— 497 —
Der Evangelische Afrika-Verein berichtet in seiner
Zeitschrift „Afrika“ über die Gründung von Schulen
im Gebiete der Station Lutindi (Deutsch-Ostafrika):
Der Vorstand des Evangelischen Afrika-Vereins
glaubte dem dringenden Bedürfnisse und dem Wunsche
der umwohnenden Waschambaa Rechnung tragen zu
müssen und hat seinen Diakonen auf ihren Antrag
die Errichtung der nöthigen Schulen gestattet, mit
dem Auftrage, soweit ihre eigene Kraft für den
Unterricht nicht ausreicht, denselben durch von ihnen
herangebildete eingeborene Helfer ertheilen zu lassen.
Und da kommt es uns gut zu statten, daß bereits
einzelne der größeren und begabteren Zöglinge soweit
geschult sind, daß sie solche Helferdienste zu leisten
im Stande sind. Da indeß der Evangelische Afrika=
Verein in seiner Fürsorge für die Eingeborenen das
Hauptgewicht auf die praktische, kulturelle Erziehung
derselben legt (Handwerk und Wirthschaft) sowie auf
eine weitergehende erziehliche Arbeit an ihnen, die
sie zur Uebernahme kleinerer Beamtenstellen im
Plantagen= oder Regierungsdienste fähig machen soll,
also auf Arbeiten, welche weniger im Gebiete eigent-
licher Missionsthätigkeit liegen, so follen unsere Dia-
konen zwar der Noth gehorchend den erwähnten
Schulunterricht, welcher mehr eine direkte Missions-
aufgabe darstellt, in Angriff nehmen, aber nur so
lange fortführen, bis die evangelische Mission sich
der Bevölkerung in der Umgegend unserer Station
annimmt. Wir können nur wünschen, daß dies recht
bald geschieht, damit unsere Kräfte wieder ganz für
unsere Hauptausgabe frei werden.
Im „Evangelischen: Heidenboten-, dem Organ der
evangelischen Missionsgesellschaft in Basel, lesen wir:
Der Entschluß, unsere Arbeit in Togo an die
Norddeutsche Mission abzugeben, wurde uns dadurch
erleichtert, daß gerade in den Tagen, da Herr In-
spektor Schreiber auf seiner Rückkehr von Afrika die
Angelegenheit mit uns durchsprach, eine Anfrage der
amerikanischen Presbyterianer bei uns einlief, ob wir
nicht geneigt wären, ihre Arbeit in Süd-Kamerun
zu übernehmen. Vom Gabun aus sind sie im Lauf
der Jahre nach Norden vorgedrungen und haben sich
seit 1885 auch im Süden des deutschen Schutzgebietes
Kamerun niedergelassen. Ihre erste Station war
Groß--Batanga an der Küste; es folgten seit 1893
Efulen, Elat (Ebolowe) und Lolodorf, alle drei im
Innern gelegen. Unsere Missionare in Kamerun
kamen hier und da in freundliche Berührung mit
ihnen und lernten sie und ihre hingebende und solide
Arbeitsweise schätzen. Besonderes Gewicht legten die
Amerikaner auf die ärztliche Mission. Ihre Arbeit
war nicht ohne Erfolg, wenn auch die Gemeinden bei
ihrer vorsichtigen Taufpraxis nur langsam wuchsen.
In den letzten Jahren ergaben sich den amerikanischen
Missionaren Schwierigkeiten aus dem Umstand, daß
sie in ihren Schulen auch deutschen Unterricht er-
theilen sollten. Sie entschlossen sich, ihre westafrika-
nische Mission abzugeben, die Stationen in Kamerun
an eine deutsche Gesellschaft. So wandten sie sich
an uns. Nun müssen wir uns sagen, daß kaum eine
andere größere deutsche Missionsgesellschaft in der
Lage sein dürfte, die Arbeit zu übernehmen, und daß
es im Interesse der Sache liegt, daß die evangelische
Mission in Kamerun sich nicht zersplittert, sondern
so weit als möglich von einer Gesellschaft gethan
wird. Dazu kommen die günstigen Anerbietungen
der Presbyterianer: kostenfreie Ueberlossung ihres
Missionseigenthums und finanzielle Unterstützung oder
zeitweilige Ueberlassung etlicher ihrer Missionare auf
ihre Kosten. Trotzdem wird die allfällige Uebernahme
einer so ausgedehnten Arbeit für uns ein großes
Wagniß sein und ihre Folgen haben. Wir dachten
eben daran, von Bombe aus nach Bali vorzudringen,
und wissen wir nicht, ob uns das noch möglich sein
wird, wenn wir in Süd-Kamerun eintreten, und
ob wir dann noch an einen neuen Anfang im Innern
von Togo denken dürfen, ist vollends fraglich. Dennoch
glauben wir, in nähere Unterhandlungen mit den
Presbyterianern eintreten zu sollen. Ein bindendes
Versprechen ist noch nicht gegeben. Wir möchten,
ehe wir uns entscheiden, nicht nur die Ansicht unserer
Missionare in Kamerun hören, sondern auch die
Stimmung unter unseren Freunden in der Heimath
kennen lernen; denn es ist klar, daß die Uebernahme
der Arbeit in Süd-Kamerun mit einem bedeutenden
Mehraufwand von persönlichen und finanziellen
Kräften verbunden sein würde.
Das „Monatsblatt der Norddeutschen Mission"“
enthält erfreuliche Nachrichten aus der Arbeit auf
den Bergstationen in Togo, aus denen Folgendes
zu entnehmen ist:
Amedzowe hat nicht nur als Gesundheitsstation,
sondern auch als Sitz unserer Mittelschule und des
Seminars eine große Bedeutung für unfer ganzes
Arbeitsfeld. Beide Anstalten stehen zur Zeit unter
der Leitung von Missionar Schröder. „AUnsere
Schüler und Lehrer,“ so schreibt er in seinem Halb-
jahrsbericht, „haben mir im Allgemeinen die Arbeit
leicht gemacht. Es herrschte unter den Schülern ein
guter Geist, und manche stehen offenbar unter der
Zucht des Geistes Gottes. Wie sehr solche Erfah-
rungen mein Herz mit Lob und Dank erfüllen, kann
ich gar nicht sagen. Im Seminar ist die erste Klasse
nur von vier Zöglingen besucht, die für das neue
Jahr zur Anstellung vorgeschlagen sind. Die zweite
Klasse dagegen hat 15 Schüler, unter denen nach
längerer Zeit auch wieder verschiedene Küstenleute
sind, die einen besonders tüchtigen Eindruck machen
und sich gut eingelebt haben. Bleiben sie uns er-
halten, so würden zu Neujahr 1904 mehr Lehrer
angestellt werden können als je zuvor.“ In der
Gemeinde Amedzowe hat sich der Kirchenbesuch durch
die Heiden bedeutend gehoben. Bruder Dettmann
hat die Sorge für die Außenstationen. Er war früher
schon in Amedzowe thätig, so daß er Vergleiche an-
siellen kann zwischen einst und jetzt. Nach einem
Besuche in Ansoe, wo der Lehrer schwer erkrankt
war, aber die Schüler gleichwohl in der Prüfung