Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Die Entfernung Gibeon — Keetmanshoop kann mit 
guten Pferden in zwei Tagen zurückgelegt werden. 
Hieraus ergiebt sich, daß die jetzt geschaffene Ver- 
bindung für Keetmanshoop günstiger ist als diejenige 
über Steinkopf. 
Das deutsch-südwestafrikanischportugiesische Grenggebiet. 
III v 
B. Bodenverhältnisse nebst Bewässerung, Be- 
wachsung, Viehzucht. 
Die barometrischen Beobachtungen des Dr. Hart- 
mann ergaben, daß von Höhenunterschieden im 
Ovamboland eigentlich keine Rede sein kann. Von 
Amatoni bis nach dem Kunene hin ist das Land 
eine ausgesprochene mächtige Ebene. Auch während 
meines Rückmarsches von der Erilson-Drift durch den 
westlichen Theil von Unkualusi hatte ich die Empfin- 
dung, daß keine vertikale Gliederung vorhanden ist. 
In guten Regenjahren beginnt der Regen im 
November und endet im März. Die schlimmsten 
Fiebermonate sind der April und Mai. Bei der 
Flachheit des Landes halten sich die Wassermengen 
natürlich monatelang. Fangen sie an, aufzutrocknen, 
so wogt das Wasser von Nord und Süd hin und her. 
Es scheint demnach, als ob zwischen der Etosha und 
dem Kunene eine Bifurkation im größten Stile bestände. 
Fische, welche dem Kunene angehören, werden von den 
Fluthwellen mitgebracht und von den Eingeborenen 
weit südlich dieses Flusses in Reusen gefangen. 
Mit Ausnahme des Roggens gedeihen sämmtliche 
Getreidearten. Soll jedoch das Getreide wirklich 
vorwärts kommen, so genügt nicht die einmalige Be- 
wässerung des Bodens durch den Regen, es muß 
vielmehr während des Winters regelmäßig Wasser 
gegeben werden. Man müßte alsa Stauanlagen 
schaffen, was bei der Flachheit des Bodens eigentlich 
unmöglich erscheint, ganz abgesehen davon, daß es 
fraglich ist, ob der Boden das Wasser nicht durch- 
sickern lassen würde. 
Abhülfe könnte durch Anlage von Pützen ge- 
schaffen werden, und die Bewässerung müßte mit der 
Backispumpe erfolgen. Wasser ist fast überall in nur 
geringer Tiefe vorhanden. Da nun aber das Ovambo- 
land der Boden eines ehemaligen Meeres ist, dessen 
einzige Ueberreste die im Süden liegende Etosha 
sowie andere kleine Salzpfannen sind, so ist das 
Gumdwasser stark salzhaltig und daher zur Bewässe- 
rung ungeeignet. Es muß daher von Getreide-, Ta- 
bak= und Baumwollenbau im großen Stile, trotz der 
Güte des Bodens, abgesehen werden. 
Wir statteten Herrn Missionar Pettinnen in 
Ondonga, welcher eine Webschule errichtet hat, einen 
Besuch ab. Er besipt etwa 60 Baumwollenpflanzen, 
welche künftlich bewässert werden. 
ertrag war wohl 20 kg Wolle. 
“, Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, 
Sein letzter Ernte- 
Angesertigt wurden 
219 
  
davon etwa 90 m Stoff. Der Preis des Meters 
stellt sich unter Berücksichtigung aller Unkosten auf 
30 Mark. Die Mission betreibt die Weberei auch 
nur noch deshalb, um Leute heranzuziehen, welche 
in der Verwendung von Rohstoffen zur Kleider-= 
fabrikation Geschicklichkeit erlangen, da die Kleider- 
frage brennend sein soll. 
Die von den Eingeborenen gebauten Viktualien: 
Kaffernkorn, Hirse und Bohnen, gedeihen immer gut, 
auch ohne Bewässerung. Ich glaube aber kaum, 
daß diese Viktualienarten zur Verpflegung des Weißen 
ständig Verwendung finden können. 
Bessere Wasserverhältnisse finden sich, nach Aus- 
sage des in Namakunde stationirten Missionars Tön- 
nis, im Ukuanjama-Gebiet vor. Er hat während eines 
vierjährigen Aufenthaltes nur eine Brackwasserstelle 
gefunden. Alljährlich kommen vom Kunene unge- 
heure Fluthwellen, welche große Fische mit sich führen. 
bis nach Namakunde und weiter nach Süden. Es 
mag sein, daß die größere Menge des hier in den 
Boden eindringenden Kunene-Wassers einen beschleu- 
nigteren Aussüßungsprozeß bewirkt als in dem 
weiter südlich liegenden Gebiete. 
Auch das Gras des Ovambolandes entspricht 
nicht den Anforderungen, die der Farmer des Schutz- 
gebietes zu stellen gewöhnt ist. Wir finden weder 
das feine Toagras des Namalandes, noch das 
blätterige Kräußelgras des Damaralandes. Wir haben 
es hier in diesem Flachland ausschließlich mit Vley- 
gras zu thun, das zwar sehr reichlich wächst, dafür 
aber für Thiere, welche es nicht gewöhnt sind, sehr 
wenig nahrhaft ist. Erst jenseits des Kunene, nörd- 
lich von Humbe, finden wir gutes Futtergras wieder. 
An Bäumen und Büschen ist das Ovamboland 
sehr reich. Von Amutoni ab haben wir einen dichten 
Buschwald zu durchschreiten, welcher erst eine Tage- 
reise vor Nechales Werft der mit einzelnen Bäumen 
und Palmengruppen bestandenen Grassavanne Platz 
macht. Dank dem Unmstande, daß dieser Despot 
Nechale die Nutznleßung der Palmen vertheilt hat 
und ohne seine Erlaubniß keine geschlagen werden 
darf, finden wir hier einen Palmenreichthum, der 
mit demjenigen des westlichen Ondonga, Unkuanjama, 
Unkualusi und der Provinz Angola, soweit wie ich 
sie gesehen habe, nicht zu vergleichen ist. Im nörd- 
lichen Ondonga beginnt sodann der Tsaura-Heip auf- 
zutreten. Wir finden ihn als immergrünen, hoch- 
stämmigen Baum zu Wäldern vereint, bis nach Angola 
hinein. Auf meinem Rückweg sah ich ihn auch in 
Unkualusi und gebüschartig auftretend in dem schon 
steriler werdenden östlichen Theil des Kaokofeldes. 
Zu erwähnen sind ferner die zahlreich auftretenden 
Fruchtbäume. Vor der Werft Ujulus befindet sich 
ein wilder Feigenbaum, dessen Krone 100 Schritt 
im Durchmesser hat. 
Ueber die Viehzucht nur soviel, daß Großvieh 
gedeiht, Kleinvieh in Ermangelung von Futterbüschen 
ausgeschlossen ist. Die Pferde haben außerordentlich 
S. 177 u. 196. i unter der Sterbe zu leiden, welche unberechenbar sein 
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