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anstieg zur Terrassenhöhe begrenzt. An dem ganzen
Steilhange waren zahlreiche kleine Quelladern
sichtbar. Diese Bucht konnte meines Erachtens nur
so entstanden sein, daß hier durch ein kräftig strömen-
des Grundwasser die hängenden Schichten des Grund-
wasserträgers unterspült, zum Abrutschen gebracht
und allmählich durch die Thätigkeit der Quellen aus-
geräumt waren.
Um den fraglichen Grundwasserstrom zu er-
schließen, wurden insgesammt zunächst sieben Boh-
rungen, thunlichst in einer Linie liegend, nieder-
gebracht und zwar in Abständen von 20 bis 66 m.
Das Ergebniß war, daß gleich mit der zweiten
Bohrung am 1. Februar d. Is. der Grundwasser-
strom ausf dem Boden des Kaiserlichen Gouvernements
getroffen wurde.
Der Grundwasserträger wurde von 21,8 m
unter Tage bis zu 30 m aufsgeschlossen, weist sonach
eine Mächtigkeit von 8,2 m auf; seine Gesteins-
beschaffenheit — mittelgrobe Sande mit eingelagerten
Grandbänken — bekundete, daß hier eine ehemalige
Stromrinne vorlag, in welcher sich dank der günstigen
Gesteinsbeschaffenheit noch heute das Grundwasser
zur Küste bewegte. Das erbohrte Wasser stieg weit
über die Oberkante der wasserführenden Schicht bis
rund 12 m unter Tage auf, es ist demnach artesisches,
d. h. unter hydrostatischem Drucke stehendes Wasser.
Die chemische Untersuchung ergab, daß hier ein sehr
reiches, zu allen Zwecken geeignetes Wasser vorlag.
Besonders werthvoll aber erscheint die durch die
bakteriologische Untersuchung sestgestellte Keimfreiheit,
denn ein solches Wasser kann, ohne abgekocht zu
werden, unbedenklich als Trinkwasser genossen werden.
Da das Wasser unter hydrostatischem Drucke steht,
so liegt sein Ursprungsgebiet jedenfalls weit land-
einwärts, möglicherweise in den Pugubergen, deren
Schichten, wie schon Bornhardt annahm, und wie
ich nach meinen Beobachtungen nur bestätigen kann,
bis zur Küste durchsetzen. Je ferner aber das Ur-
sprungsgebiet, desto größer mußte das Sammelgebiet
sein und um so mehr wuchs die Aussicht, dies
Wasser auch in genügender Menge zu bekommen.
Thatsächlich ist denn auch die Ergiebigkeit des Ver-
suchsbrunnens von der großen Trockenzeit, in der viele
Flachbrunnen der Stadt versagten, gänzlich unberührt
geblieben, trotzdem unser Brunnen ausschließlich
während zweier Monate das Spülwasser für die
übrigen Bohrungen sowie das Trinkwasser für über
100 Arbeiter zu liefern hatte.
Die weiteren Bohrungen landeinwärts sollten
einmal dazu dienen, die Breite der gefundenen
Grundwasserader festzustellen, andererseits auch viel-
leicht noch Zweigadern aufzuschließen. Nun wurde
allerdings durch diese Bohrungen Grundwasser mehr-
fach ausfgesunden, aber entweder war der Grund-
wasserträger von zu ungünstiger petrographischer
Beschaffenheit, als daß sich auf einen kräftigen Zufluß
hätte rechnen lassen, oder er bestand aus einer gün-
stigen Gebirgsart, aber war von zu geringer Mäch-
tigkeit, so daß also auch in diesem Falle auf ein
ergiebiges Wasser nicht zu rechnen war. Als sicher
ergab sich dagegen, daß der eine kräftige Wasser-
entnahme gestattende Grundwasserträger eine Breite
von weniger als etwa 40 m haben mußte, und daß
in der Nähe genannter Bohrungen keine Aenderung
des Gebirges zum Günstigen zu erhoffen war. Da-
her entschloß ich mich, ausgehend von der günstigsten
Bohrstelle nach beiden Seiten im Abstande von je
1½ m Bohrungen niederzubringen, um aus diesen
drei Löchern alsdann die Versorgung der Schiffe im
Hafen von Dar-es-Saläm mit Wasser bestreiten zu
können.
Bei den Ergiebigkeitsmessungen mit Hülfe der
durch das Pumpen im Filterrohre hervorgerufenen
Absenkungen ergab sich genügend Wasser selbst für
einen doppelt so hohen Bedarf als ungünstigsten
Falles vorauszusehen ist, da die drei Bohrlöcher in
24 Stunden 24— 84 = 2016 chm liefern können.
Wenn es noch eines Beweises bedarf, daß hier
Wasser auch dauernd in hinreichender Menge vor-
handen ist, so sei noch erwähnt, daß in der Zeit
vom 23. April bis zum 22. Mai d. Js. täglich
während acht Arbeitsstunden etwa 50 chm gefördert
wurden, mit dem Ergebniß, daß abgesehen von
kleinen Schwankungen, das Wasser sich stets wieder
auf 12 m unter Tage einstellte.
Nachdem alle Anzeichen dafür sprachen, daß sich
an dieser Stelle ein kräftiger Grundwasserstrom zur
Küste bewege, schien es zweckmäßig, den Strom nach
rückwärts zu verfolgen und in hinreichender Ent-
sernung von den eben besprochenen Brunnen Wasser-
bohrungen für die Versorgung der Stadt nieder-
zubringen. In etwa 60 m Abstand wurden ins-
gesammt sieben Löcher gebohrt, von denen vier
gutes und reichliches Wasser lieferten, welches zur
Versorgung der Stadt ausreichen dürfte.
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Das Rameel als Transportmittel in Deutsch-COstafrika.
Von Thierarzt Schmidt.
III.
Durch meine Thätigkeit an Dar-es-Salam ge-
fesselt, mußte ich mich zunächst mit meinen weiteren
Prüfungen innerhalb Dar-es-Saläms begnügen.
Zwei größere Trageversuche mit sechs Lasten
ließ ich auf Grund meiner Versuche anstellen. Das
eine Mal von Bagamoyo bis Kilimatinde und zurück
über etwa 1200 km und einen zweiten Versuch bis
Tabora über ungefähr 2000 km. Das Schicksal
dieser Versuche, deren Resultate ich im Einzelnen
nicht persönlich verfolgen konnte, ist mir unbekannt.
Doch habe ich im August 1900, also etwa ein Jahr
später, gesehen, daß das eine Kameel sich in einem
geradezu glänzenden Nährzustande befand; das andere
hatte durch einen Unglücksfall Brandwunden davon-
getragen und war daran zu Grunde gegangen. —
Meine eigenen Versuche bewegten sich nach zwei