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bietet, anscheinend anerkannt haben. Wer die
früheren Verhältnisse zu Anfang der deutschen
Herrschaft aus persönlicher Anfchauung kennt, wird
diesen Fortschritt zu würdigen wissen. Dieser Um-
schwung der Verhältnisse ist nicht zum wenigsten
der erzieherischen Wirkung der Einführung von
Steuern zu danken. Um solche aufzubringen, muß
der Eingeborene arbeiten. Das macht ihn willfährig.
Die Steuerpflicht hat noch einen weiteren mora-
lischen Effekt: Wer die Macht hat, dem Andern
„hongo“ aufzuerlegen, ist anerkannter Herr über
ihn. Das ist die eigene Anschauung der Ein-
geborenen.
TNMogp.
Leber Pferde= und Kindvieh zucht in Togo
berichtet Regierungsarzt Dr. Schilling auf Grund
von Beobachtungen, die er auf einer Expedition in
das Innere des Schutzgebietes gemacht hat, wie folgt:
Im Sobkodé= und Basaribezirk trifft man in der
Nähe größerer Ortschaften, auf freiem Felde weidend,
kleine Trupps von etwa sechs Pferden mit einigen
Fohlen. Diese Thiere stellen den einheimischen Pferde-
schlag dar. Es sind Thiere von 1 m bis 1,15 m
Schulterhöhe, sehen unansehnlich aus und sind auch
oft schlecht gebaut. Woher dieser Pferdeschlag ur-
sprünglich stammt, dürfte sich heute wohl nicht mehr
entscheiden lassen. Die Thiere werden nur zum
Tragen von Lasten gebraucht, können ober mit dem
billigeren, anspruchsloseren und wohl gleich leistungs-
fähigen Esel kaum konkurriren.
Im Besitz von Europäern und vermögenden Ein-
geborenen findet man außerdem Pferde verschiedenster
Abstammung. Die Landschaften Gurma, Molhi,
Borgu, Saberma 2c., sämmtlich im Norden bezw.
Nordosten und Nordwesten unseres Schutzgebietes
gelegen, liefern ein Pferdematerial, das dem in un-
serem Schutzgebiete gezüchteten bedeutend überlegen
ist. Allein bei der Betrachtung der aus jenen Ge-
bieten eingeführten Pferde gewinnt man doch den
Emdruck, daß auch dort von einer regelrechten, ziel-
bewußten Pferdezucht wohl kaum die Rede sein kann.
Bestimmte Rassen zu unterscheiden, ist sehr schwer,
da die meisten der Pferde durch Kreuzung entstanden
zu sein scheinen. Dic Leistungen einzelner Pferde,
welche im Besitz deutscher Herren sind, stehen denen
guter europäischer Pferde ebenbürtig zur Seite. Die
Einfuhr solcher Pferde war fsrüher reichlicher. Jetzt
ist der Mangel an guten, leistungsfähigen Pferden
sehr fühlbar, und das Angebot genügt kaum, um den
dringendsten Bedarf zu decken. Es werden vorwie-
gend Hengste eingeführt, Stuten besseren Schlages
habe ich nur auf der Station Basari gesehen.
Was das Verständniß für das Pferd als solches
anlangt, so scheint mir dasselbe bei den Eingeborenen
nur ziemlich gering entwickelt zu sein, wie ich aus
der grausamen Behandlung kranker, wundgedrückter
oder schwächlicher Pferde entnehmen konnte. Schon
allein die üblichen Sättel wie die Gebisse beweisen,
daß die Eingeborenen für Bau und Gangart des
Pferdes kein Verständniß haben. Eine eigentliche
Pflege des Pferdes existirt bei den Schwarzen wohl
nur in sehr geringem Maße. Die Pferde der Ein-
geborenen suchen sich ihr Futter selbst, und da die
Thiere frei weiden, so ist eine Kontrolle der Zucht
nicht möglich.
In früherer Zeit, als die einzelnen Stämme
noch von Sklaven= und Viehraub lebten, spielte ohne
Zweisel das Pferd eine bedeutende Rolle. Ein
schönes Pferd soll gegen zwei Sklaven eingetauscht
worden sein. Jetzt, da solche Räubereien nicht mehr
möglich sind, ist mit der Macht der Könige auch das
Reiterwesen gesunken. Trotzdem ist bei den bedeu-
tenderen Männern aus der Umgebung der Könige
noch ein lebhafter Sinn für das Reiten als Sport
zu spüren, und die kleinen Schaustellungen, wie ich
sie in Basari sah, bewiesen dies unverkennbar. Leider
trat dabei aber auch wieder die natürliche Rohheit
und das mangelnde Empfinden für das Wesen des
Pferdes als Nutzthier hervor. Das Pferd ist eben
ein Theil der Attribute eines Großen, mit dem er
prunken will, und wie mir die Stationsleiter ver-
sichern, sind diese Großen gern bereit, geradezu
Phantasiepreise für schöne und leistungsfähige Pferde
zu bezahlen. —
Auf die Verwendung der Pferde als Lastthiere
ist schon oben hingewiesen worden. Der Gebrauch
von Wagen ist unbelannt, ihre Einführung wird das
ganze Gepräge des Handels von Grund aus ver—
ändern. «
An Pferdekrankheiten kommt für die Stationen
Misahöhe und Atalpame wohl fast ausschließlich die
Surra in Betracht. Auch in Basari und Mungu
spielt dieselbe die wichtigste Rolle.
Durch das ganze Schutzgebiet scheint sich eine
Hauptrindviehrasse zu verbreiten, die ich der Kürze
halber als Typus A bezeichnen möchte. Die Grund-
form ist ein Rind von nur 1 bis 1,10 m Schulter-
höhe; die Beine sind kräftig, der Körper gut pro-
portionirt, doch bleiben auch gute Thiere immer
unansehnlich. Die Kühe sind meist mager, das Euter
ist nur ganz gering entwickelt. Auch die Stiere sind
meist schmächtig, doch kommen auch Stücke vor, die
z. B. zum Zug vorzüglich geeignet sind. Die Farbe
dieses Schlages ist schwarz, mit mehr oder weniger
großen weißen Flecken, bei manchen Thieren mehr
schwarzbraun. Die schwarze oder schwarzwerße Farbe
möchte ich für den Schlag 4 als charaktersstisch be-
zeichnen, denn ich kann mich nicht an ein Rind mit
bunter Decke erinnern, das dem reinen Typus A
entsprochen hätte.
Woher diese Thiere ursprünglich stammen, habe
ich nicht erfahren können.
Der Typus A bildet entschieden den Hauptbestand
der von mir durchzogenen Gebiete. Nach einer rohen