Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Leute, einen Sack Mais für die Kameele, sodann 
Reservegeschirre, Bohlen, Aexte, Sägen, Beile, Kreuz- 
hacken und was dergleichen mehr zu einer Wagen- 
fahrt ins Innere von Nutzen sein kann. Das Lade- 
gewicht betrug 60 Centner und das Eigengewicht 
des Wagens 20 Centner; in Summa hatten die Thiere 
also 80 Centner zu ziehen. 
Es war in der Frühe des 7. September 1900, 
als ich mit meinem Gefährt von Dar-es-Salm 
aufbrach. Ohne Schwierigkeit ging die Fahrt bis 
zum km 8 in der Nähe des Sachsenwaldes. Dort 
zeigte mir ein tiefsandiger Anstieg zum ersten Male, 
wie leicht man stecken bleiben kann. Wären nun 
mehrere Wagen gewesen, so hätte ich für diese 
wenigen 100 m Vorspann genommen und wäre 
nachher in aller Ruhe meine Straße weiter gezogen. 
So aber sah ich mich gezwungen, sofern ich nicht 
meine Thiere zu sehr anstrengen wollte, bis auf 
52 Lasten abzuwerfen und liegen zu lassen, um sie 
später nachzuholen. Bei km 13 machte ich in 
Mbaruksruh Rast, warf die Lasten ab und holte 
den Rest nach. Somit hatten die Thiere am ersten 
Tage eine Strecke von 23 km zurücklegen müssen. 
Am andern Morgen in aller Frühe war ich 
wieder auf den Beinen, hatte abends vorher alle 
Lasten aufpacken lassen, war aber noch nicht aus 
der Sicht des Dorfes, als beim kräftigen Anziehen 
der Thiere eine starke eichene Vorderbrake durch- 
brach. Eine zweite Reservevorderbrake wurde vor- 
gelegt, hatte aber in wenigen Minuten dasselbe 
Schicksal. Ich hätte nun hülflos den Wagen stehen 
lassen müssen, hätte meine Geschirrkonstruktion nicht 
auch eine andere Bespannung zugelassen. In wenigen 
Minuten waren die Thiere an die Vorderbrake an- 
gespannt, und weiter ging es über Kongoramboto 
hinaus. Beim km 18 beginnen die Puguer Vor- 
berge, doch geht nun der Boden von Sand in festen 
Lehmboden über, so daß trotz des Anstiegs der Weg 
besser zu bewältigen ist als im ebenen Sandboden. 
Bei 22⅛½ km Wegstrecke machte ich in Pugu Rast, 
das lieblich an der Berglehne der Kisseraweberge 
sich hinzieht. Vor mir lag ein schwieriges Gelände, 
die Bergrücken von Kisserawe, und aus dem Bruch 
der beiden Vorderbraken hatte ich den Schluß ge- 
zogen, daß eine so starke Belastung bei einem so 
unbeholfenen Wagen denn doch eine gewagte Sache sei. 
Ich ließ deshalb 48 Lasten unter der Obhut des 
von der Regierung in Pugu stationirten Inders zu- 
rück, um mich jetzt dauernd auf eine Belastung von 
rund 36 Centner Ladegewicht und 20 Centner 
Eigengewicht zu beschränken. 
In der Frühe des 9. September ging es in 
mäßigem Anstieg in die Kisseraweberge hinein. Der 
Inder der Station begleitete mich noch eine Strecke 
weit, um mich von der Güte seiner Arbeit, da ihm 
die Instandhaltung des Weges oblag, zu überzeugen. 
Der Weg hat festen Untergrund, und gegen die 
Steigerung bis zu 330 m über dem Meere läßt 
sich nicht viel einwenden. Dann folgte aber eine 
464 
  
  
sehr schwierige Strecke, und namentlich beim Bergab- 
fahren lief man durch das schnelle Hinabgleiten des 
Wagens große Gefahr. Ich schlug nun ein Reserve- 
tau um die Speichen des Wagens, legte somit noch 
ein zweites Hinterrad fest und ließ den Wagen 
langsam die Berge hinuntergleiten. Und selbst dann 
mußte noch mit aller Vorsicht ans Werk gegangen 
werden. Sehr weit war ich an diesem Tage nicht 
gekommen, jedoch war die Leistung zu meiner Zu- 
friedenheit ausgefallen. Ein schweres Stück Arbeit 
lag hinter mir, und beim Kilometerstein 31 schlug 
ich diesmal mitten in der Wildniß mein Lager auf. 
Am folgenden Tage ging die Fahrt weiter durch 
die Berge, immer wieder bergauf und bergab. Eine 
Brücke über den Quellbach des Mssimbasi hatte, ob- 
wohl ich sie durch Bohlen verstärkt hatte, nicht ge- 
halten. Zwei Kameele waren hindurchgetreten. 
Ueber den Mpigi hatte Hauptmann Schlobach kurz 
vorher eine dauerhafte Brücke geschlagen, und wenn 
derartige Brücken überall, wo es angebracht ist, be- 
stehen, dann gelingt eine Wagenfahrt leichter und 
die unangenehmen Fahrtunterbrechungen hören auf. 
Kurz vor Kola war der Weg zu eng, so daß ich 
mit einer Seite des Wagens immer in einem 
Graben saß, der zu beiden Seiten des Weges auf- 
geworfen war. Als ich endlich auf dem Hochplateau 
von Kola angelangt war, bereitete ich der Dorf- 
jugend große Freude dadurch, daß ich sie insgesammt 
auf den Wagen setzte und in diesem Aufzuge im 
Triumph ins Dorf einfuhr. 
Am folgenden Tage gestaltete sich der Weg er- 
heblich günstiger. Durch ein leicht welliges Terrain 
ohne größere Bodenerhebungen geht es durch Park- 
landschaften. Der Mlandisi= und der Bandabach, 
die beide in den Kingani münden, geben in der 
Trockenzeit keinen Anlaß zum Aufenthalt, und so 
wurden diesmal richtig 20 km Wegstrecke ohne 
Schwierigkeiten zu Stande gebracht. Hinter Tschakh- 
enge bis nach Tschangedere hat das Terrain einen 
hügeligen Charakter und vom Regen waren tiefe 
Rinnsale aufg rissen, so daß den Berg hinan recht 
unbequem zu fahren war. Beim Abstieg gelangt 
man auf eine mehrere Kilometer weite sandige 
Strecke bis zum Msenga qua Pundugera. Von 
Msenga senkt sich das Terrain ein wenig zum 
Lugologolo, geht dann in den Sabwiwald über und 
fällt zum Kitomondobach ab. Gleich darauf stößt 
man auf den Makubebach, dessen Passiren wegen 
der steilen Böschung sehr schwierig war. Hinter 
dem Bache Makube dehnt sich eine mehrere Kilo- 
meter breite Ebene mit schwarzem, leicht durchlässigem 
Boden aus, die dem Transporte einige Schwierig- 
keiten bereitet, bis man die Globwaerhöhe erreicht, 
von wo es zum Mafisibach hinuntergeht. Die Ebene 
des Kingani steht in der Regenzeit diesseits und 
jenseits des Flusses weit unter Wasser, und auf der 
Höhe der Regenzeit halte ich ein Fahren für aus- 
geschlossen, sofern nicht zu beiden Seiten ein Fahr- 
damm mit Abzugsgräben aufgeworfen wird, der aus
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.