Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Pflöcke werden durch ein aufrecht auf der Erde 
stehendes Brett verbunden; dieses Brett wird in 
einer Entfernung von 1,70 m von den äußeren 
Pfosten um das ganze Feld herumgestellt. Dann 
wird das ganze Gerüst mit starkem Musselin bedeckt, 
der mittelst Latten an dem das Feld umgebenden 
Brett und den oben erwähnten Querstangen auf- 
genagelt wird. An einer Seite läßt man eine Thür 
oder auch zwei gegenüberliegende, damit ein Wagen 
ohne zu drehen an einer Seite ein= und an der 
gegenüberliegenden ausfahren kann. 
Beim Ernten verfährt man auf folgende Weise: 
Man bricht, wie oben erwähnt, die reifen Blätter 
ab und legt sie in gleicher Richtung, so daß stets 
der Stengel nach unten oder oben zu liegen kommt 
und Spitze auf Spitze liegt, in Haufen von 10 bis 
12 Blättern auf die Erde. Diese Haufen werden 
dann in Körben gesammelt, welche mit Segeltuch 
gefüttert, 92 cm lang, 46 cm breit und 30 cm 
tief sind. Man legt die dicken Enden der Stengel 
an den äußeren Rand, so daß sich die Spitzen der 
Blätter in der Mitte des Korbes berühren. In 
diesen Körben schafft man die Blätter zur Scheune, 
wo man 30 bis 40 Blätter an einem Faden auf- 
zieht, und zwar so, daß die Unterseite des einen 
Blattes der Unterseite des nächsten gegenüberhängt. 
Auf diese Weise beugt man dem Aufziehen und Auf- 
rollen der Blätter während des Reifens vor. Der 
Abstand an der Schnur zwischen den einzelnen 
Blättern sollte etwa einen Finger breit sein. Die 
Enden der Fäden werden an Latten befestigt, an 
denen man den Tabak aufhängt. Es wird hierbei 
noch ganz besonders darauf aufmerksam gemacht, daß 
man die zuerst geernteten Blätter von den beim 
zweiten Male geernteten Blättern getrennt zum 
Fermentiren bringen muß. 
Da das Reifen des Tabaks in hohem Grade 
von der Witterung abhängt, so lassen sich keine be- 
stimmten Verhaltungsmaßregeln geben; es kommt 
dabei viel auf persönliche Erfahrung an. Im All- 
gemeinen kann man sagen, daß man bei heißem, 
trockenem Wetter die Scheune drei Tage lang fest 
geschlossen halten sollte, in welcher Zeit die Blätter 
eine gelbe Farbe angenommen haben sollen; dann 
sollte man den Tag über die Scheune geschlossen 
halten, aber nachts die Fenster öffnen, um ein zu 
schnelles Reifen zu verhindern. Ist das Wetter 
feucht und der Himmel bedeckt, so soll man die 
Scheune geschlossen halten und einige kleine Holz- 
kohlenfeuer in derselben unterhalten, um die Luft 
trockener zu machen. 
Es ist wichtig, daß die Blätter innerhalb jeder 
24 Stunden einmal fast trocken und einmal feucht 
werden, damit sich die Farbe egal und gleichmäßig 
setzen kann; zu diesem Zweck muß die Scheune durch 
Oeffnen oder Schließen der Fenster und eventuell 
durch Holzkohlenfeuer ventilirt werden. Es erhellt 
hieraus, daß die Scheune gut gebaut werden muß, 
so daß der Luft nach Belieben der Eintritt gestattet 
oder verwehrt werden kann. 
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Der Tabak ist gereift, wenn der Stengel trocken 
ist, und sollte dann gleich zur Fermentation gebracht 
werden. Um den Tabak, ohne ihn zu beschädigen, 
handhaben zu können, läßt man über Nacht das 
Fenster offen und schließt es am Morgen, damit 
die Feuchtigkeit in den Blättern bleibt. Man schiebt 
dieselben nun auf der Schnur aneinander und 
bindet beide Enden zusammen. Der Tabak sollte 
etwa 23 bis 24 pCt. Feuchtigkeit enthalten. Man 
legt den Tabak nun auf Haufen, welche etwa 2500 
bis 3000 kg enthalten. Zu diesem Zweck errichtet 
man eine Plattform auf 10 cm dicken Stangen, 
etwa 1,50 m breit und 3,50 m lang. An den 
Kopfenden bringt man eine Bretterwand an, 1.50 m 
breit und 2 m hoch. Diese Bretter sowie der 
Boden werden mit Papier belegt. Man legt nun 
die Tabaksbündel stets mit den dicken Enden des 
Stengels nach außen und der Spitze des Blattes 
nach innen auf den Boden. Nachdem der erste 
äußere Kranz gelegt ist, beginnt man mit dem 
zweiten, indem man das Stengelende der zweiten 
Lage auf der Mitte der Blätter der ersten Lage 
auflegt und so weiter baut, bis der Boden bedeckt 
ist. Dann fängt man wieder von außen an und 
legt die zweite und die folgenden Schichten auf. 
Ist der Haufen fertig, so deckt man ihn mit einer 
Baumwolldecke zu, über die man ein Wachs= oder 
Gummituch legt. Der Raum, in dem diese Haufen 
sich befinden, sollte auf einer Temperatur von 21 
bis 26° C. gehalten werden, und wenn der Tabak 
23 bis 24 pCt. Feuchtigkeit enthält, so sollte die 
Temperatur des Haufens täglich 3 bis 4 mal einen 
halben Grad steigen. Nach etwa 6 bis 8 Tagen 
wird der Haufen umgepackt. Sollte der Tabak recht 
trocken geworden sein, so muß der Raum während 
des Umpackens recht feucht und warm gehalten 
werden (durch Wasserdampf); es darf aber kein 
Wasser auf den Tabak gespritzt werden. Das Um- 
packen geschieht auf folgende Weise: Man füllt in 
drei bis vier leere Kisten etwa 500 bis 600 kg 
und setzt dieselben bei Seite. Dann legt man den 
Tabak auf die neue Plattform, indem man die 
früher nach außen gelegten Bündel möglichst nach 
innen legt, bis der halbe Haufen abgetragen ist. 
Dann packt man die 500 bis 600 kg, welche man 
in der Kiste bei Seite gestellt hatte, auf den neuen 
Hausen und füllt die Kiste aufs Neue mit dem 
alten. Man packt dann den Rest des alten Haufens 
auf den neuen und dann den in den Kisten bei 
Seite gesetzten Tabak oben auf. Auf diese Weise 
wird bewirkt, daß die oberen und unteren Lagen 
des ersten Haufens beim zweiten Haufen in die 
Mitte kommen und umgekehrt der früher in der 
Mitte gewesene Tabak des alten Haufens bei dem 
neuen an die oberen und unteren Enden vertheilt 
wird, ferner, daß der im ersten Haufen in der Mitte 
befindliche Tabak an der Peripherie des neuen ver- 
theilt wird, so daß jedes Bündel gleichmäßig 
fermentiren kann. Beim Umlegen wird jedes Bündel 
gut geschüttelt, wodurch der Tabak bedeutend ab-
	        
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