zur Macht gelangte, war fast die einzige Beschäfti-
gung der Viehraub. Bewaffnet mit Speer, Schild
und Schwert zogen sie meist mit ihren Nachbarn,
den Waaruscha, zusammen weit umher, nach Osten
hin bis Voi, nach Westen hin bis über Umbugwe
hinaus, um das heißbegehrte Vieh zu rauben. Auch
jetzt haben die Männer noch nicht gelernt, zur Feld-
arbeit zu greifen, die in dem prächtigen Lande reichlich
lohnen würde. Sie liegen oder spazieren umher und
trinken Bier, das hier in gewaltigen Massen gebraut
zu werden scheint, während ihre Weiber die Aecker
bestellen und die Kinder das Vieh weiden. Viele
Weiber scheinen auch hier das Begehren des Mannes
zu sein.“ Die Sprache der Waroa ist Kiroa. Diese
ist von dem den Missionaren bekannten Kimamba
doch recht verschieden, selbst viele der einfachsten
Wörter klingen ganz anders, und es werden wohl
einige Monate vergehen, um die neue Sprache eini-
germaßen zu erlernen.
In „Kreuz und Schwert"“ schreibt Msgr. Allgeyer,
apostol. Vikar von Nord-Sansibar, von einer Rund-
reise in Deutsch-Ostafrika:
Am Rufu erwarteten uns die Christen von Tu-
nunguo, und während ein Herkules mich durch die
Wellen trägt, erheben die Weiber ein Freudengeschrei,
das weithin wiedertönt. Bald erschallen auch Flinten-=
schüsse und einige Minuten später donnert die Kanone
der Mission. Das ganze Land weiß nun: der Bischof
ist da. Noch am nämlichen Tage examinirte ich
65 Konfirmanden. Alle wußten gut ihre Gebete
und den Katechismus, und Alle wurden zu meiner
und ihrer Freude zum Sakrament der Firmung zu-
gelassen. Nachdem brechen wir auf. Hohe Berge
erheben sich vor uns in weitem Umkreis. 30 km
marschiren wir bergauf, bergab, bis zur nächsten
Missionsstation: Matombo. Eine ungeheuere Menge
erwartete mich. O Matombo! Theures Matombo!
Vor drei Jahren noch war da nichts als eine surcht-
bare Wüste, wo die wilden Thiere in Sicherheit
hausten. Heute bist du die Perle meines Vikariats!
Alle Neger, die mich mit fieberhafter Ungeduld er-
warten, sind anständig bekleidet. Die Gefühle der
Freude und Dankbarkeit, die mein Herz beim Einzug
in die Mission bewegten, sind unbeschreiblich. Vor
drei Jahren war P. Clauß in dieser Einöde mit
10 Kindern. Heut zählt die Gemeinde 1315 Christen!
Während drei Tagen, von früh bis abends, prüfe
ich die Neubekehrten. Ich will mich selbst über-
zeugen, ob sie alle ihre Religion gut kennen, ob sie
den Katechismus, die Gebote gut wissen. Und welche
Erfahrung mache ich? Nirgends sind unsere Christen
so gut unterrichtet, wie in Matombo. Freilich geht
der Katechismus schwer in einige alte, harte Köpfe,
und man muß nachsichtig sein, aber die Gebete sind
auch in den härtesten Köpfen fest eingeprägt. Am
29. September habe ich den seltenen Trost, 335 Ne-
gern die Firmung und 119 die Taufe zu spenden.
Dieser herrliche Erfolg sagt mehr als alle Worte.
321
Nach einigen Tagen breche ich wieder auf nach
Mrogoro. Es war ein Triumphzug. Ueberall strömen
die Christen herbei und bringen ihre Geschenke:
Hühner, Ziegen, Sorghomehl, Mais und Zuckerrohr.
Ich nehme Alles an, obwohl ungern, ich will die
Herzen dieser Schwarzen durch Weigerung nicht ver-
letzen. Beschwerliche, aber trostvolle Reisel Immer
wieder ertönte das Freudengeschrei zahlreicher Neger,
von denen schon viele Christen sind. In diesen
Augenblicken vergißt der Missionar leicht all seine
Mühen und Leiden, im Genuß, den Triumph
Gottes zu schauen.
In derselben Zeitschrift berichtet ein auf Samoa
wirkender Missionar:
Besonderes Interesse erweckt die neugegründete
Schule von Moamoa, die zugleich den Anfang einer
neuen katholischen Pflanzstätte bilden soll. 1897 ge-
lang es der Mission, ein Landstück von 3000 Morgen
billig zu erwerben. Im nächsten Jahre erfolgte die
feierliche Einweihung und Besitznahme des Erwor-
benen. Alsbald begann man, das Land urbar zu
machen. Man erbaute an der Stätte, die Moamoa-
heißt, eine Samoanerhütte. Im folgenden Jahre
(1899) landeten zwei deutsche Maristenbrüder, die in
Moamoa Wohnung nahmen. Gleichzeitig eröffneten
sie daselbst eine Ackerbauschule, die meist von Häupt-
lingssöhnen besucht wird, aber anfangs wegen des
beschränkten Wohnraumes und der geringen Aus-
dehnung der Pflanzungen nicht viele aufnehmen konnte.
Aber schon im Jahre 1900 erstand auf der neuen
Pflanzstätte ein einfaches, aber in europäischem Stile
gebautes Pensionat, dem hl. Franziskus Kaverius ge-
weiht, als Wohnung der Kinder, während die Lehrer
noch bis heute das alte, halbzerfallene Bauwerk be-
wohnen. Damit erhob sich fast gleichzeitig das
schmucklose Kirchlein, aus Bambusrohr erbaut, dessen
ganze Ausstattung ein armer Altartisch, zwei Kerzen-
stöcke und ein Kreuz sind. Die Lehrkräfte wurden
ebenfalls verstärkt, so daß jetzt ein Priester und vier
Maristenbrüder daselbst wirken, von denen zwei aus
Samoa selbst stammen. Vor zwei Jahren zählte
die Schule 80 Zöglinge, die alle ganz unentgeltlich
gehalten wurden; letztes Jahr konnte man nur 40
annehmen, weil die Pflanzungen noch nicht genügend
vorangeschritten. Dieses Jahr wird ihre Zahl wieder
bedeutend wachsen. Die Wirksamkeit dieser Schule
ist eine sehr segensreiche. Moamoa ist eine junge,
hoffnungsvolle deutsche Kolonie. Einsam blüht sie
empor, von einem Kranz von Bergen umgeben, am
Rande eines rauschenden Bergbaches, inmitten einer
immergrünen Pflanzenwelt. Auf der anderen Seite
des Baches soll sich eine Kirche erheben, das Haus
des Bischofs, eine Katechetenschule, eine Schule von
Schwestern geleitet, und die Wohnstätten einiger
katholischer Familien, den Grundstein eines Dorfes
zu legen. Fürwahr, Moamoa ist ein Land der
Zukunst!