Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Pflanzungsarbeitern erzogen werden müssen. Natürlich 
ist auch der Lohn für diese Arbeiter regierungsseitig 
entsprechend normirt worden, und ist dies außerdem 
der einzig gangbare Weg, um einerseits die Pflan- 
zungen von den unerschwinglich kostspieligen Lagos- 
und Togoarbeitern zu befreien und andererseits die 
großen Lohnausgaben für die Kolonie zu erhalten, 
was eine nicht zu unterschätzende finanzielle Kräftigung 
der eingeborenen Bevölkerung bedeutet. Zu Ende 
des Berichtsjahres stellte sich der Gesammtbestand an 
Arbeitern auf 560 Hinterlandstämme, 90 Accra= und 
Monrovialeute, also 650 Leute in Summa, so daß 
wir menschlicher Berechnung nach für das nächste 
Jahr hinreichend mit Arbeitskräften versorgt sein 
und einer ruhigen weiteren Entwickelung unseres 
Unternehmens entgegensehen dürsen. An Neuanpflan- 
zungen in großem Maßstabe konnte in Anbetracht des 
fast ständigen Arbeitermangels nicht gedacht werden. 
Diese beschränkten sich vielmehr auf die Neuanlage 
von etwa 17 ha Kakao und die Auspflanzung von 
etwa 10 000 Kickxiabäumen, letztere besonders an 
Graben= und Wegerändern. 
Der Erwähnung bedarf nun noch die gegen Ende 
des Berichtsjahres inaugurirte sehr wesentliche Mo- 
difizirung des Kakao-Gährverfahrens. Der Kakao# 
wird nämlich jetzt ungewaschen einer sechstägigen 
(gegenüber der bisher geübten 60 stündigen) Fermen- 
tirung unterworfen, ein Verfahren, welches ein der- 
artig vorzügliches Produkt lieferte, daß die Hamburger 
Käufer sofort einen dem früher gezahlten um etwa 
10 pCt. überlegenen Preis bewilligten. Da ferner 
durch Fallenlassen der bisher geübten Waschung des 
Kakaos ein Gewichtsgewinn in Höhe von 8 bis 10 pCt. 
erzielt wurde, so sind wir in der angenehmen Lage, 
in Zukunft mit einem entsprechenden Mehrgewinn 
rechnen zu können. Dieser Erfolg freut uns umso- 
mehr, als wir bereits seit vielen Jahren ständig 
darauf hingewiesen hatten, daß die allerseits verlangte 
Beseitigung des dem hellfarbigen Kamerunkakao eigen- 
thümlichen, herben und strengen Geschmackes, der 
seine Verwendbarkeit ohne Beimischung von anderem 
milderen Kakao in Frage stellte, nur durch eine 
wesentlich längere Fermentirungs= und Trockendauer 
zu erreichen sei, wobei allerdings die bisher den 
Marktpreis vorwiegend bestimmende Schönheit der 
Farbe nicht beibehalten werden konnte. Da aber die 
hiesigen Abnehmer auf dies bestechende Aeußere der 
Kamerunbohne unter keinen Umständen glaubten ver- 
zichten zu dürfen, so wurden unsere auf eine zweck- 
mäßige Verbesserung des Gähr= und Trockenverfahrens 
gerichteten Vorschläge nicht weiter beachtet, bis wir 
jetzt auf eigene Faust eine solche, glücklicherweise mit 
überraschendem Erfolg, in die Wege leiteten. 
Zur Bilanz sind folgende Bemerkungen zu machen: 
Aus den bereits in früheren Berichten des Oefteren 
erörterten Gründen haben wir auch in diesem Jahre 
eine Summe und zwar in Höhe von 35000 Mk. 
vom Betriebskonto direkt auf Konto Plantagen- 
Unternehmung geschrieben, welches demnach mit 
759 096,68 Mk. zu Buch steht. 
  
492 — 
  
Laut Betriebskonto wurden Mark Mark 
vereinnahmt . 207 029,17 
Die Gesammtbetriebsausgaben be- 
betrugen in diesem Jahre 178 431.21 
dazu kommen hiesige Untosten 3 417,97 
Zinsen 8 588,83 
im Ganzen also 190 438,01 
Von dieser Summe sind direkt auf 
Konto Blantagen-Unternehmung 
übertragen . ..35000,- 
bleiben 155 438,01 
mithin Nettogewinn 51 591,16 
Von diesem erzielten Reingewinn 
entsallen nach § 32 des Gesell- 
schaftsstatuts 10 pCt. mit. 5 159,12 
auf Reservekonto, 
ferner 20 pCt. als Tantieme an 
den Vorstand . 10 318,23 
und 10 pCt. Tantieme laut Ver- 
trag an Herrn Friederici pro 
rata für 41/8 Monate . 1863,03 
und an Herrn Meinhardt 5 vci 
für 7⅜ Monate 1 618,03 18 988.41 
bleiben 32602,75 
Von dieser Summe werden zunächst laut § 2 
des Statuts 
4 pCt. auf das eingezahlte Kapital mit. 24 000,— 
als Dividende in Abzug gebracht. 
8 602·75 
Von diesem nachbleibenden Ueberschuß erhalten 
die Herren Aussichtsrathömitgleoer 10 v"Gt- 
Tantieme 860, 28 
7742,47 
Von dem noch verbleibenden Rest von 7742,47 M. 
wird 1 pCt. als Superdividende, mithin. 6000.— 
vertheilt, während restirende. 1 742,47 
auf neue Rechnung vorzutragen sind. 
Gesellschaft Kordwest-Kamerun. 
Das Direktorium der Gesellschaft hat den zweiten 
Jahresbericht (für das Jahr 1901) erstattet. 
Danach gestatten die Verhältnisse der Konzession 
noch nicht, einen günstigen Bericht vorzulegen, da 
die Entfernung des Konzessionsgebietes von der 
Küste die Aufschließung erschwert und große Summen 
erfordert. „Wir haben“ — so heißt es weiter — 
„zunächst die Nordwestecke unserer Konzession weiter 
bearbeitet und in der letzten Regenzeit Waaren zur 
Eröffnung des Handels hinaufgesandt; zur Zeit ist 
ein zweiter Dampfer auf dem Wege nach Old 
Calabar, um die jetzt beginnende Schiffbarkeit des 
Kroßflusses voll zu benutzen. Unser Gebiet ist reich 
an Produkten, und ist unser ganzes Bestreben darauf 
gerichtet, dieses auszunützen. Mit Ende der Schiss- 
barkeit im November wird es sich zeigen, in wie 
weit unsere Erwartungen auf die Ausnutbarkeit des 
Reichthums des Gebietes sich alsbald in greifbaren 
Resultaten verwirklichen lassen. Das Küstengeschäft 
in Duala, wenngleich eine Besserung zu konstatiren 
ist, krankt noch immer an der übergroßen Konkurrenz 
und läßt unter den jetzigen Verhältnissen vorläufig 
keinen Gewinn. Wir arbeiten daher fortgesetzt 
daran, im Duala-Geschäft eine Verständigung mit 
der Konkurrenz herbeizuführen, um dadurch gesundere
	        
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