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zu verwerthen, wird die Erfahrung noch lehren.
Jedenfalls sollen die Jungen, auch wenn ein weißer
Meister sie später in Arbeit nimmt, vorläufig
immer noch unter einer gewissen Kontrolle des Er-
ziehungshauses bleiben. Mit der Ausbildung von
Eingeborenen zu Handwerkern wird fortgefahren
werden.
Von der Mission ist es bestimmt in Aussicht
genommen, vom nächsten Frühjahr ab durch Schwestern,
die demnächst herauskommen werden, auch eingeborene
Mädchen erziehen und zu Hausarbeiten anleiten zu
lassen. Man will es zunächst auch mit Betschuanen-
mädchen versuchen.
Die Erziehung der Eingeborenen ist gewiß nicht
leicht. Behält man im Auge, daß das wichtigste
dabei ist, den Eingeborenen an Arbeit zu gewöhnen,
so wird ein befriedigendes Ergebniß erreicht werden
können. Sonst freilich wohl kaum.
Ueber den Schulunterricht in Malaguna (Südsee)
schreibt P. Fromm in einem Privatbriefe, der in den
„Monatsheften zu Ehren 2c.“ veröffentlicht ist:
Unsere Thätigkeit, besonders auf dem Schulgebiete,
nimmt ihren gewöhnlichen Gang. Wir haben jetzt
fast alle Kinder, die zur Mission gehören, an regel-
mäßigen Schulunterricht gewöhnt; es sind ihrer mehr
als 400. Der Herr Gouverneur hat unsere Schule
schon mehrmals mit seinem Besuche beehrt und die
Kinder im Lesen und Schreiben geprüft. Es ist
wirklich eine Freude, zu sehen, wie unser junges
Volk sich geistig und körperlich entwickelt, und welchen
Eifer die Kleinen für die gute Sache an den Tag
legen. Das ist ein wahrer Trost bei allen unsern
Arbeiten und Mühen.
Die neu errichteten Stationen in unserer Nähe
entwickeln sich alle in erfreulicher Weise, alle haben
erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Besonders sind
die jungen heranwachsenden Leute uns zugethan, und
richten wir daher unser Hauptaugenmerk darauf,
diese gründlich und gut zu unterrichten und zu Christen
heranzubilden, auf deren Standhaftigkeit und Beharr-
lichkeit man sich verlassen kann. Wir haben aller-
dings nicht mehr den Zudrang und die großen Zahlen
von neuen Taufen wie vor fünf Jahren. Die Ein-
geborenen sind seitdem viel stolzer und frecher ge-
worden als früher, oder, wie Einige sagen, sie sind
„zivilisirt“. Oberflächliche, falsche Zivilisation, etwas
äußere Tünche (die sogar Hüte, Regenschirme und
„Eau de Cologne“ mit einschließt) haben sie an-
genommen, aber innerlich sind sie von der wahren
Zivilisation, von Bescheidenheit und Demuth weiter
entfernt als früher.
Glücklicherweise sind uns unsere alten Christen
aus den Massenbekehrungen von 1896 und 1897
alle treu geblieben. Obgleich der Tod ihre Reihen
bedeutend gelichtet hat, sind sie doch der Hauptstock
der katholischen Bevölkerung, und diejenigen, welche
seitdem getauft wurden, sind ihre Kinder und Ver-
wandten. Wir hatten auch erhebliche Schwierigkeiten
mit den Leuten von Malaguna an der Nordkiste
wegen des von ihnen verkauften und von Neuem
beanspruchten Landes.
Sie haben mir bei Ihrem Abschiede von hier
recht ans Herz gelegt, für das Wörterbuch zu arbeiten
und durch Sammlung noch unbekannter Wörter zu
dessen baldiger Vervollständigung beizutragen. Ich
bin Ihrem Wunsche nun so viel als möglich nach-
gekommen und verwende ziemlich viel Zeit auf Sprach-
forschungen. Leider sind die meisten Kanaken so
siumpfsinnig, und man muß oft zehn= bis zwanzig-
mal in verschiedener Form nachfragen, bis man die
richtige Bedeutung neuer Wörter oder neuer Wendungen
ersährt. Bei ihrer gänzlichen Unkenntniß der Gram-
matik geht ihnen meistens auch die Geduld aus.
Doch habe ich jetzt einen verständigen Jungen,
Namens To Kukumbu, gefunden, der mir außer-
ordentlich viel geholfen hat. Stundenlang kann ich
ihn ausfragen, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen.
Aus fremden Uolonien und
Produktionsgebiecten.
vorschriften für die portugiesischen Beüitzungen
in Westafrika.
Infolge des kürzlich in Bailundo (Provinz An-
gola) ausgebrochenen Aufstandes hat der Marine=
minister von Portugal eine Anzahl Vorschriften
erlassen, die den Zweck haben, einerseits die Einge-
borenen zur Arbeit zu erziehen und sie vor Aus-
beutung durch die Arbeitgeber zu schützen, andererseits
die gänzlich veraltete Einrichtung der Militärverwal-
tung des aufständischen Gebiets durch eine zweck-
entsprechende Neueintheilung zu ersetzen sowie nebenbei
den Handel der Provinz Angola zu heben.
Es wird amtlicherseits unumwunden zugegeben,
daß die Fehler in der Arbeiterbehandlung, die schlechte
Verwaltung und der Niedergang des Handels in
Angola die bedauerlichen Zustände jener Besitzung
herbeigeführt haben. In dem Vorbericht zu dem
Dekret, wodurch die Verwaltung von Bihé und Bai-
lundo geändert wird, heißt es: „Unter Ausnutzung
der Verlassenheit, in der wir jene Völkerschaften ge-
lassen haben, breiten die fremden Missionen ihre
Thätigkeit zum offenbaren Nachtheil unseres politischen
Einflusses immer mehr aus. Außerdem hat der
Mangel an Polizei und Ueberwachung zu Miß-
bräuchen geführt, die sich Behörden und Private
gegen Handelszüge und wehrlose Eingeborene haben
zu Schulden kommen lassen; es ist daher dringlich,
daß zu Gunsten des guten Namens Aller die Wieder-
holung solcher Fälle vermieden werde."
Die erwähnten Vorschriften sind in dem Diario
do Governo Nr. 158 vom 18 Juli veröffentlicht
worden. Am umfangreichsten ist die „Vorläufige
Vorschrift für die Arbeit der Eingeborenen und die
Entwickelung des Ackerbaues in der Provinz Angola.“