Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Taulilleute zu erkunden, mit denen sie seit jeher 
öfters Kämpfe hatten. Die Taulilleute haben sie 
anscheinend freundlich ausgenommen, haben sie 
aber nach vier oder fünf Tagen erschlagen. 
Hieraufhin sind Tokilan und To Vagira, die sich 
bereits auf dem Wege nach Taulil befanden, um- 
gekehrt. Als die Taulilleute der Aufforderung des 
Kaiserlichen Richters, die Mörder auszuliefern, nicht 
nachkamen, wurde am 28. April nach Taulil marschirt. 
Vor Taulil fand man in einem der tief ein- 
geschnittenen Bachbetten zerlegte Theile einer Leiche, 
die nicht rekognoszirt werden konnte. Hierauf wurden 
die Taulilleute bei einem großen Menschenfleisch- 
schmause überrascht; es hat sich später ergeben, daß 
die Taulilleute kurz vorher die sieben Leute aus 
Paparatava bezw. Tomalnisiki erschlagen hatten. 
Am 2. Mai ist alsdann Tokilan bei einem Streif- 
zuge von Polizeisoldaten erschossen worden. 
Der größere Theil der in die Hände der Papa- 
ratavaleute gefallenen Gewehre ist denselben wieder 
abgenommen worden. 
Bei der Bewegung sind ursprünglich nur be- 
theiligt Eingeborene von den Ortschaften unmittelbar 
am Varzin, und zwar von Paparatava — etwa 
400 bis 500 Einwohner — und Tomakalsiki — 
etwa ebenso stark —, vielleicht auch Vivisea — 
etwa 200 bis 300 Einwohner stark. Die Bewegung 
ist inzwischen im Wesentlichen zur Ruhe gekommen. 
Um die Wiederholung derartiger Ereignisse seitens 
der unruhigen und kriegerischen Ortschaften am 
Varzin unmöglich zu machen, wird z. Zt. zwischen 
den Dorfschaften Paparatava und Tomainisikl eine 
Polizeistation mit 20 Polizeijungen errichtet. 
RAus dem Bereiche der Wilssionen und 
der Antisklaverei-Bewegung. 
Auf der Station der ostafrikanischen Mission 
(Berlin III) Bumbuli (Usambara) ist eine neue 
Schule und zugleich eine solche zwei Stunden entfernt 
in Funta, dem am dichtesten bevölkerten Bezirk von 
ganz Usambara, errichtet. Beide Schulen sind mit- 
einander am 23. April eingeweiht. Die Knaben- 
schule in Bumbuli zählt jetzt über 100 Schüler, die 
in vier Abtheilungen unterrichtet werden, und in 
Funta ist das erste Hundert auch bereits überschritten. 
Außerdem besteht an ersterem Orte eine Mädchen- 
schule mit über 50 Schülern. — Der Bezirk Wuga 
in Usambara hat jetzt schon seinen christlichen Steuer- 
erheber, den in Wuga getauften Paul. Ueber die 
äußeren Verhältnisse in Wuga berichtet Miss. Lang- 
heinrich: „Wir haben ein Stück Land mit Baum- 
wolle bestellt, da unsere bisherigen Versuche, die in 
ganz kleinem Maße betrieben wurden, reichlich Baum- 
wolle lieferten und Herr Veit in Mombo auf der 
Regierungsplantage große Flächen mit Baumwolle 
bestellt hat, so daß gewiß Absatz geschaffen wird. 
348 
  
Während hier auf der Station alles seinen geordneten 
Gang nahm, war ich drei Wochen lang je drei bis 
vier Tage im Zelte bei der Wegearbeit. Der Weg 
über die Berge nach Lutindi-Korogwe war nun zur 
Nothwendigkeit geworden. Etwa drei deutsche Meilen 
weit ist der Weg von Wuga aus fertig bis zum 
Anschluß an den schon bestehenden Weg Kimbo— 
Lutindi, der eben jetzt von Br. Bokermann wieder 
in Stand gesetzt wird. Die äußeren Aufgaben 
drängen hier bei uns in Wuga mit Macht; wenn 
der Weg fertig ist und der Wasserlauf an einer 
schwierigen Felsstelle umgelegt ist, dann müssen wir 
Häuser für die Christen bauen, einige warten schon 
schmerzlich darauf. Wir haben mehrere 1000 Euka- 
lypten gepflanzt, von denen die ersten 3000 gut an- 
gewachsen sind. Unsere kleinen Apfelbäume haben 
in diesem Jahre fünf Aepfel geliefert; die chilenischen 
Aepfel tragen 50 bis 60 Früchte.“ 
Ueber das moderne Tabora (Deutsch-Ostafrika) 
schreibt P. Grün im „Afrika-Boten“: 
Die Hauptstadt von Unyanyembe zählt 25 000 
bis 30 000 Einwohner. Sie ist ein umfangreiches 
Terrain mit runden Hütten, mehr oder weniger 
groß, mit Strohdächern. Die Araber nur und 
einige Inder haben Temben. Die Mehrzahl der 
Bewohner sind der schwarzen Rasse angehörig, 
Uanguana genannt, was für uns „Muhamedaner“, 
für sie „Zivilisirte“ d. i. „Gebildete“ bedeutet. 
Tabora hat schon eine europäische Organisation: 
Regierung, Kaserne, Zoll, Steuern, Markt, Bazare 
und sogar Boulevards, die auf liebevolle Veranlassung 
der Polizel reingehalten werden müssen. Die Stadt 
Tabora ist in gesundheitlicher Beziehung nicht günstig 
gelegen. Aus diesem Grunde ist etwa 20 Minuten 
von der Hauptstadt ein neuer Ort ausersehen worden, 
auf einem höher gelegenen Hügel, für die Erbauung 
einer neuen Stadt. Man erbaut dort schon eine 
umfangreiche Festung, welche die ganze Ebene be- 
herrschen wird. Unser Missionshaus ist zwischen 
dem alten und dem neuen Tabora gelegen und theilt 
sich in die Vorzüge und Nachtheile beider. Bisher 
hat sich das Fieber noch nicht gezeigt, und wenn 
es so fortgeht, werden wir uns nicht zu beklagen 
haben. 
Aus Anlaß einer Mitte Jannar auf Schigatini 
(Deutsch-Ostafrika) stattgehabten Konferenz der dort 
thätigen Leipziger Mission berichtet Missionar Fuchs: 
„Mitte Januar wurde es in dem sonst so ein- 
samen Nordpare lebendig. Ich glaube, daß die 
meisten Wapare, obwohl ich sie ausf Europäerbesuch 
vorbereitet hatte, doch einen gelinden Schrecken 
bekamen, als innerhalb zweier Tage nicht weniger 
als sieben Europäer zu der hier stattfindenden 
Konferenz eintrafen. Zu Hause wird man sich kaum 
vorstellen können, welchen Eindruck es auf Schwarze 
macht, wenn sich in ihrem Lande plötzlich eine solche 
Anzahl Europäer — wir waren im Ganzen neun —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.