erstgenannten Stämme gehören völlig,
der Uukuanjamastamm vielleicht nur zu einem Viertel
zum deutschen Schutzgebiet. Sie sind leidlich be-
waffnet, ich glaube aber kaum, daß sie kriegerisch eine
Rolle spielen.
Deutsch-Meu-Guinra.
Die nordwestlichen Inselgruppen des Bismarck-Avchipels.
I
Um eine Beurtheilung des Werthes der zumeist
aus sehr kleinen Inseln bestehenden nordwestlichen
Gruppen des Bismarck-Archipels zu gewinnen, hat
der Gouvernementssekretär Warnecke mit dem
Charterdampfer „South Australia" der Firma
Hernsheim & Co. zu Anfang d. Is. eine Dienst-
reise dorthin unternommen. Er berichtet darüber,
wie folgt:
Am 6. Januar d. Is. gegen 5 Uhr nachmittags
verließ die „South Australia“ Nusa, um zuerst nach
den Portland-Inseln zu dampfen. An Bord be-
fanden sich Kaufmann Herr M. Thiel, Mitinhaber der
Firma Hernsheim & Co. in Matupi, dessen Vater,
der Prokurist der Firma, Herr Wahlen, und der
Missionar Fellmann von der wesleyanischen Mission.
Von der Polizeitruppe waren mir sechs Mann
mitgegeben. Als Lootse fungirte der Kapitän Macco.
Am 7. Januar, morgens gegen 6 Uhr, gelangten wir
nach ziemlich stürmischer Fahrt zu den
Portland-Inseln.
Der seit etwa drei Wochen dort stationirte
Händler Wohlers kam an Bord, und wir fuhren
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