Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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suchen aller Raupen gerettet werden. Morgens ist 
die beste Zeit, die Raupen zu finden, da sie dann 
nahe an der Oberfläche sind; später verziehen sie 
sich weiter nach unten und kommen bei Sonnen- 
untergang wieder herauf, da sie während der Nacht 
und morgens früh thätig sind. Eine Heerde Trut- 
hühner kann auf dem Ackerfeld sehr nützlich sein. 
Wenn die Pflanze zu wachsen anfängt, muß die Erde 
um den Stamm mit einer Hacke gelockert und die 
Wasserleitung muß zwischen die Reihen gelenkt werden. 
Das Behacken muß geschehen, sobald die Erde hart 
wird und Unkraut erscheint, da die Erfahrung lehrt, 
daß nur offene und unkrautfreie Erde eine gute 
Entwickelung der Pflanze sichert. Wenn zum zweiten 
und zum dritten Male gehackt wird, muß die Erde 
um die Pflanzen ausgeworfen werden, theils um sie 
gegen Stürme zu schützen, damit ihnen ein festerer 
Halt gegeben wird, und theils, um die untere Erde 
feucht zu halten. 
Deuisch-Meu-Guinea. 
Ueber einen Besuch der Palan--Inseln 
berichtet der Bezirksamtmann Senfft zu Yap unter 
dem 24. Dezember 1901, wie folgt: 
Bei einem früheren Besuch der Palau-Inseln 
mit dem Regierungsdampfer „Stephan“ im Fe- 
bruar d. Is. hatte ich den seit 43 Jahren in den 
Palau wohnenden James Gibbon, einen 73 jährigen, 
aber äußerst rüstigen und gebildeten Neger aus 
Westindien, der seines lauteren Charakters wegen 
dort in hohem Ansehen steht, als Polizeiaufseher 
eingesetzt. Da dieser in seinen Berichten dringend 
um meinen erneuten Besuch der Gruppe gebeten hatte, 
schiffte ich mich am 27. November auf einem japa- 
nischen Schuner mit zwölf Polizeisoldaten ein und 
erreichte, vom besten Winde begünstigt, die Palau- 
gruppe am 30. desselben Monats. 
In einem Eingeborenenhaus der Insel Malakal 
quartierte ich mich mit meinen Leuten ein und 
erledigte in den ersten Tagen eine Anzahl Ver- 
waltungsangelegenheiten. Am 4. Dezember wurde 
eine Häuptlingsversammlung abgehalten, die auch von 
allen Eingeladenen besucht wurde. 
Ich bestimmte, daß gewisse Strafdelikte von dem 
Polizeibeamten unter Mitwirkung zweier achtbarer 
Insulaner abgeurtheilt werden sollten, und daß auf 
Palangeld und Zwangsarbeit erkannt werden könne; 
letztere sollte unter Verantwortlichkeit des zuständigen 
Häuptlings durch Klären von Busch und Pflanzen 
von Kokospalmen, Kakao, Kaffee und anderen Frucht- 
bäumen geleistet werden. Entscheidungen in ver- 
mögensrechtlichen Angelegenheiten sollten von denselben 
Personen, aber nur auf Antrag eines Betheiligten, 
gefällt werden. Die eingehenden Strafgelder werden 
zunächst für die Verwaltung der Gruppe verwandt. 
Der Grund für die spärliche Produktion der 
  
Gruppe, die weit fruchtbarer ist als Yap, liegt in 
dem eingewurzelten Uebelstand, daß der Reiche den 
Armen ausplündern kann. In den Palau herrscht 
die ausgeprägteste Plutokratie. Ueberall erhielt ich 
von dem gewöhnlichen Mann auf meine diesbezügliche 
Frage die Antwort: „Warum soll ich denn mehr 
pflanzen oder sischen? Wenn ich mehr gewinne, als 
ich brauche, nimmt es mir der Mächtigere ab.“ 
Ich verkündete daher in der Versammlung, daß 
sortab Niemand Geld= oder Naturalleistungen von 
einem Anderen ohne Gegenleistungen verlangen dürse. 
Die großen Einfluß ausübenden Wahrsager 
(Kalith) warnte ich unter Androhung der Ver- 
bannung, gegen die Verwaltung zu wirken. Die 
Kalith erpressen viel Geld von den Abergläubischen, 
sie wohnen vielfach einsam auf den Bergesgipfeln im 
Innern und umgeben sich mit allerlei geheimniß- 
vollem Tand. Ich marschirte dorthin, traf aber 
keinen an. Dagegen erwarb ich bei dieser Gelegenheit 
ein großes Kalithhaus, ließ es abbrechen und nahm 
es mit nach Yap, von wo ich es dem Museum 
übersenden werde. 
Die ungehorsamen Häuptlinge wurden bestraft 
und erlegten sofort die Strasen. 
Die von einander unabhängigen Landschaften 
wurden festgestellt, und ihren Oberhäuptern Sitz und 
Stimme in den Versammlungen gewährt. 
Die Autorität der Oberhäupter ist eine sehr 
mangelhafte, jedenfalls infolge ihrer oben angegebenen 
Aufführung. So konnte es der Häuptling von 
Pililiu nicht durchsetzen, mir einen Mann für den 
Polizeitrupp zu stellen, dagegen gelang das dann 
einem schon über Jahresfrist dienenden Polizei- 
soldaten von derselben Insel, den ich zu diesem 
Zweck nach Pililiu gesandt hatte, ohne erhebliche 
Schwierigkeiten. Das Oberhaupt von Mologejok 
erklärte bei meiner Anwesenheit, er würde seinen 
Leuten mit Niederlegung von Rang und Titel 
drohen, wenn sie die Stellung eines Soldaten ver- 
weigerten. 
Schließlich bekam ich alle verlangten Leute, 
meistens Söhne oder nahe Verwandte der Ober- 
häupter, die hier im kleinen Polizei= und Verwaltungs- 
dienst ausgebildet und später in den Palau von 
großem Vortheil sein werden. 
Ich verkündete, daß den Häuptlingen nunmehr 
alle Ungerechtigkeiten gegen die armen Leute strengstens 
untersagt seien, daß aber nunmehr der gewöhnliche 
Mann seinem Häuptling wieder Gehorsam zu zollen 
habe, bei Vermeidung von Zwangsmaßregeln der 
Verwaltung. 
Nach Schluß der Versammlung ließ ich die 
üblichen kleinen Geschenke vertheilen. 
Die Zeit vom 5. bis 8. Dezember widmete ich 
einer Untersuchung der großen Insel Babeltaop. 
Das günstige Urtheil, das ich über sie gehört, kann 
ich nicht theilen. Es finden sich an einzelnen Küsten- 
strichen und in Thälern recht fruchtbare Strecken 
mit üppigem Pflanzenwuchs, aber das Innere ist im
	        
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