Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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bietet, anscheinend anerkannt haben. Wer die 
früheren Verhältnisse zu Anfang der deutschen 
Herrschaft aus persönlicher Anfchauung kennt, wird 
diesen Fortschritt zu würdigen wissen. Dieser Um- 
schwung der Verhältnisse ist nicht zum wenigsten 
der erzieherischen Wirkung der Einführung von 
Steuern zu danken. Um solche aufzubringen, muß 
der Eingeborene arbeiten. Das macht ihn willfährig. 
Die Steuerpflicht hat noch einen weiteren mora- 
lischen Effekt: Wer die Macht hat, dem Andern 
„hongo“ aufzuerlegen, ist anerkannter Herr über 
ihn. Das ist die eigene Anschauung der Ein- 
geborenen. 
TNMogp. 
Leber Pferde= und Kindvieh zucht in Togo 
berichtet Regierungsarzt Dr. Schilling auf Grund 
von Beobachtungen, die er auf einer Expedition in 
das Innere des Schutzgebietes gemacht hat, wie folgt: 
Im Sobkodé= und Basaribezirk trifft man in der 
Nähe größerer Ortschaften, auf freiem Felde weidend, 
kleine Trupps von etwa sechs Pferden mit einigen 
Fohlen. Diese Thiere stellen den einheimischen Pferde- 
schlag dar. Es sind Thiere von 1 m bis 1,15 m 
Schulterhöhe, sehen unansehnlich aus und sind auch 
oft schlecht gebaut. Woher dieser Pferdeschlag ur- 
sprünglich stammt, dürfte sich heute wohl nicht mehr 
entscheiden lassen. Die Thiere werden nur zum 
Tragen von Lasten gebraucht, können ober mit dem 
billigeren, anspruchsloseren und wohl gleich leistungs- 
fähigen Esel kaum konkurriren. 
Im Besitz von Europäern und vermögenden Ein- 
geborenen findet man außerdem Pferde verschiedenster 
Abstammung. Die Landschaften Gurma, Molhi, 
Borgu, Saberma 2c., sämmtlich im Norden bezw. 
Nordosten und Nordwesten unseres Schutzgebietes 
gelegen, liefern ein Pferdematerial, das dem in un- 
serem Schutzgebiete gezüchteten bedeutend überlegen 
ist. Allein bei der Betrachtung der aus jenen Ge- 
bieten eingeführten Pferde gewinnt man doch den 
Emdruck, daß auch dort von einer regelrechten, ziel- 
bewußten Pferdezucht wohl kaum die Rede sein kann. 
Bestimmte Rassen zu unterscheiden, ist sehr schwer, 
da die meisten der Pferde durch Kreuzung entstanden 
zu sein scheinen. Dic Leistungen einzelner Pferde, 
welche im Besitz deutscher Herren sind, stehen denen 
guter europäischer Pferde ebenbürtig zur Seite. Die 
Einfuhr solcher Pferde war fsrüher reichlicher. Jetzt 
ist der Mangel an guten, leistungsfähigen Pferden 
sehr fühlbar, und das Angebot genügt kaum, um den 
dringendsten Bedarf zu decken. Es werden vorwie- 
gend Hengste eingeführt, Stuten besseren Schlages 
habe ich nur auf der Station Basari gesehen. 
Was das Verständniß für das Pferd als solches 
anlangt, so scheint mir dasselbe bei den Eingeborenen 
nur ziemlich gering entwickelt zu sein, wie ich aus 
  
der grausamen Behandlung kranker, wundgedrückter 
oder schwächlicher Pferde entnehmen konnte. Schon 
allein die üblichen Sättel wie die Gebisse beweisen, 
daß die Eingeborenen für Bau und Gangart des 
Pferdes kein Verständniß haben. Eine eigentliche 
Pflege des Pferdes existirt bei den Schwarzen wohl 
nur in sehr geringem Maße. Die Pferde der Ein- 
geborenen suchen sich ihr Futter selbst, und da die 
Thiere frei weiden, so ist eine Kontrolle der Zucht 
nicht möglich. 
In früherer Zeit, als die einzelnen Stämme 
noch von Sklaven= und Viehraub lebten, spielte ohne 
Zweisel das Pferd eine bedeutende Rolle. Ein 
schönes Pferd soll gegen zwei Sklaven eingetauscht 
worden sein. Jetzt, da solche Räubereien nicht mehr 
möglich sind, ist mit der Macht der Könige auch das 
Reiterwesen gesunken. Trotzdem ist bei den bedeu- 
tenderen Männern aus der Umgebung der Könige 
noch ein lebhafter Sinn für das Reiten als Sport 
zu spüren, und die kleinen Schaustellungen, wie ich 
sie in Basari sah, bewiesen dies unverkennbar. Leider 
trat dabei aber auch wieder die natürliche Rohheit 
und das mangelnde Empfinden für das Wesen des 
Pferdes als Nutzthier hervor. Das Pferd ist eben 
ein Theil der Attribute eines Großen, mit dem er 
prunken will, und wie mir die Stationsleiter ver- 
sichern, sind diese Großen gern bereit, geradezu 
Phantasiepreise für schöne und leistungsfähige Pferde 
zu bezahlen. — 
Auf die Verwendung der Pferde als Lastthiere 
ist schon oben hingewiesen worden. Der Gebrauch 
von Wagen ist unbelannt, ihre Einführung wird das 
ganze Gepräge des Handels von Grund aus ver— 
ändern. « 
An Pferdekrankheiten kommt für die Stationen 
Misahöhe und Atalpame wohl fast ausschließlich die 
Surra in Betracht. Auch in Basari und Mungu 
spielt dieselbe die wichtigste Rolle. 
Durch das ganze Schutzgebiet scheint sich eine 
Hauptrindviehrasse zu verbreiten, die ich der Kürze 
halber als Typus A bezeichnen möchte. Die Grund- 
form ist ein Rind von nur 1 bis 1,10 m Schulter- 
höhe; die Beine sind kräftig, der Körper gut pro- 
portionirt, doch bleiben auch gute Thiere immer 
unansehnlich. Die Kühe sind meist mager, das Euter 
ist nur ganz gering entwickelt. Auch die Stiere sind 
meist schmächtig, doch kommen auch Stücke vor, die 
z. B. zum Zug vorzüglich geeignet sind. Die Farbe 
dieses Schlages ist schwarz, mit mehr oder weniger 
großen weißen Flecken, bei manchen Thieren mehr 
schwarzbraun. Die schwarze oder schwarzwerße Farbe 
möchte ich für den Schlag 4 als charaktersstisch be- 
zeichnen, denn ich kann mich nicht an ein Rind mit 
bunter Decke erinnern, das dem reinen Typus A 
entsprochen hätte. 
Woher diese Thiere ursprünglich stammen, habe 
ich nicht erfahren können. 
Der Typus A bildet entschieden den Hauptbestand 
der von mir durchzogenen Gebiete. Nach einer rohen
	        
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