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das Vieh bieten die reichen Grasbestände in den
lichten Wäldern und den kleineren oder größeren
Savannen. Die dortigen Buschleute sind sehr dienst-
willig, dabei sehr genügsam, so daß sie gute und
billige Arbeitskräfte abgeben würden. Sovweit ich
es beurtheilen kann, würde man in diesem Gebiet
dieselben Nutzpflanzen anbauen können wie am Oka-
vango und müßte auf dem jungfräulichen Boden
dieselben großen Erträge erzielen können wie dort.
Zum Hausbau liefern die Wälder ein dauerhaftes,
sestes Material.
Einen Umstand möchte ich noch erwähnen, in dem
mir eine große Gefahr für den prächtigen Baum-
bestand zu liegen scheint. Wie im südlichen Theil
des Distrikts die Buschleute alljährlich zu Beginn der
kalten Jahreszeit das Gras anzuzünden und abzu-
brennen pPflegen, so thun sie es auch hier. Ihre
Gründe sind, wie sie mir auf Befragen angaben,
dafür folgende: Einmal wollen sie dadurch das
zahllose Ungeziefer, Schlangen, Skorpione und die
vielerlei lästigen Insekten und ihre Brut, vernichten.
Dann benutzen sie das Feuer auch zu Jagdzwecken,
indem sie dasselbe im Halbkreis anlegen und das
davon vertriebene Wild nach einer bestimmten Rich-
tung treiben, wo sie ihm auflauern. Dann pflegt
sich das Wild auch bald nach erfolgtem Brande
wieder einzustellen, um das überall hervorschießende
Grün zu äsen. Auch so bietet sich dem Buschmann
Jagdgelegenheit. Mit unermüdlicher Ausdauer ver-
solgt er das mit dem Pfeil verwundete Thier, bis
dieses, immer wieder ausgehetzt, schließlich vor Er-
mattung zusammenbricht und eine willkommene Beute
des Buschmannes wird. Das nicht abgebrannte hohe
Gras würde die Entwickelung des jungen Frühjahrs-
grüns beeinträchtigen. Schließlich, glaube ich, kommt
auch ein gewisster Uebermuth als Grund für das
Abbrennen dazu. Im siüdlichen Theil des Distrikts,
also um Grootsontein herum, machen aber die trotz
aller Maßregeln immer wiederkehrenden Brände
weniger Schaden, weil sie in dichten Busch nicht
weit einzudringen vermögen, da es ihnen an
trockener Nahrung fehlt. In lichteren Beständen aber
treibt der während der kalten Jahreszeit beständig
herrschende scharfe Ost das Feuer so schnell vor sich
her, daß es nicht Zeit findet, die grünen Zweige des
Gebüsches zu vernichten. Anders hier. Der scharfe
Wind fehlt meist, und da hat das Feuer Zeit, ge-
nährt von dem hohen und dichten Grase, die meist
moosbewachsene Rinde des Baumes im lichten Walde
zu erfassen. Gerade die ältesten und darum am
wenigsten saftreichen Bäume werden ein Opfer dieser
Grasbrände. Der Baum leidet und krankt; was der
Brand eines Jahres nicht vermocht, vollendet der des
anderen, und die Zahl der verdorrten und ihre kahlen
Aeste zum Himmel streckenden Baumriesen ist gewaltig.
Die Buschleute haben zwar auf meine Vorstellungen
versprochen, nur noch das Gras auf freien Flächen
abzubrennen, die Wälder aber zu schonen, aber cs
wird einstweilen wohl bei der alten Gewohnheit
bleiben.
Schulunterricht für Eingeborene in Windheoek.
Der Seelsorger der evangelischen Kirchengemeinde
in Windhoek, Pastor Anz, welcher zur Förderung
der deutschen Sprache unter den Eingeborenen aus
Mitteln des Schutzgebietes eine jährliche Unter-
stützung erhält, hat seit über Jahresfrist in Windhoek
eine Schule eingerichtet, in welcher erwachsene, im
Dienste der Weißen stehende Eingeborene in deutscher
Sprache unterwiesen werden. Der Unterricht findet
dreimal wöchentlich in den Abendstunden statt und
umfaßt Schreiben, Lesen und Rechnen. Er wird in
zwei Gruppen ertheilt. Die eine besteht aus den
eingeborenen Soldaten, die andere aus den eingeborenen
Polizisten und Dienern. Insgesammt besuchen zur
Zeit dreißig Eingeborene diesen Unterricht. Die
Lehrstunden erfreuen sich, abgesehen von durch die
dienstliche Thätigkeit der Schüler verursachten Un-
regelmäßigkeiten, eines durchaus befriedigenden Zu-
spruches. Dementsprechend sind auch die bisher
erzielten Erfolge zufriedenstellend. Die Diener,
welche meist in jüngerem Alter stehen, erweisen sich
naturgemäß gelehriger als die älteren Soldaten und
Polizisten.
Der Unterricht verfolgt das Ziel, den Geist der
Eingeborenen zu wecken, sie zur schnelleren und
klareren Erfassung der von ihren Vorgesetzten und
Dienstherren gegebenen Aufträge zu befähigen und
ihre Verwendung als Dolmetscher zu ermöglichen.
Frachtersparnisse durch die Bahn Swakopmund—Winobeek.
Die kürzlich erfolgte Inbetriebnahme der Bahn-
strecke Swakopmund —Windhoek im deutsch-südwest-
afrikanischen Schutzgebiete legt einen Vergleich nahe
zwischen den früheren und jetzigen Frachtkosten bei
Beförderung von Gütern nach dem Hinterlande.
Als Grundlage für diesen Vergleich mag am
besten die Menge der für die Regierung zu beför-
dernden Güter dienen. Angestellte Ermittelungen
haben ergeben, daß während der letzten Jahre durch-
schnittlich regierungsseitig pro Jahr verfrachtet
worden sind:
1. 1085 Tonnen von Swakopmund nach Windheoek,
2. 55 - - - Okahandja,
3. 445 - - - -Karibib,
4. Außerdem 200 Tonnen an Munition und Vieh.
Die Fracht per Ochsenwagen, auf welches Be-
förderungsmittel man in früheren Zeiten ausschließlich
angewiesen war, betrug:
1. Von Swakopmund nach Windhoek Mk. 20 pro
Zentner = 400 Mk. pro Tonne,
2. Von Swakopmund nach Okahandja Mk. 17 pro
Zentner = 340 Mk. pro Tonne,
3. Von Swakopmund nach Karibib Mk. 14 pro
Zentner 280 Mk. pro Tonne.
Es waren daher durchschnittlich pro Jahr von
der Regierung an Frachtlosten auf den erwähnten
Strecken zu zahlen: