Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Rolonial-Wirtschaftliches Romitee. 
In der Sitzung des geschäftsführenden Ausschusses 
vom 2. Juni 1902 wurde u. A. bezüglich der Baum- 
woll-Expedition nach Togo mitgetheilt, daß mit 
der Anlegung von Baumwollsarmen in den Küsten- 
bezirken Lome und Klein-Popo und in den Distrikten 
Misahöhe und Atakpame jetzt an folgenden Plätzen 
begonnen ist: Tove (Gbin), Akeppe, Davie, Sevie, 
Kumappe, Klossu und Topli (an dem bis dort schiff- 
baren Mono). Ende Juli erwartet das Komitee eine 
weitere Lieferung von Baumwolle, etwa 25 Ballen 
à 500 Pfund. Die bis heute vorliegenden Resultate 
der Verspinnung der Togo-Baumwolle durch die 
Mechanische Baumwollspinnerei und Weberel in 
Augsburg, die Baumwollspinnerei und Warperei 
Furth bei Chemnitz und die Baumwollspinnerei 
Richard Brandts in M.-Gladbach haben gute Re- 
sultate ergeben; die Firmen taxiren die Togo-Baum- 
wolle aus einheimischer Saat zwischen miaddling 
und kully middling amerikanisch.— Zwecks Schaffung 
von Unterlagen für deutsche Baumwoll-Aufkaufsgesell- 
schaften hat das Komitee den landwirthschaftlichen 
Sachverständigen Herrn Dr. Endlich nach den Baum- 
wollbezirken um Smyrna entsandt. Herr Dr. Endlich 
ist am 22. Mai in Smyrna eingetroffen und wird 
seine Studien zunächst im Bezirk Aldin und späterhin 
in den nördlichen Distrikten Ak-Hissar und Kyrkag- 
hatsch aufnehmen. — Ueber den Stand der Baum- 
wollkultur in Russisch-Asien (Turkestan, Trans- 
kaspien und Transkaukasien) hat das Auswärtige Amt 
auf Veranlassung des Komitees Erhebungen durch den 
landwirthschaftlichen Sachverständigen der Kaiserlich 
deutschen Botschaft in Petersburg anstellen lassen, 
zwecks Verwerthung der dort gesammelten Erfahrungen 
für den Baumwollbau in deutschen Kolonien. Der 
Bericht ist für das Baumwollunternehmen des Komitees 
in Togo und Ostafrika werthvoll, da sich daraus 
ergiebt, welchen gewaltigen Aufschwung die russisch- 
asiatische Baumwollkultur nahm, nachdem die russische 
Regierung Mitte der 70er Jahre Sachverständige 
nach den Vereinigten Staaten zwecks Studiums der 
Baumwollkultur, Handels= und Transportverhältnisse 
entsandt hatte und durch Lehr= und Versuchsstationen 
die Baumwoll-Kleinkultur förderte. — Ueber eine 
Umfrage bezüglich des Vorkommens von wilder 
Baumwolle in Deutsch-Ostafrika hat der Gonver- 
neur Graf v. Götzen einen Bericht erstattet, woraus 
sich ergiebt, daß die Baumwolle fast überall in dem 
Schutzgebiet vorkommt, und zwar auf völlig ver- 
schiedenartigen Böden. Nach den Aufzzeichnungen 
des ostafrikanischen Pflanzers v. Katte sollen sich am 
Rufidji über 400 000 ha und am Kingere etwa 
300 000 ha jetzt großentheils brach liegenden Landes 
für Baumwollkultur eignen. Zutreffendensalls würden 
diese Gebiete von besonderer Bedeutung sein, da der 
Rufidji bekanntlich etwa zehn Monate im Jahre auf 
150 km (Luftlinie landeinwärts) für den Dampfer 
„Ulanga“ und der Kingere auf etwa 100 km (Luft- 
linie landeinwärts) für Boote der Eingeborenen 
  
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schiffbar sind und somit eine verhältnißmäßig billige 
Transportgelegenheit bieten würden. Das Komitee 
faßte folgenden Beschlußt „Das Baumwoll-Unter- 
nehmen in Deutsch-Ostafrika nach den in Togo ge- 
machten Erfahrungen durch eine Versuchs= und Lehr- 
station und Ansiedelung amerikanischer Baumwollfarmer 
gleich von vornherein auf eine breitere Grundlage 
zu stellen. Die Leitung wird beauftragt, geeignete 
Maßnahmen zu treffen zur Aufbringung der erforder- 
lichen Mittel, um das Unternehmen auf mindestens 
zwei Jabre sicher zu stellen.“ Das Kaiserliche Gou- 
vernement von Deutsch-Ostafrika, eine Anzahl Baum- 
wollspinner-Verbände und -Industrielle haben bereits 
finanzielle Beihülfen für das Unternehmen bewilligt. 
Die Ausführung des Unternehmens ist, wie folgt, 
gedacht: 
1. Expertise nach den Vereinigten Staaten von 
Amerika zwecks Studium der Baumwoll-Produktions-, 
Handels= und Verkehrsverhältnisse. 2. Anlage einer 
Versuchs= und Lehrstation wahrscheinlich am schiff- 
baren Rufidjl zwecks Anzucht und Vertheilung von 
geeignetem Saatgut — Anlernung von Eingeborenen 
aus verschiedenen Theilen des Landes zum rationellen 
Baumwollbau — Untersuchung und Bekämpfung 
etwaiger Baumwollkrankheiten und Schädlinge — 
Untersuchung und Bekämpfung etwaiger Viehkrank= 
heiten. 3. Ansiedelung von selbständigen amerika- 
nischen Baumwollfarmern (Negern) wahrscheinlich in 
Lindi, Kilwa, Saadani und Mohorro zwecks Anleitung 
der Eingeborenen zum rationellen Baumwollbau bezw. 
zwecks Schaffung von Baumwollmärkten. (Auch in 
Korogwe ist eine Farm in Aussicht genommen zu 
Kulturversuchen mit künstlicher Bewässerung.) 4. 
Inspektion der Baumwollfarmen und der Baumwoll-= 
märkte. 5. Praktische Versuche mit einheimischem 
und ausländischem Zug= und Lastvieh. 6. Förderung 
der Verkehrs= und Transportverhältnisse im All- 
gemeinen. 
Zur Ausführung der Expertise nach den Ver- 
einigten Staaten und zur Leitung des Baumwoll- 
Unternehmens in Deutsch-Ostafrika ist der Pflanzer 
und Kaufmann Weydig, zur Zeit in Dar-es-Saleam, 
ausgewählt. — Ueber die Kaffee-Erpertise nach 
Deutsch -Ostafrika theilt der Gouverneur von 
Deutsch-Ostafrika mit, daß Prof. Dr. Zimmermann im 
Schutzgebiet eingetroffen und nach kurzem Aufenthalt 
in Dar-es-Saläm nach Usambara weitergereist ist. 
Das Studium der Kaffeeschädlinge wird Herr Zimmer- 
mann als seine nächste Aufgabe betrachten und schon 
anläßlich seiner Orientirungsreise nach den Plantagen 
Ost= und Westusambaras, auf der er zur Zeit be- 
griffen ist, Gelegenheit nehmen, sich den wichtigsten 
Fragen des genannten Arbeitsgebiets zuzuwenden. — 
Die Entsendung einer Bananen-Expertise beschloß 
das Komitee zurückzustellen, bis Angebot und Nach- 
frage eine sicherere Grundlage für fabrikatorische Ver- 
suche mit Bananen in unseren westafrikanischen Ko- 
lonien bieten, als dies zur Zeit der Fall ist. — Der 
Antrag: „Unter Führung des Leiters des botanischen
	        
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