Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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zu verwerthen, wird die Erfahrung noch lehren. 
Jedenfalls sollen die Jungen, auch wenn ein weißer 
Meister sie später in Arbeit nimmt, vorläufig 
immer noch unter einer gewissen Kontrolle des Er- 
ziehungshauses bleiben. Mit der Ausbildung von 
Eingeborenen zu Handwerkern wird fortgefahren 
werden. 
Von der Mission ist es bestimmt in Aussicht 
genommen, vom nächsten Frühjahr ab durch Schwestern, 
die demnächst herauskommen werden, auch eingeborene 
Mädchen erziehen und zu Hausarbeiten anleiten zu 
lassen. Man will es zunächst auch mit Betschuanen- 
mädchen versuchen. 
Die Erziehung der Eingeborenen ist gewiß nicht 
leicht. Behält man im Auge, daß das wichtigste 
dabei ist, den Eingeborenen an Arbeit zu gewöhnen, 
so wird ein befriedigendes Ergebniß erreicht werden 
können. Sonst freilich wohl kaum. 
Ueber den Schulunterricht in Malaguna (Südsee) 
schreibt P. Fromm in einem Privatbriefe, der in den 
„Monatsheften zu Ehren 2c.“ veröffentlicht ist: 
Unsere Thätigkeit, besonders auf dem Schulgebiete, 
nimmt ihren gewöhnlichen Gang. Wir haben jetzt 
fast alle Kinder, die zur Mission gehören, an regel- 
mäßigen Schulunterricht gewöhnt; es sind ihrer mehr 
als 400. Der Herr Gouverneur hat unsere Schule 
schon mehrmals mit seinem Besuche beehrt und die 
Kinder im Lesen und Schreiben geprüft. Es ist 
wirklich eine Freude, zu sehen, wie unser junges 
Volk sich geistig und körperlich entwickelt, und welchen 
Eifer die Kleinen für die gute Sache an den Tag 
legen. Das ist ein wahrer Trost bei allen unsern 
Arbeiten und Mühen. 
Die neu errichteten Stationen in unserer Nähe 
entwickeln sich alle in erfreulicher Weise, alle haben 
erhebliche Fortschritte zu verzeichnen. Besonders sind 
die jungen heranwachsenden Leute uns zugethan, und 
richten wir daher unser Hauptaugenmerk darauf, 
diese gründlich und gut zu unterrichten und zu Christen 
heranzubilden, auf deren Standhaftigkeit und Beharr- 
lichkeit man sich verlassen kann. Wir haben aller- 
dings nicht mehr den Zudrang und die großen Zahlen 
von neuen Taufen wie vor fünf Jahren. Die Ein- 
geborenen sind seitdem viel stolzer und frecher ge- 
worden als früher, oder, wie Einige sagen, sie sind 
„zivilisirt“. Oberflächliche, falsche Zivilisation, etwas 
äußere Tünche (die sogar Hüte, Regenschirme und 
„Eau de Cologne“ mit einschließt) haben sie an- 
genommen, aber innerlich sind sie von der wahren 
Zivilisation, von Bescheidenheit und Demuth weiter 
entfernt als früher. 
Glücklicherweise sind uns unsere alten Christen 
aus den Massenbekehrungen von 1896 und 1897 
alle treu geblieben. Obgleich der Tod ihre Reihen 
bedeutend gelichtet hat, sind sie doch der Hauptstock 
der katholischen Bevölkerung, und diejenigen, welche 
seitdem getauft wurden, sind ihre Kinder und Ver- 
wandten. Wir hatten auch erhebliche Schwierigkeiten 
  
mit den Leuten von Malaguna an der Nordkiste 
wegen des von ihnen verkauften und von Neuem 
beanspruchten Landes. 
Sie haben mir bei Ihrem Abschiede von hier 
recht ans Herz gelegt, für das Wörterbuch zu arbeiten 
und durch Sammlung noch unbekannter Wörter zu 
dessen baldiger Vervollständigung beizutragen. Ich 
bin Ihrem Wunsche nun so viel als möglich nach- 
gekommen und verwende ziemlich viel Zeit auf Sprach- 
forschungen. Leider sind die meisten Kanaken so 
siumpfsinnig, und man muß oft zehn= bis zwanzig- 
mal in verschiedener Form nachfragen, bis man die 
richtige Bedeutung neuer Wörter oder neuer Wendungen 
ersährt. Bei ihrer gänzlichen Unkenntniß der Gram- 
matik geht ihnen meistens auch die Geduld aus. 
Doch habe ich jetzt einen verständigen Jungen, 
Namens To Kukumbu, gefunden, der mir außer- 
ordentlich viel geholfen hat. Stundenlang kann ich 
ihn ausfragen, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen. 
Aus fremden Uolonien und 
Produktionsgebiecten. 
vorschriften für die portugiesischen Beüitzungen 
in Westafrika. 
Infolge des kürzlich in Bailundo (Provinz An- 
gola) ausgebrochenen Aufstandes hat der Marine= 
minister von Portugal eine Anzahl Vorschriften 
erlassen, die den Zweck haben, einerseits die Einge- 
borenen zur Arbeit zu erziehen und sie vor Aus- 
beutung durch die Arbeitgeber zu schützen, andererseits 
die gänzlich veraltete Einrichtung der Militärverwal- 
tung des aufständischen Gebiets durch eine zweck- 
entsprechende Neueintheilung zu ersetzen sowie nebenbei 
den Handel der Provinz Angola zu heben. 
Es wird amtlicherseits unumwunden zugegeben, 
daß die Fehler in der Arbeiterbehandlung, die schlechte 
Verwaltung und der Niedergang des Handels in 
Angola die bedauerlichen Zustände jener Besitzung 
herbeigeführt haben. In dem Vorbericht zu dem 
Dekret, wodurch die Verwaltung von Bihé und Bai- 
lundo geändert wird, heißt es: „Unter Ausnutzung 
der Verlassenheit, in der wir jene Völkerschaften ge- 
lassen haben, breiten die fremden Missionen ihre 
Thätigkeit zum offenbaren Nachtheil unseres politischen 
Einflusses immer mehr aus. Außerdem hat der 
Mangel an Polizei und Ueberwachung zu Miß- 
bräuchen geführt, die sich Behörden und Private 
gegen Handelszüge und wehrlose Eingeborene haben 
zu Schulden kommen lassen; es ist daher dringlich, 
daß zu Gunsten des guten Namens Aller die Wieder- 
holung solcher Fälle vermieden werde." 
Die erwähnten Vorschriften sind in dem Diario 
do Governo Nr. 158 vom 18 Juli veröffentlicht 
worden. Am umfangreichsten ist die „Vorläufige 
Vorschrift für die Arbeit der Eingeborenen und die 
Entwickelung des Ackerbaues in der Provinz Angola.“
	        
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