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vom Bange nach Osten ihre Grenzen zu haben. früher bereits abgesandten Lasten, zur Beschassung
Gleichzeitig konstatirte eine Patrouille etwa eine
Stunde landeinwärts, den mir vom Hörensagen be—
reits früher bekannten direkten Weg aus dem nörd-
lichen Bangandukomplex (Nadia) nach Bomome, den
seiner Zeit mein Bericht von der Nordwestexpedition
über den Rückweg Ngulenakony—Bidjum bereits ge-
nommen hat. Am 10. Juni wurde dieser Weg auch
etwas entfernt von dem immer noch durchaus ruhigen,
tiefen aber schon bedeutend schmaleren Flusse erreicht,
das fast ebenso große Nebenflüßchen Limun (aus
Nord-Nord-Ost) und dann der Fluß selbst über-
schritten, und nahe dem ersten Bomomedorfe Bito
Lager bezogen. Da die Verpflegung völlig ausge-
braucht war, wurden zum ersten Male Armeegemüse-
konserven, von denen ich für die Expedition etwa
zwei knappe Tagesportionen aus dem Nachlaß des
verstorbenen Leutnant Schulz augekauft hatte, aus-
gegeben. Tags darauf erreichte ich zunächst das
bisher noch unbekannte Bomomedorf Bito und ge-
wann eine Stunde später in Djulangando den An-
schluß an das Ende der Routenstizze 1 der Nord-
westexpedition 1901. Eine weitere Marschstunde
führte die Expedition auf bereits bekanntem Wege
zur provisorischen Regierungsstation Yukaduma.
Die Station unter Leitung des Haussa-Sergeanten
Osman, den ich für seine wirklich recht anerkennens-
werthen Leistungen während der halbjährigen Stations=
leitung ohne Europäer zum Feldwebel befördert habe,
machte einen recht guten Eindruck. Nicht nur waren
die provisorischen Bauten der Nordwestexpedition
recht gut im Stande gehalten, es war auch Ver-
schiedenes neu entstanden. Die Pflanzungen und
Gartenanlagen, vor Allem die Reisfelder waren
außerordentlich gut gehalten. Die Besatzung hat an
ihrer militärischen Ausbildung wenig verloren. Im
großen Ganzen kann ich nur resumiren, daß das Resultat
der Stationsleitung durch nur eine farbige Charge
ein über Erwarten gutes war. Ein recht großer
Theil dieses Verdienstes fällt wohl auch dem Agenten
Friedrich der Gesellschaft Südkamerun zu, der in
entgegenkommendster Weise alle Meldungen des
Osman, alle Inventarienangelegenheiten, Lastenver-
zeichnisse, Protokolle, Schießlisten 2c. geführt hat,
ohne die geringste nachträgliche Schwierigkeit Ver-
pflegung rc. regelte und, was nicht genug anzu-
erkennen ist, seinen Einfluß als einziger Europäer in
keiner Weise dazu benutzt hat, den Osman zu einer
Ueberschreitung seiner sehr einschränkenden Instruktion
zu verleiten, wenn bei den Schwierigkeiten der Träger-
frage die Versuchung dazu wohl auch oft genug vor-
gelegen haben wird. Der Agent Friedrich hat außerdem
bezüglich der Landesexploration während der letzten
beiden Jahre Beträchtliches geleistet. Ich habe bereits
eine ganze Anzahl brauchbarer Routenaufnahmen von
ihm an die maßgebende Stelle in Berlin gelangen
lassen.
Der seitherige Aufenthalt in Yukaduma wurde
zur Zusammenstellung der Bertuaexpedition und ihrer
von Verpflegung für den großen Urwald, der Bomame
von Molbe trennt, zur Abfertigung vieler besuchender
Chefs darunter auch einer abermaligen Bertnuagesandt-
schast, und schließlich zur Einleitung von Schritten
benutzt, um ähnlich wie in Kunabembe größere Träger-
mengen für die hier lagernden Produkte der Ge
sellschaft Südkamerun zu beschaffen. Erst nach Er-
ledigung dieser Fragen, also kaum vor einer Woche
wird der weitere Vormarsch angetreten werden können.
Bezüglich der geographischen Resultate des nun
abgeschlossenen Expeditionsabschnittes u#t in erster
Linie erwähnenswerth, daß der Bumbalauf nun fast
völlig explorirt ist und durch die Möglichkeit, an
mehreren Stellen Punkte früherer Routen zu iden-
tifiziren, der gesammte kartographische Aufbau der
Nordzone ein festeres Gefüge gewonnen hat. Betreffs
der späteren definitiven Ostgrenze des Schutgebietes
dürste die nun mit Sicherheit konstatirte unbewohnte
Zone in Betracht zu ziehen sein, die bereits ietzt
vom südlichsten Bangandu an bis auf die Höhe von
BDukaduma eine mehrere Tagemärsche breite wirkliche
politische Grenze bildet, über die außer bei Dianholo
ein Verkehr nicht stattfindet.
Wissnschaftliche Lammlungen.
Nach einem Bericht des Direktors des Königlichen
Botanischen Gartens und Museums in Berlin hat
Dr. Preuß, Leiter des Botanischen Gartens in
Victoria (Kamerun), an die hiesige botanische Central-
stelle folgende Sammlungen eingesandt:
1. 13 Packete von Früchten, Samen, Ninden
wichtiger Nutzpflanzen,
2. 38 lebende Pflanzenarten in 87 Exemplaren,
3. 13 Packete frischer Samen in großen Quan-
titäten zum Aussäen sowie 26 Nummern gut prä-
parirter Herbarpflanzen,
4. 28 sehr reichhaltige Objekte in Alkohol,
darunter Blüthen in allen Entwickelungsstadien, also
für wissenschaftliche Untersuchungen ganz besonders
geeignet.
Alle diese Gegenstände waren mit großer Sorg-
falt ausgewählt, meisterhaft präparirt und boten
Vieles dar, was in den hiesigen Anstalten überhaupt
noch nicht vertreten war.
Deuksch-Südwestafrika.
Deliograpbenlinie Windhoek—Reetmansboop.
Aus einem Bericht des Gouverneurs, datirt
Windhvek, den 17. Juli 1902, geht hervor, daß die
bisher bestehende Heliographenlinie nach Gibeon nun-
mehr bis Keetmanshoop ausgedehnt worden ist. Von
jetzt ab ist mithin über Windhoek eine telegraphische
Verbindung bis nach dem zuletzt genannten Orte
hergestellt.