Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

die letzte Faktorei, der Firma Hasenkamp gehörig; 
doch gehen die Händler auf der Suche nach Kaut- 
schuk noch einige Tage weiter östlich und südlich 
vor. Der ganze Handel des Gebiets bis zum Djah 
und noch diesen ein Stück hinab, etwa bis zum 
14. Grad, geht jetzt allein nach West und Nordwest 
zu den Mwai und Bulu; daß er nicht unbeträchtlich 
ist, zeigen die überall reichlich vorhandenen und stark 
begehrten Stoffe, die wirklich massenhaft vorhan- 
denen Gewehre — selbst halbwüchsige Jungen 
führen ein solches —, die Mengen von Puloer, 
Haumessern, Messingdraht, die überall zu sehen, 
das Verlangen nach Pomaden, Oelen, Streichhölzern, 
Scheeren, Spiegeln, Hüten r2c. r., die die Einge- 
borenen kennen und zu gebrauchen sich gewöhnt haben. 
Auch kommt ein beträchtlicher Theil des Kautschuks 
und besonders des Elfenbeins aus dem Bulugebiet 
viel weiter östlich von den Fang und Asem her, 
denn noch in Mbalam am 4. Januar 1902, etwa 
13° 35“ öfstl. Gr., fand ich Kautschuk und Elfen- 
bein einkaufende Bulu, und die Leute gehen von da 
bis Ngapmakong im Banegebiet; auch war der eine 
Häuptling von Usulfabot am 18. Januar 1902, 
dicht am 14. Grad, auf einer Geschäftsreise ab- 
wesend, um im Bulugebiet Elfenbein zu verkaufen. 
Vielleicht gelingt es der jetzt den Djah hinauf nach 
Mkul, das etwa 2 bis 3 Tage stromauf von 
Mbalam liegen soll, vorgehenden Gesellschaft Süd- 
kamerun, dort den Handel an sich zu ziehen. 
Vom 14. bis 16. Dezember berührte ich Bulu- 
gebiet; doch unterscheidet sich die Bevölkerung, 
ebenso wie die darauf bis Anfang Januar 1902 
folgenden Fang, nur durch ihr selbstbewußteres 
Auftreten und ständiges Gewehrführen von den 
Mwai und Ntum. Hier wurde sehr häufig und 
billig Elfenbein zum Kauf angeboten, und in den 
meisten Dörfern war frisches Elephantenfleisch vor- 
handen; in einem Dorfe Mbam hatten sie am Tage 
vor meiner Ankunft gerade zwei Stück geschossen, 
und Alles schwelgte in Fleisch. Sie schießen übrigens 
die Elephanten nicht mit der Kugel, sondern mit kurzen, 
kräftigen Speeren aus ihren Vorderladern, und es 
gilt durchaus nicht als etwas Besonderes, einen 
solchen Riesen erlegt zu haben. 
Togo. 
Ueber Pferde· und Rindviebzucht in Togo. 
Der Schluß des vom Regierungsarzt Dr. Schilling 
erstatteten Berichtes*) lautet, wie folgt: 
Handel, Tausch und frühere Raubzüge haben 
nun die Heerden in ganz unentwirrbarer Weise ge- 
mischt. In Basart besteht außerdem die Sitte, daß 
die einzelnen Viehbesitzer ihre Rinder einem Fullani 
übergeben, der dieselben zusammen mit seiner eigenen 
  
*) Vergl. Deutsches Kolonialblatt 1902, S. 259—260. 
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Heerde überwacht. Diese Fullanis gehören einem 
ausgesprochenen Viehzüchterstamme des Nordens an 
und sind aus ihrer Heimath nach dem Basari-, 
zum Theil auch Atakpamegebiete eingewandert oder 
verschlagen worden. Sie haben zwar offenbar ein 
gewisses instinktives Verständniß für Vieh, allein von 
einer rationellen Zucht haben sie keine Ahnung. So 
kommt es, daß in ihren Heerden das bunteste Durch- 
einander von Kreuzungen herrscht, so daß man 
höchstens die drei oben erwähnten Typen mit 
wünschenswerther Sicherheit zu unterscheiden vermag. 
Bisher wurden alte und junge Thiere, Stiere und 
Kühe jeden Alters zusammen auf der Weide ohne 
jede Aufsicht gelassen. Die Folge war, daß die 
jungen Stiere zu früh deckten und junge, kaum zwei- 
jährige Kühe tragend wurden. Die Kälber erreichten 
im günstigsten Falle die Qualität der Eltern, und 
die hohe Sterblichkeit der Kälber an manchen Orten 
hängt gewiß wenigstens theilweise mit diesen Zu- 
ständen zusammen. Die Kastration aus Rücksicht 
auf die Zucht wird so gut wie gar nicht geübt. 
Ställe sind nicht gebräuchlich; die Thiere werden 
während der Nacht angepflöckt oder in einem aus 
Pallisaden gebildeten Pferch gehalten, in dem sie 
manchmal bis über die Knie im Mist versinken, so 
daß sie sich nicht niederlegen können. Die einfache 
Belehrung der Leute, wie sie nach bestem Können 
von den Stationsleitern geübt wird, ist natürlich bei 
den indolenten Negern so gut wie umsonst. Erst 
wenn die Eingeborenen einen beträchtlichen materiellen 
Vortheil wahrnehmen könnten, würden sie vielleicht 
geneigt sein, ihrem Viehbestande größere Aufmerksam- 
keit zu schenken. « 
Denn für den Neger hat das Rind einstweilen 
einen fast problematischen Werth. Die Eingeborenen 
des Atakpamebezirkes essen selbst das Fleisch ihrer 
Rinder nur dann, wenn eines vom Nachbar in dessen 
Feld erschossen wurde. (Es wird dieses alte Recht 
der Selbsthülfe offenbar vom Besitzer des getödteten 
Stückes ruhig anerkannt, denn der letztere holt den 
Kadaver einfach ab und verzehrt ihn.) Nur ziemlich 
selten kommen Händler, die Vieh gegen Waaren 
oder Geld eintauschen. Von Atakpame bis Mangu 
wird ein Rind auf 30 bis 40 Mk. geschätzt. Die 
Milch als Getränk wird nur von den Fullanis ge- 
nossen, und auch bei diesen wird das Melken so 
selten vorgenommen, daß, um einen Trunk Milch zu 
erhalten, 4 bis 5 Kühe angemolken werden müssen. 
Die Verarbeitung der Milch zu Butter und Käse 
ist unbekannt. Das Fett wird vielleicht hier und da 
zum Einsalben des Körpers verwendet; die Be- 
handlung der Felle wird wohl nur von den Haussas 
geübt, welche dieselben — meist aber die billigeren 
Ziegenfelle — zu den bekannten Lederarbeiten ver- 
wenden. Zum Ziehen, zum Gehen im Göpel oder 
ähnlichen Arbeiten werden die Thiere gar nicht an- 
gelernt, höchstens sieht man einen Mann gelegentlich 
auf einem kleinen Rinde ohne Sattel reiten. 
Und doch wäre es gar nicht so schwierig, in
	        
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