Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Größe haben. Es ist wichtig, daß die Pflanzen 
gleichmäßig groß sind, und möglichst viele sollten 
beim ersten Auspflanzen gepflanzt werden, so daß 
das Köpfen, Ausschneiden und Abschneiden möglichst 
gleichmäßig geschehen kann. Bepflanzt man sein Feld 
innerhalb weniger Tage, so entwickeln sich die Pflanzen 
gleichmäßig und die späteren Operationen, wie Köpfen, 
Ausschneiden rc., würden gleichfalls nur in wenigen 
Tagen zu bewerkstelligen sein. 
Wenn der Samen gesäet ist, muß er mit der 
unteren Seite eines Spatens oder einem anderen 
passenden Geräth (Klopfbrett) angedrückt werden, 
dann muß das Beet mit einer Gießkanne mit feiner 
Brause gut begossen und leicht mit Stroh bedeckt 
werden. Das Saatbeet wird in erster Zeit nicht 
viel Aufmerksamkeit erfordern, wenn das Wetter 
milde bleibt; sollte jedoch die Gefahr von Nacht- 
frösten vorliegen, so wird noch eine Lage von Binsen 
nöthig und auf diese eine Lage Stroh, 5 bis 10 cm 
dick, je nach dem Grade des Frostes. Das Stroh 
wird morgens weggenommen und abends wieder 
aufgelegt, und wenn die Nächte milde sind, kann es 
ganz entfernt werden. Die Pflanzen müssen immer 
genügend Feuchtigkeit haben und so oft wie nöthig 
mit der Gießkanne mit Brause begossen werden. 
Unkraut muß mit äußerster Sorgfalt entfernt und 
dabei beachtet werden, daß die zarten Wurzeln der 
jungen Pflanzen nicht der Sonne und der Luft aus- 
gesetzt werden. Diejenigen, welche Mistbeete haben, 
können die Pflanzen mit viel weniger Mühe ziehen, 
sie können später säen und Pflanzen früher und mit 
größerer Sicherheit bekommen. Die Zeit, welche für 
die jungen Pflanzen, bis sie zum Auspflanzen groß 
genug find, erforderlich ist, ist etwa vier Monate in 
gewöhnlichen Beeten und drei Monate in Treib- 
beeten; das Auspflanzen kann stattfinden, sobald jede 
Frostgefahr vorüber ist. Der Boden muß zwei= oder 
dreimal alle sechs bis acht Wochen 20 bis 30 cm 
tief gepflügt und nach dem Pflügen jedesmal ordent- 
lich geeggt werden. Der passendste Dünger für 
Tabak ist Ochsenmist; Pferde= und Schafmist rufen 
ein zu üppiges Wachsthum hervor wegen ihrer Wärme 
und ihres reichen Stickstoffgehalts, und liefern einen 
schlecht brennenden und riechenden Tabak. Grün- 
düngung besteht darin, daß gewisse Gewächse auf 
dem Tabakfeld gepflanzt werden, welche dann kurz 
vor Auspflanzen der Tabakpflanzen eingepflügt werden. 
Der Hauptvortheil dieser Bestellung ist der, daß das 
Gewächs die der Güte des Tabaks schädlichen Boden- 
bestandtheile entfernt. Die Gründüngung wird zersetzt 
und bildet eine für die Tabakpflanze sehr geeignete 
Nahrung. Die hauptsächlichsten Pflanzen zur Grün- 
düngung sind: Lupinen (Lupinus Albus), Spergel 
(Spergula Arvensis), Wicken (Vicia Sativa) und 
verschiedene Getreidearten. Der Samen sollte nach 
dem zweiten Pflügen, etwa 8 bis 10 Wochen, ehe 
die Tabakpflanzen gepflanzt werden sollen, gesät 
werden. Da der Zweck der Gründüngung ist, mög- 
lichst viel organische Substanz herzustellen, sollte der 
  
Samen dick gesäet werden. Der Gründünger wird, 
kurz bevor die Blüthen kommen, eingepflügt, und die 
Tabakpflanzen werden unmittelbar nachher gepflanzt. 
Da der Tabak den Boden sehr stark erschöpft, 
ist es rathsam, auf für Tabak bestimmten Feldern 
Fruchtfolge (Wechselkultur) zu betreiben. In Reihen= 
folge sind zu empfehlen: für das erste Jahr Weizen, 
für das zweite Jahr Kartoffeln (muß gedüngt werden), 
für das dritte Jahr Gründüngung zum Einpflügen 
und unmittelbar danach Tabak. 
Sobald die Pflänzlinge die Größe von Kohl- 
pflänzlingen haben, D. h. vier Blätter haben und 
etwa 10 bis 12 cm hoch sind, sind sie zum Aus- 
pflanzen geeignet. Das Erste, was zu thun ist, ist 
das Ziehen von Gräben durch das Feld, gleichmäßig 
voneinander entfernt und tief genug, um Wasser zu 
führen. Dann wird genügend Wasser in die Gräben 
geleitet, um den Boden 45 bis 60 cm tief zu durch- 
tränken. Ein starker Strick wird über das Ackerfeld 
gezogen, und die Pflanzen werden in regelmößigen 
Entfernungen, durch Knoten oder Zeichen auf dem 
Strick bezeichnet, gepflanzt. Die Entfernung zwischen 
den Reihen und zwischen den Pflanzen hängt von 
dem von der ausgewachsenen Pflanze eingenommenen 
Raum ab; sie schwankt je nach der Tabaksorte von 
45 bis 75 cm zwischen den Pflanzen und von 60 
bis 90 cm zwischen den Reihen. Je näher die 
Pflanzen zusammenstehen, desto dünner und seiner 
werden die Blätter sein; aber die ausgewachsenen 
Pflanzen sollen einander nicht berühren, und genügend 
Raum muß bleiben, daß ein Mann zur Bearbeitung 
des Bodens durchgehen kann. Wolkige Tage sind 
zum Auspflanzen die besten. Wenn das Wetter 
günstig ist, darf der Pflanzer keine Zeit verlieren, 
sondern er muß sofort mit allen Arbeitskräften an 
die Arbeit gehen. Das Saatbeet wird gut begossen, 
so daß die Wurzeln weder der auszuhebenden noch 
die der verbleibenden Pflanzen gestört werden. Die 
Pflanzen werden in kleine Bündel zusammengethan 
und in feuchte Tücher eingewickelt, damit die Wurzeln 
nicht trocken werden, und so auf den Acker gebracht. 
Sie werden sofort in die kleinen Löcher, welche mit 
der Hand oder einem Spatel gemacht werden, gesetzt, 
und die Erde wird fest um die Pflanze gedrückt, so 
daß kein hohler Raum um die Wurzeln verbleibt. 
Wenn das Auspflanzen an einem sonnigen Tage 
geschehen muß, sollten die Pflanzen erst gegen Abend 
gepflanzt werden und sind sofort mit trockenen 
Blättern oder Stroh zu bedecken. Nach dem Aus- 
pflanzen muß Sorge getragen werden, daß die 
Pflanzen, bis sie festgewurzelt sind, nicht durch Dürre 
leiden. Todte oder schwache Pflanzen müssen entfernt 
und durch gesunde Pflanzen ersetzt werden. Da 
Tabakraupen r2c. die Pflanzen sehr schädigen, muß 
das Ackerfeld jeden Morgen durchgesehen werden. 
Die Stellen, wo die Raupen gewesen sind, find durch 
zerstörte Pflanzen bemerkbar. Wenn man vorsichtig 
mit dem Finger nachgräbt, so wird man die Raupe 
finden. Die Ernte kann nur durch fleißiges Ab-
	        
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