Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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Nachrichten aus den deutschen Schuhgebieken. 
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) 
  
Deufsch-Pltafrika. 
Von der Rivu-Grenzregulirungskommission 
wird berichtet, daß Leutnant Schwartz den nördlich 
des Kirunga tscha Niragongo liegenden Namtagira 
bestiegen hat, der 1600 m über dem Kivu liegt, 
stark thätig ist und aus dem noch Lava fließt. 
  
Unruhen bei Kilimatinde. 
Nach einer telegraphischen Meldung des Kaiser- 
lichen Gouverneurs Grafen v. Goetzen vom 
27. Juli d. Is. sind im Norden von Kilimatinde 
zwei Viehhändler erschlagen worden, die sich an- 
scheinend Uebergriffe gegen die Eingeborenen hatten 
zu Schulden kommen lassen. Ein Angriff auf die 
Schutztruppe — in Kilimatinde befinden sich nach 
den letzten Vertheilungsnachweisungen Oberleutnant 
Frhr. v. Reitzenstein, Assistenzarzt Leupold, 1 Zahl- 
meisteraspirant, 3 Unteroffiziere, 1 Sanitätsunter- 
offizier und 77 Farbige von der 4. Kompagnie, 
deren Rest unter Oberleutnant A. Fonck in Mpapua 
stationirt ist — ist erfolglos geblieben, und die 
Gefahr wird als beseitigt angesehen, auch für Iramba, 
wo sich der Prospektor Janke mit einer berg- 
männischen Expedition befindet. 
Das Kameel als Transportmittel in Deutsch-Ostafrika. 
Von Thierarzt Schmidt. 
1 
Die Versuche, Kameele zu Transportzwecken in 
Ostafrika einzuführen, reichen bis in die Zeit der 
ersten Durchforschung des Landes zurück. Einer der 
nüchternsten Beobachter afrikanischer Verhältnisse, 
Thomson, sagt in seinem Buch: „To the Central 
African Lakes and back,“ Bd. II, S. 287: „Mir 
scheint das Land zwischen Mpapua und Ugogo außer- 
ordentlich für das Kameel geeignet zu sein. In jeder 
Hinsicht stimmt jener Distrikt mit den Ländern in 
Nordafrika überein. Von der Küste bis Mpapua 
scheint man das Thier nicht ziehen zu können, wegen 
einer Reihe von Gründen, die noch nicht eingehend 
studirt sind. Ueber die Steppengebiete aber durch 
Ugogo, den schwierigsten Theil Ostafrikas, scheint es 
mit Vortheil benutzt werden zu können.“ — Direkte 
Versuche mit Kameelen stammen aus der Zeit der 
deutschen Herrschaft. Der damalige Reichskommissar 
v. Wissmann und nach ihm Oberst v. Trotha haben 
Versuche angestellt, doch waren dieselben, ebenso wie 
spätere in Englisch-Ostafrika, nicht eben ermuthigend. 
Es ist oft die Frage ausfgeworfen worden, warum 
die Araber, deren ureigenstes Hausthier doch das 
  
Kameel ist, in Deutsch-Ostafrika nie mit Kameelen 
Transportversuche ins Innere gemacht oder doch 
davon abgelassen und sich auf den Transport mit 
Trägern beschränkt haben. Wer das Land von der 
Küste bis Tabora kennt, wird unschwer herausfinden, 
daß das Buschland, durch das sich die Negerpfade 
hindurchwinden, für ein bepacktes Kameel kein Fort- 
kommen zuließ. Diese Verhältnisse sind aber ge- 
schwunden, nachdem seit der deutschen Herrschaft sich 
breite, ausgehauene Wege von der Küste bis zu dem 
Seengebiet ziehen. 
Gewisse Vorbedingungen sind bei der Benutzung 
von Kameelen ebenso wie bei anderen Thieren zu 
berücksichtigen. Ebenso wie es unter den Pferden 
Warm= und Kaltblüter giebt, so giebt es auch, wenn 
auch weniger hervortretend, Unterschiede zwischen dem 
hochedel gezogenen Reitkameel und dem gemeinen 
Lastkameel. So wenig jedoch ein Warmblüter in 
einen schweren Karren gespannt werden darf, so 
wenig eignet sich ein Reitkameel zum Lastentragen. 
Dafür sind die Leistungsfähigkeiten auch ganz ver- 
schieden. Ein Reitkameel legt bis zu 150 km pro 
Tag zurück, während bei den Lastkameelen eine 
Leistung von 50 bis 60 km schon zu den außer- 
gewöhnlichen zu rechnen ist. Entsprechend seiner 
hohen Veredelung bedarf das Reitkameel einer sorg- 
sameren Pflege als das Lastkameel. Es ist jedoch 
für den speziellen Fall ein ebenso brauchbares, wie 
leistungsfähiges Thier, vorausgesetzt, daß es zu dem 
Zwecke, zu dem es verwendbar ist, benutzt wird. 
Man kann allenfalls ein Lastkameel zum Reiten be- 
nutzen, aber man wird nicht mit demselben Erfolge 
ein Reitkameel zum schweren. Arbeitsdienste heran- 
ziehen dürsen. 
Auch die Gewöhnung des Thieres spielt eine 
große Rolle. Daß ein Kameel, das vielleicht sein 
Leben lang nur aus Wassertümpeln in der Wüste 
seinen Durst gelöscht hat, nicht ohne Weiteres durch 
Wasser geht, leuchtet ein. Die Kameele gehen bei 
systematischer Uebung anstandslos ins Wasser, ja sie 
gehen dann stundenlang durch Wasser, das ihnen bis 
zum Höcker reicht. Ebenso lernen Kameele bei ge- 
schickter Anleitung auch Terrainschwierigkeiten aller 
Art überwinden. Rohlfs behauptet, dem Kameele 
durch Hinaufrutschen auf den Knien das Erklimmen 
der Pyramiden beibringen zu können, und Gebirge 
gelten für Kameele so lange nicht als Hinderniß, wie 
ein Pfad besteht, dessen Auf= oder Abstieg keine 
großen Höhendifferenzen auf kurze Entfernung auf- 
weist. Das Kameel geht ohne Schwierigkeit in 
Deutsch-Ostafrika durch die Pugue= und Kisserawe- 
berge und über die Ausläufer des Ulugurugebirges. 
Den Abhang des berühmten ostafrikanischen Grabens, 
den Aufstieg von der Ugogosteppe zur Station Kili- 
matinde, habe ich auf dem Rücken des Kameels in 
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