Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

— 260 — 
Schätzung gehören von dem Rindviehbestande des 
Gebietes 80 pCt. dem Typus A. 5 PCt. ein- 
geführten Rindern und 15 péCt. Kreuzungen aus 
beiden an. Im Atakpamebezirk ist so gut wie aus- 
nahmslos der Typus A vertreten. Das sogenannte 
Konkomba-Rind ist meines Erachtens keine eigene 
Rasse, sondern eine nur unwesentlich größere Varietät 
des Typus A. 
Die ersten Exemplare von Rindvieh, welches aus 
dem Basarigebiete stammte, sah ich in Atakpame. 
Obwohl die beiden Thiere krank waren, so war ich 
doch erstaunt und freudig überrascht über die Größe 
und Schönheit dieses Schlages. Später habe ich 
Gelegenheit gehabt, einige Heerden, die zum großen 
Theil aus eingeführtem Vieh bestanden, zu sehen. 
Die besten Exemplare aus diesen Heerden geben selbst 
guten Stücken aus europäischen Zuchten nichts nach. 
Die Thiere stammen aus dem Norden und Nordosten, 
doch ist die Heimath der einzelnen Typen nicht mehr 
zu ermitteln. 
Mit einiger Sicherheit sind aus dem Gewirre 
der Kreuzungen drei Typen herauszuheben: 
1. Das große, sogenannte Tschautscho-Rind. 
Dasselbe hat bis zu 1 m 35 cm Schulterhöhe; an 
Fellen konnte ich die Länge vom Ansatz der Hörner 
bis zur Schwanzwurzel gleich 2 m messen. Die 
Beine sind hoch und schlank, das Euter ist im Ver- 
hältniß zu dem der einheimischen Rinder groß; vor 
Allem aber fällt der schöne Kopf mit schmalem 
Nasenrücken und breiter Stirn, feiner Schnauze, 
großen und schön gestellten Augen auf. Die Hörner 
sind entweder lang, schlank und fein ausgezogen oder 
stark, kurz zugespitzt und gerade. Ob sich auf diese 
Merkmale noch feinere Rassenunterschiede aufbauen 
lassen, möchte ich hier nicht entscheiden. Doch steht 
es fest, daß dieses Rind das werthvollste Element 
des Viehstandes unserer Kolonie darstellt. 
2. Weniger schön proportionirt, doch ohne Zweifel 
von gleich guter Qualität ist ein Buckelrind, an Größe 
dem Tschautscho-Rind nichts nachgebend. Außer dem 
Fettbuckel zeigt dasselbe ähnliche Formen wie das 
indische Zebu, den aufwärts gerichteten Hals, den 
spitzen Ansatzwinkel des Kopfes, schwache Entwickelung 
der Hörner, tiefstehende, hängende Ohren 2c. 
Wenn die Hebung der Rindviehzucht in Angriff 
genommen werden soll, so sind es diese beiden Rassen, 
welche allein in Frage kommen können. Sie sind 
dazu bestimmt, die kleine Rasse (Typus A.) langsom 
zu verdrängen und zu ersetzen. 
3. Dem letzteren Schlage ähnlich ist ein kleines 
Buckelrind, von der Größe des Typus A., doch ohne 
Zweifel einer eigenen Rasse angehörig. 
Diese drei Rassen möchte ich mit Bestimmtheit 
auseinanderhalten. Daß sich in den zusammenge- 
würfelten Heerden der Umgegend von Basari noch 
einzelne Exemplare anderer Rassen finden, will ich 
nicht bestreiten, doch sind die geschilderten die 
wichtigsten. (Schluß folgt.) 
  
Deulsch- Südwestafrika. 
Eisenbahn Swalopmund — Windhoel. 
Nach dem Thätigkeitsbericht des Eisenbahn- 
kommandos vom 25. April 1902. 
Die Unterbauarbeiten waren Anfang April d. Js. 
bis auf Kilometer 360 vorgeschritten, so daß die 
Fertigstellung des ganzen Bahnkörpers Anfang Juli 
mit Sicherheit zu erwarten stieht. 
Die 306 m lange Pfahljochbrücke über den 
Okahandjarivier und die aus neun gemauerten 
Spannungen zu 20 m Länge bestehende Swakop- 
brücke sind mit Aufbringung des eisernen Ueberbaues 
betriebfähig geworden. 
Die Gleisebauspitze hat Kilometer 340 erreicht. 
Auf der Strecke Swakopmund —Windhoek sind 
durchschnittlich täglich mit 13 bis 14 Wagen Frachten 
von 65 000 bis 70 000 kg befördert worden. 
Da keine Erschwerung des Betriebes durch 
Wassermangel eintrat, so funktionirte der Betrieb im 
letzten Vierteljahre recht gut, zumal auch trotz der 
erhöhten Ansprüche — um den Nachschub der Bau- 
materialiten zu befördern, mußten im März des 
öftern drei Züge täglich von Swakopmund nach 
Jakalswater abgehen — stets die erforderlichen Ma- 
schinen gestellt werden konnten. Am Schluß des 
Vierteljahres waren von 59 Einzelmaschinen 44 be- 
triebsfähig, eine Leistung, die bisher noch nicht erreicht 
worden ist. 
Die Ausbildung der Eingeborenen in dem Werk- 
stattsdienst macht gute Fortschritte, einzelne derselben 
konnten sogar zur Ausführung von Wagen= und 
Tenderreparaturen mit herangezogen werden und 
leisteten hier recht gute Hülse. Der Versuch, Ein- 
geborene als Heizer heranzubilden, wird fortgesetzt, 
und es ist anzunehmen, daß Eingeborene späterhin 
als Hülfsheizer Verwendung finden können. 
Die Wasserversorgung war während des ver- 
flossenen Vierteljahrs infolge der starken Nieder- 
schläge verhältnißmäßig günstig. Auf der Strecke 
Karibib—Okahandja waren die niedergegangenen 
Regenmengen so erheblich, daß angenommen werden 
kann, daß das Wasser auch in der trockenen Periode 
hinreichen wird, während auf der Strecke Swakop- 
mund —Karibib stärkere Regenfälle nur strichweise 
aufstraten, so daß hier später Erschwernisse in der 
Wasserversorgung zu befürchten stehen. Namentlich 
ist dies bei Jakalswater der Fall, wo sich die Weiter- 
vertiefung der Brunnen als aussichtslos erwiesen hat 
und eine gesicherte Wasserversorgung nur durch Ver- 
bindung dieser Station mit dem Swakop durch ein 
Wassergleis erzielt werden kann. Die Brunnen- 
sprengarbeiten sind im Wesentlichen zum Abschluß 
gelangt, und es finden nur noch Versuche statt, um 
die Brunnen wasserergiebiger zu machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.